Liebe Mathematik, löse deine Probleme bitte selber - verblüffend einfache Lösungen für Mathematik im Alltag

plus/minus null ab. Mit dieser Vorgehensweise würden Sie fast vier Jahre Ihres Lebens verdaddeln – wäre es das wert? Haben Sie auch an Frau und Kinder gedacht? Falls Sie aber nicht von Ihrer Spielerei abzubringen sind, werden Sie statistisch 684 · 100 (oder 68.400) Dollar gewinnen und 400 · 200 (oder 80.000) Dollar verlieren. In anderen Worten: Sie zahlen insgesamt 11.600 Dollar drauf. Dividieren Sie das durch die 1444 Abende, kommen Sie auf einen Verlust von rund 8,03 Dollar pro Casinobesuch.
    Auch wenn Sie an diesem System noch herumdoktern und etwa beim zweiten Spiel mehr setzen oder ein stilles Gebet an die Glücksgöttin schicken, machen Sie statistisch immer einen größeren Verlust als wenn Sie immer nur ein einziges Mal spielten. Je öfter Sie spielen, desto wahrscheinlicher beißt der kleine Vorteil, den das Casino hat, Sie in den Hintern. Sie können nur verlieren.
    78.
    Von 60 Schülern arrangieren 48 gern Blumen, 52 malen gern mit dem Spirographen und 42 mögen beides. Finden Sie die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Schüler mindestens eine der Aktivitäten mag.
    Viele Menschen glauben an ein vermeintlich todsicheres System beim Roulette. Beim sogenannten Martingalespiel verdoppelt man seine Einsätze nach Verlusten so lange, bis man schließlich doch gewinnt. Man setzt zum Beispiel anfänglich zehn Euro und hört erst zu spielen auf, wenn man gewonnen hat. Verliert man, setzt man einfach im nächsten Spiel doppelt so viel, also 20 Euro beim zweiten Spiel. Gewinnt man, hat man
den Verlust aus dem ersten Spiel wieder hereingeholt und darüber hinaus zehn Euro gewonnen. Verliert man beim zweiten Spiel auch, setzt man in der nächsten Runde wieder das Doppelte, also 40 Euro. Wieder gilt: Gewinnt man, hat man alle bisherigen Verluste gedeckt (10 € + 20 € = 30 €) und noch einen Gewinn von zehn Euro gemacht. Verliert man auch in der dritten Runde, verdoppelt man seinen Einsatz erneut. Das geht so, bis man irgendwann mal gewinnt, alle bisherigen Verluste wieder hereinholt und zehn Euro Gewinn mitnimmt. Die Vorstellung dahinter ist, dass es sehr unwahrscheinlich, fast unmöglich ist, zum Beispiel 50-mal hintereinander auf eine Farbe zu spielen und nicht einmal zu gewinnen. Leicht verdientes Geld …
    Nur steckt hinter dem System ein fataler Denkfehler. Denn es braucht gar keine langen Niederlagenserien, bis man gewaltige Summen einsetzen muss, um seine Verluste zu decken. Wenn Sie zehn Mal hintereinander nicht gewonnen haben, müssen Sie schon 10.240 Euro setzen, um Ihr Geld zurückzubekommen. Mir persönlich wird bei solchen Einsätzen einigermaßen flau im Magen – und all das nur, damit ich unter dem Strich läppische zehn Euro gewonnen habe, wenn alles gut geht. Doch selbst wenn Sie Nerven aus Stahl haben: Casinos legen oft ein Limit fest, wie viel man maximal in einem Spiel setzen darf. Ich glaube, vielleicht ist es besser, daheim zu bleiben.
    Und selbst zu Hause ist man nicht notwendigerweise auf der sicheren Seite. Man kann immer russisch Roulette spielen. Man braucht nur eine geladene Waffe und ein paar verzichtbare Freunde.
    79.
    Sie spielen russisch Roulette mit einem sechsschüssigen Revolver. In drei aufeinanderfolgenden Kammern befinden sich Patronen. Die Trommel wird vor dem Spiel einmal herumgewirbelt, sodass
niemand weiß, wo die Patronen sind. Danach halten sich die Spieler(innen) reihum den Revolver an die Schläfe und drücken ab. Das Spiel endet, wenn ein Spieler stirbt. Nun zur Frage: Wären Sie lieber als Erster oder als Zweiter dran?
    Natürlich ist das ganze Leben nur ein Glücksspiel, das sich von den Spielen im Casino lediglich insofern unterscheidet, als die Regeln unendlich viel komplexer sind und es keine Spielanleitung gibt. Es kommt also nicht überraschend, wenn Leute versuchen, die Logik des erwarteten Gewinns auch auf das Leben anzuwenden.
    Blaise Pascal war ein tief religiöser Mensch. Beinahe hätte er sehr früh seine Karriere als Mathematiker aufgegeben, um sich ganz Gott zu widmen. Er kehrte erst wieder zur Mathematik zurück, als er Zahnweh bekam und sich allein durch die Betrachtung verschiedener geometrischer Probleme davon ablenken konnte. Wunderbarerweise klangen die Schmerzen nicht nur ab, sondern verschwanden ganz. Er nahm das als Zeichen dafür, dass Gott Mathematik guthieß, und kehrte zu ihrem Studium zurück.
    Dennoch wirkte der Glaube in ihm weiter. Insbesondere wollte Pascal die Menschen davon überzeugen, nicht vom Glauben abzufallen. Dafür