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Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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Äderchen mit grüner Creme verdeckt werden. Keine Angst, die sieht man nicht, auf die kommt noch Feuchtigkeitscreme und Grundierung und Transparentpuder! Und nun darf auch die „reife Frau“ zufrieden mit sich sein!
    Pardon, ich habe das Haupthaar vergessen! Aber was die „reife Frau“ in ein „paar Minuten“ schafft, das ist halt in einem einzigen Artikel nicht unterzubringen.

Waren Sie schon beim Nobelfriseur?
    Buchhändler klagen oft über „Schwellenangst“ und meinen damit, dass es Leute gibt, die sich nicht in Buchhandlungen hineinwagen. Ich kenne solche Leute zwar nicht, aber unter meinen weiblichen Bekannten stelle ich „Schwellenangst“ vor einer anderen Sorte von Geschäft fest: Etliche Frauen, die ich kenne, wären gern bereit, in einen „supertollen Haarschnitt“ Geld zu investieren, haben aber vor gewissen „Coiffeur-Salons“ Schwellenangst.
    Sie machen sich auf den Weg zum „Haar-Stylisten“, drehen aber, bei der Eingangstür angekommen, mutlos wieder um, weil sie in das, was sie durch die Auslagen erspähen, nicht hineinzupassen meinen.
    Sehr gehobenes Friseurmilieu will halt gelernt sein. Angestellte und Kundinnen spielen dort bei Kaffee und Sekt-Orange auf „lockere Hairdresser-Party“. Dieser Effekt tritt besonders dann ein, wenn junge Herren in Jeans oder Lederhosen am Damenhaar werken.
    Vital, charmant und nie übergewichtig, wieseln, flattern und schweben diese Knaben von Dame zu Dame, erkundigen sich nach der letzten Tennisstunde, dem vereisten Kofferraumschloss der einen, dem Ceylontrip der anderen, besprechen die Horoskope des Tages, erkundigen sich nach den Kindern und Männern und schnipseln, scheint es, nur nebenbei an Haaren herum oder blasen Luft in diese.
    Und die Damen scheinen auch weit eher zu Gespräch und Erholung hier zu sein als der Haare wegen.
    Sehr ausgeschlossen fühlt sich die Frau, die zum ersten Mal in so einem Wasserwellentempel weilt. Auf die Frage, wer sie bedienen soll, weiß sie keine Antwort, welches freie Stühlchen sie zum Warten besetzen darf, ist ihr unklar.
    Dass ihre Anwesenheit überhaupt wahrgenommen wird, erkennt sie daran, dass hin und wieder ein schwebender Knabe einen anderen fragt, ob er wohl Zeit „für die Dame“ aufbringen könne. Worauf der andere Knabe vage lächelt und verspricht, dass er „schauen wird, wo er die Dame unterbringen kann“.
    So weiß die Dame wenigstens, an wen sie ihre hoffnungsvollen Blicke richten darf. Und irgendwann einmal erbarmt sich der Knabe ihrer.
    Doch spätestens beim dritten Besuch im verspiegelten Palast weiß man, dass der Herr Pauli vom Silvester in Gastein träumt und der Herr Peter seinen Alfa verkaufen will, und wird gefragt, wie es am Freitag im Theater war, und ist somit „in“.
    Und hört sich selbst zu, wie man allerhand daherplappert, was einem an anderen Orten nie in den Sinn käme.

Ratlos im Leinen-Knitter-Look
    Die Damenmode ist schon eine komische Sache, und je älter ich werde, umso ratloser stehe ich manchen ihrer Gebote gegenüber. Dabei bin ich absolut kein Modemuffel!
    Ich nehme anstandslos zur Kenntnis, dass es nun wieder Achselpolster gibt und dass die Hosen dort zu pludern haben, wo sie früher stramm zu sitzen hatten. Ich finde es spaßig, wenn junge Damen à la Monroe dahertrippeln oder „Wie vom Winde verweht“ in die Sommerferien fahren. Ist halt jetzt Mode, im Kinofilmlook einherzuschreiten, sage ich mir.
    Ich erliege den Modediktaten sogar so sehr, dass ich mich auch nicht mehr mit einer Hose außer Haus wage, die in vorgestriger „Glockenfasson“ geschnitten ist; obwohl das gute Stück noch tadellos in der Qualität ist.
    Ich erliege dem Modediktat sogar so sehr, dass ich in solch einer Hose nicht einmal mit mir total alleine im Gärtlein Unkraut zupfen mag. Und in den gewissen Blusen mit den spitzen, langen Kragenenden fühle ich mich einfach „nicht mehr wohl“.
    Ich habe mich sogar dazu durchgerungen, merkwürdige Stoffmuster, die mich an die „Schlafröcke“ meiner Oma erinnern, zu akzeptieren und meine Tochter mit ihrer 36er-Figur in einem Jackett Herrengröße 58 allerliebst zu finden.
    Aber eine modisch sehr bewusste Dame brachte mich unlängst doch zum Staunen. Als ich sie nämlich am Montag traf, war sie ganz unglücklich. „Schau dir das an“, klagte sie und zeigte mir ihre Kehrseite und wies auf etliche Knitterfalten in Rock und Jacke hin. „So teuer war das! Und jetzt komm’ ich daher wie eine Ziehharmonika!“ Am Dienstag jedoch sah ich die

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