Liebe mit beschrankter Haftung
Ersparnisse, die ich anzapfen kann, wenn ich nicht gleich wieder voll einsteigen kann. Außerdem schaffen andere Frauen das schließlich auch. Wieso nicht ich?« Daniel seufzt.
»Ich sage doch gar nicht, dass du es nicht schaffen kannst. Ich frage mich nur, warum plötzlich diese Eile?« Ich sehe ihn nachdenklich an und suche nach den richtigen Worten. Natürlich hat er irgendwie Recht. Von außen wirkt das Ganze wohl ziemlich überstürzt. Trotzdem war ich mir selten einer Sache so sicher.
»Das kann ein Mann wahrscheinlich auch nicht verstehen«, sage ich. »Aber wie solltest du auch? Wie solltest du nachvollziehen können, was es für ein Gefühl ist, Timo mit seiner neuen Flamme zu sehen, die wahrscheinlich gerade mal Mitte zwanzig ist? Sie kann ihm ohne Probleme zehn Kinder schenken, während ich froh sein kann, wenn ich eins bekomme.«
»Ich kenne keinen einzigen Mann, der scharf darauf wäre, zehn Kinder zu haben. Timo am allerwenigsten. Außerdem tust du ja gerade so, als hättest du die vierzig weit überschritten, und dabei bist du gerade mal sechsunddreißig. Du hast noch ewig Zeit. Schau dir Madonna an. Die hat doch mit fünfundvierzig noch ein Kind bekommen.«
»Ich bin aber nicht Madonna«, sage ich heftiger als beabsichtigt. »Ich will mir im Kindergarten nicht anhören müssen, dass mein Enkel heute seinen Spinat nicht essen wollte. Ich kann nicht mehr warten. Ich möchte ein Kind. Jetzt.«
»Dann wirst du auch eins bekommen. Ganz sicher.« Der streitlustige Ton ist aus Daniels Stimme gewichen. »Du weißt doch nicht, was passiert. Das Leben kann sich doch in jede Richtung entwickeln. Vielleicht triffst du ja morgen deinen Märchenprinzen in der U-Bahn und …«
»Märchenprinzen? Pah!«, sage ich. »Hör bloß mit dem Quatsch auf.« Überrascht sieht er mich an.
»Okay, wer bist du und was hast du mit Mia gemacht?«
Kapitel 7
An diesem Abend liege ich in meinem Bett, starre an die Decke über mir und kann nicht einschlafen. Woher nur kommt so plötzlich dieses Gefühl, mein Leben wäre sinnlos? Ich war doch eigentlich ganz zufrieden, um nicht zu sagen glücklich. Ich habe es genossen, mein eigener Herr zu sein, mir meine Zeit selbst einteilen zu können und gemeinsam mit Daniel und Kati auch mit Mitte dreißig noch so eine Art Studentenleben führen zu können. Ausschlafen, den Nachmittag im Café verbringen, wenn uns danach ist, einfach frei zu sein. Die Frage ist nur, wie alt muss man werden, damit dieses Leben sich von herrlich in tragisch verwandelt? Ich schätze, bei mir ist dieser Zeitpunkt erreicht. Das kann nicht alles gewesen sein. Andererseits war es nun auch nicht gerade mein Traum, eine alleinerziehende Mutter zu sein. Und davon mal abgesehen, wünsche ich mir das wirklich für mein Kind? Dass es ohne Vater aufwächst? Mit mir als vermutlich gestresster und ziemlich überforderter Mutter? Nein, das will ich natürlich auch nicht. Weder für mein Baby noch für mich. Ich wollte doch immer eine Familie haben. Mutter, Vater, Kind. Ich schalte die Nachttischlampe an, beuge mich über den Bettrand und ziehe meine Schatzkiste hervor, in der ich alle mir teuren Erinnerungen aufbewahre. Ein Foto meines geliebten Meerschweinchens Barnabas, Liebesbriefe, der Rosenkranz meiner Großmutter, das verfilzte, löchrige Schnuffeltuch, das ich zur Geburt geschenkt bekommen habe, Taufbesteck und noch viele andere Dinge. Schließlich finde ich, wonach ich gesucht habe. Das Blatt Papier mit der kindlichen, schon etwas verblassten Schrift steckt in einer Klarsichtfolie. Als meine Eltern vor ein paar Jahren in ihr Bauernhaus umgezogen sind, hat meine Mutter vorher radikal ausgemistet und ist dabei auf einen Schulaufsatz aus der vierten Klasse gestoßen.
WENN ICH MAL GROSS BIN!
Wenn ich groß bin, möchte ich Tierärztin werden, weil ich Tiere sehr lieb habe. Außer Spinnen, vor denen habe ich Angst, aber ich glaube auch gar nicht, dass Leute ihre Spinnen zum Arzt bringen. Vielleicht muss ich mich darüber aber noch mal erkundigen. Eines Tages wird dann ein Mann mit seinem Hund in meine Praxis kommen und wir werden uns ineinander verlieben. An unserem Hochzeitstag fahren wir in einer weißen Kutsche mit Pferden. Wir ziehen in ein gemütliches Haus mit Swimmingpool und großem Garten. Dann möchte ich ein Viertel Dutzend Hundewelpen und einen pechschwarzen Kater haben. Damit sich die Tiere vertragen, werde ich sie zusammen aufwachsen lassen. Meine Kinder werde ich daran gewöhnen, mit Tieren
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