Liebe meines Lebens
Gesicht. War sie denn ein Schulkind, das sich nicht frei bewegen durfte? “Mir ist also jemand von der Yacht gefolgt …”
“Eins.”
Gregoris’ ruhige Stimme brachte sie noch mehr in Rage. “Schämst du dich denn nicht, hinter mir herzuspionieren?”
“Zwei.”
Aus den Augenwinkeln beobachtete Olympia, wie Damianos sich wieder hinters Steuer setzte. “Ich habe meine eigenen Pläne.”
“Drei.”
“Ich möchte die Alhambra besichtigen!”
“Vier.”
“Ich will nicht zu dir ins Auto steigen, Gregoris Cozakis, und ich werde es auch nicht tun!” Resolut stemmte sie die Hände in die Hüften.
“Fünf.”
Olympia hielt den Atem an, als Gregoris ausstieg. Er sah fabelhaft aus in seinem hellen Leinenanzug, und ihr Herz klopfte schneller. Gregoris, der bemerkt hatte, dass sich die Leute schon nach ihnen umdrehten, streckte mit besorgter Miene die Arme nach ihr aus. “Du konntest die Hitze noch nie vertragen, Darling”, sagte er laut und mit übertriebener Fürsorge. “Du solltest dich sofort hinlegen. Am besten mit mir”, fügte er so leise hinzu, dass nur sie es hören konnte.
Sie hatte nicht die Nerven, ihm auf offener Straße eine Szene zu machen, deshalb stieg sie mit ihm ein.
“Indem du von Bord gegangen bist, hast du dein Leben aufs Spiel gesetzt!”, herrschte Gregoris sie an, kaum dass er die Tür geschlossen hatte.
Olympia lachte nur spöttisch.
Mit gerunzelter Stirn und zusammengekniffenen Augen betrachtete er sie missbilligend. “Selbst wenn du es nicht wahrhaben willst, Olympia, du hast einen reichen Ehemann und einen ebenso reichen Großvater! Das macht dich zum idealen Opfer für Kidnapper, Diebe und zudringliche Paparazzi. Der Bodyguard, der für deine Sicherheit abgestellt ist und der dir von der ‘Aurora’ aus gefolgt ist, hat erst gestern Abend sehr spät herausgefunden, wo du dich aufhältst.”
Jetzt wurde sie blass. “Ich habe doch keine Wertgegenstände bei mir”, verteidigte sie sich.
“Und wie gefällt dir die Vorstellung, dass du dich in der Gewalt von Räubern befindest, die entdecken müssen, dass sie noch nicht einmal eine Rolex bekommen für all die Mühe, die sie damit hatten, dich in ihre Gewalt zu bringen?”, fragte er rau.
Olympia senkte beschämt den Kopf. Gregoris hatte Angst um sie gehabt, nur weil sie die “Aurora” aus dem kindischen Grund, ihm eins auszuwischen, verlassen hatte. “Es tut mir leid”, entschuldigte sie sich leise. “Ich habe wirklich nicht nachgedacht.”
Seine Züge entspannten sich. “Glücklicherweise ist dir nichts passiert – nur deinem Haar.” Er strich mit der Hand durch ihr dichtes dunkles Haar, das ihr nun nur noch bis zu den Schulterblättern reichte. “Wie konntest du das tun?”
Erneut stieg ihr die Röte in die Wangen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er es bemerken, geschweige denn bedauern würde.
“Du weißt ganz genau, wie sehr ich dein Haar liebe.”
Tränen brannten Olympia in den Augen. Sie hatte das Gefühl, dass sie die einzige Gabe, mit der sie den geliebten Mann erfreuen konnte, leichtfertig geopfert hatte. “Ich kann es ja wieder wachsen lassen”, hörte sie sich mit bebender Stimme sagen, obwohl sie sich mit der neuen Frisur viel schicker fand.
“So, und jetzt besichtigen wir die Alhambra”, wechselte Gregoris das Thema.
“Du brauchst wirklich nicht mitzukommen. Du bist gar nicht richtig angezogen für …”
“Ich bestehe aber darauf, pethi mou. Wir machen jetzt da weiter, wo wir vor einer Woche aufgehört haben, und werden lernen, eine harmonische Ehe zu führen.” Er sah sie durchdringend an. “Ich hatte einiges zu tun, aber ich hätte dich nicht so lange allein lassen dürfen.”
Arm in Arm erkundeten Gregoris und Olympia die Alhambra – Damianos und ein weiterer Bodyguard folgten in diskretem Abstand. Es war ein herrlicher Tag, die Bäume trugen schon Laub, und die Sonne schien. Olympia war entzückt von den verschwiegenen Innenhöfen mit den sanft plätschernden Fontänen und den Spiegelbildern der sandfarbenen Türme in den Teichen, deren Oberfläche ganz glatt war.
In den Lustgärten setzte sich Olympia auf den Rand eines Brunnens in einer Rosenlaube, um das Spiel von Licht und Schatten zu bewundern. Als sie zufällig aufblickte, sah sie direkt in Gregoris’ Augen.
“Du weißt gar nicht, was für eine unwahrscheinliche Ausstrahlung du hast”, sagte Gregoris bewundernd. “Du wirkst noch so unschuldig. Es hätte mir an jenem Tag in meinem Büro sofort auffallen
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