Liebe mit beschrankter Haftung
zusammenzuleben und sie als Freunde anzusehen. Ich möchte drei Kinder bekommen: ein Mädchenzwillingspaar und einen Jungen. Mit etwa zwei Jahren Altersunterschied müssten sie ganz gut zurechtkommen. Die Mädchen würden Michaela und Pamela heißen und der Junge Andreas. Wenn wir alt sind, sitzen mein Mann und ich gemeinsam auf der Bank vor unserem Haus und erzählen unseren Enkelkindern Geschichten.
Bedrückt lese ich den Aufsatz. Lese von meinen Hoffnungen und Träumen. Wie viel ist davon noch übrig? Ich könnte heulen. Idefix, der bisher ruhig auf dem Vorleger meines Bettes vor sich hingeschnarcht hat, springt zu mir auf die Decke und kuschelt sich an mich. Eigentlich darf er das nicht, aber ich bringe es nicht übers Herz, ihn wegzuschubsen.
»Idefix, du bist der einzige Traum, der sich erfüllt hat«, sage ich, während er mit seinen treuen, braunen Augen zu mir aufblickt. »Auch wenn du kein Welpe mehr bist.« Was auch immer das jetzt damit zu tun hat. »Es tut mir leid, dass du hier mit mir in dieser winzigen Wohnung wohnst, statt in einem Haus mit Garten«, fahre ich mit der Selbstkasteiung fort, »und dass es keine anderen Hunde gibt, die mit dir spielen. Und keine Katze, wo du die doch neuerdings so gerne magst«, füge ich hinzu, weil mir Miss Amanda Jones wieder einfällt. »Und keine Kinder, deren bester Freund du sein kannst.« Idefix leckt mir über die Hand, legt den Kopf auf meinen Bauch und schlummert friedlich ein. Offensichtlich findet er sein Leben lange nicht so schlimm wie ich meins. Vielleicht hat er sich aber auch bloß stoisch in sein Schicksal ergeben, weil er als Hund ja sowieso nur begrenzte Möglichkeiten hat, irgendetwas zu ändern. Im Gegensatz zu mir. Plötzlich beginnt mein Herz, aufgeregt zu klopfen. Offensichtlich war mein bisheriger Weg einfach der falsche. Aber das bedeutet schließlich nicht, dass ich nicht noch einen anderen einschlagen kann. Was ich brauche, ist ein Plan, der alle möglichen Störfaktoren von vornherein ausschaltet! Zum Beispiel ist es doch der helle Wahnsinn, sein Glück von etwas so Unstetem wie der Liebe abhängig zu machen, so viel steht fest. Ich werde mich jedenfalls nicht mehr verlieben. Und auch nie wieder einer Liebeserklärung Glauben schenken.
»Das hast du beim letzten Mal auch schon gesagt!« Kati reicht mir einen Cappuccino mit perfekter Milchschaumhaube und lässt sich neben mir auf ihr Küchensofa sinken.
»Exakt, du sagst es. Und beim vorletzten und beim vorvorletzten Mal. Ich bin wie eine Laborratte mit einem sehr, sehr niedrigen Intelligenzquotienten. Wie viele Stromschläge holt sich so ein armes Tier ab, bis es versteht, an welcher Futterstelle das Unheil sitzt? Drei? Vier?«
»Äh«, kommt es zurück, aber ich lasse sie gar nicht erst zu Wort kommen.
»Bei mir waren es sieben«, sage ich und lasse die Ungeheuerlichkeit dieser Zahl ein wenig wirken, während ich einen Schluck aus meiner Kaffeetasse nehme. »Ich bin siebenmal verlassen worden. Das entspricht sieben Stromschlägen. Und die Voltzahl hat sich gefühlt bei jedem Mal verdoppelt. Aber jetzt habe ich es endlich kapiert. Ich bin geheilt.« Kati sieht eher so aus, als würde sie an meinem Gesundheitszustand zweifeln, aber das ist mir egal. Ich bin nämlich wirklich geheilt. Geheilt von den Träumen, die sich in Albträume verwandeln, von romantischen Hirngespinsten, die nur in Filmen und Liebesromanen zum Happy End führen, von dieser ganzen schwachsinnigen Idee der Liebe.
»Also gut, nehmen wir mal an, dass es die wahre Liebe wirklich nicht gibt«, sie seufzt und streichelt sich über ihren Bauch, »wobei ich wirklich hoffe, dass du Unrecht hast …«
»Bei euch wird alles gutgehen, da bin ich sicher«, beeile ich mich zu sagen, obwohl ich weiß, dass das jetzt vollkommen unlogisch klingen muss. Aber bei Kati ist das Kind ja sozusagen schon in den Brunnen gefallen, da macht es überhaupt keinen Sinn, sie zu beunruhigen.
»Wie auch immer, was gedenkst du also zu tun?«
»Ganz einfach! Ich suche mir einen Mann, der genauso denkt wie ich. Und mit dem gründe ich dann eine Familie, ohne Romantik, ohne Schnickschnack, in aller Freundschaft und ohne Erwartungen.«
»Außer der, dass ihr gemeinsam eure Kinder aufzieht.«
»Du hast es erfasst.«
»Und wo willst du so einen Mann hernehmen?« Tja, darüber habe ich mir schon die ganze Nacht den Kopf zerbrochen. »Ich dachte, ich könnte vielleicht eine Anzeige schalten«, sage ich ein wenig lahm.
»Tut mir leid, vielleicht
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