Liebe meines Lebens
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. "Warum warst du mir gegenüber denn so rücksichtsvoll? Du bist doch sonst kein Mensch, der es allen recht machen will, du tust, was du für richtig hältst, ohne dich um die Meinung deiner Umwelt zu kümmern. Du hast dich mir gegenüber völlig untypisch verhalten."
Auf Lucs Wangen zeigten sich zwei rote Flecken.
Star ließ sich dadurch nicht beirren. "Du hast mir vorgeworfen, ich hätte dich gleich zu Anfang unserer Beziehung zu Verhaltensweisen gezwungen, die du eigentlich gar nicht gewollt hättest - ich, ein unreifer Teenager! Du machst dir etwas vor, Luc! Denk doch daran, wer und was du bist, Topmanager einer großen Bank, dem in puncto Menschenführung niemand etwas vormachen kann."
"Ich hatte dir gegenüber Schuldgefühle." Endlich fand er die Sprache wieder.
"Schließlich war ich dafür verantwortlich, dass du ohne Mutter aufwachsen musstest und obendrein auf ein Internat abgeschoben wurdest! Ich habe damals meine Eltern einfach falsch eingeschätzt und war ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass du mit uns auf Chateau Fontaine leben würdest. Nur deshalb habe ich dich mit nach Frankreich genommen.“
"Luc, du warst damals knapp zwanzig und für Juno und mich nicht verantwortlich. Ich war nicht dein Mündel, sondern das deines Vaters."
"Aber der hat sich nicht um dich gekümmert. Und obwohl ich das wusste und verurteilte, habe ich neun Jahre nichts unternommen, um dir zu helfen."
"Du warst damals doch noch viel zu jung, um den Vater zu spielen!" Obwohl das Gespräch nicht so verlief, wie Star es beabsichtigt hatte, hatte es ihr die Augen geöffnet. Luc hatte sich das rücksichtslose Verhalten seines Vaters weit mehr zu Herzen genommen, als sie es ihm bisher zugute gehalten hatte.
"Ich hätte dich wenigstens besuchen können", widersprach er.
„Nur weil du ein schlechtes Gewissen hattest? Anstandsbesuche hätten mir auch nicht geholfen." Obwohl sie gelassen blieb, hätte sie weinen können. Jetzt wusste sie endlich, warum er dem verliebten Teenager von damals nichts entgegengesetzt hatte - nicht weil er insgeheim doch zärtliche Gefühle für sie gehegt, sondern weil sein Schuldbewusstsein ihn dazu getrieben hatte!
"Und was steht noch auf deinem Zettel?" wollte er wissen.
Ein "G" für Gabrielle, dachte sie, blieb jedoch stumm. Sie hatte ihn eigentlich fragen wollen, warum er ihr verschwiegen hatte, dass es damals noch eine andere Frau in seinem Leben gegeben hatte. In ihrer Hochzeitsnacht hatte sie nämlich erfahren müssen, dass Caroline falsch informiert gewesen war und Luc doch noch in Verbindung mit Gabrielle gestanden hatte. Aber wie schon in der Vergangenheit fand sie auch bei dieser Gelegenheit nicht den Mut, ihn darauf anzusprechen.
"Star, ich sehe dir an, dass du noch etwas auf dem Herzen hast."
Sie lachte gezwungen. "Wie gut du mich kennst! Ich wollte dich jetzt eigentlich fragen, warum du mich geheiratet hast, anstatt Juno zur Rede zu stellen und das Missverständnis aufzuklären. Aber du hast die Antwort schon gegeben: Schuldgefühle. Damit kannst du leider nicht nur dein vergangenes Verhalten begründen, sondern auch dein zukünftiges."
Erleichtert, dass sie sich wieder etwas beruhigt zu haben schien, trat er einen Schritt näher. "Wie soll ich das verstehen?"
"Du hast mir in deinem Leben nur eine einzige Rolle zugedacht: die des kleinen, bemitleidenswerten Mädchens, das du der Mutter weggenommen und in ein fremdes Land gebracht hast, statt ihm zu helfen. Meinst du wirklich, dass ich mich damit für alle Zukunft zufrieden geben werde?"
Er hielt sie an der Schulter fest, als sie an ihm vorbei aus dem Zimmer gehen wollte. "Halt! Das hast du völlig falsch verstanden!"
"Nein, ich habe sehr wohl verstanden. Ich wollte die Wahrheit wissen und weiß sie jetzt." Ihre Stimme zitterte bedenklich. "Als Frau liegt dir überhaupt nichts an mir, einzig und allein mein Körper reizt dich - ist es nicht so?"
Er riss sie in die Arme. "Star, was redest du da? Das ist doch der reinste Unsinn!“
Sie betrachtete seinen obersten Hemdenknopf, als hinge ihr Leben davon ab.
"Du warst gar nicht eifersüchtig auf Rory, ich habe es mir nur eingebildet", erklärte sie verzweifelt. "Meine Fantasie hat mir wieder einmal einen Streich gespielt. Aber eins lass dir gesagt sein, Luc Sarrazin, du kannst dich mit deinem überempfindlichen Gewissen, deinem frommen Gehabe und deinem eiskalten Verstand sonst wo hinscheren! Nie wieder will ich etwas mit dir zu tun
Weitere Kostenlose Bücher