Liebe mit beschrankter Haftung
greifen.
»Wie lange muss ich so bleiben?«, frage ich ächzend und er zuckt mit den Schultern.
»Weiß nicht. ’ne Viertelstunde?«
»Was?« Ich bin entsetzt. »Das halte ich nicht durch. Meine Schultern sind jetzt schon ganz verspannt. Noch drei Minuten, dann höre ich auf.« Mein Bauch wirft irgendwie komische Falten. »Bitte mach mir einen Tee. Der Wasserkocher steht auf der Arbeitsplatte, Teebeutel sind im Regal.«
»Okay. Kein Problem.« Endlich ist er weg, ich kann aufhören, über mein Doppelkinn nachzudenken und stattdessen die Befruchtung meiner Eizelle visualisieren. Ich schließe die Augen, versuche, den ansteigenden Schmerz in den Handgelenken zu ignorieren und lasse vor meinem inneren Auge ein Bild entstehen, das der Anfangsszene aus »Guck mal, wer da spricht« ähnelt.
»Los, Leute, hier geht’s lang«, ruft ein Spermium und schwimmt seinen Kollegen voran. »Ich glaube, ich sehe da hinten was. Ja, ich kann es sehen. Das ist es. Da wollen wir hin. Kommt schon. Auf geht’s.« Die Spermien stürzen sich auf die große, runde Eizelle und versuchen, mit ihren Köpfchen hineinzugelangen. »Wow, ganz schön schwierig. Los, Leute, nicht aufgeben. Oh, oh, oh, ich bin drin. Leute, ich bin …«
»Hier ist dein Tee.« Ich öffne die Augen und rolle mich zurück in die Rückenlage.
»Danke.«
»Sag mal, wo ist denn eigentlich die kleine Stinkbombe?«
»Wer?«
»Na, Idefix.«
»Ach so. Der ist im Wohnzimmer.« Während ich das heiße Getränk schlürfe, beobachte ich Marko dabei, wie er seine ringsherum verstreuten Klamotten aufsammelt und beginnt, sich anzuziehen.
»Was machst du denn da?«
»Ich ziehe mich an.«
»Das sehe ich.« Er setzt sich auf die Bettkante und legt seine Hand auf meinen Bauch.
»Was ist, hast du Lust auf eine zweite Runde?«
»Na ja, vielleicht.« Daran hatte ich jetzt eigentlich gerade nicht gedacht, aber natürlich wäre es angenehm, die Option zu haben.
»Die Qualität der Jungs ist beim zweiten Mal nicht vergleichbar, es würde also überhaupt nichts bringen.«
»Ich verstehe«, murmele ich und bemühe mich, meine Enttäuschung zu verbergen.
»Morgen Abend sollten wir es noch mal tun.«
»Okay.«
»Gut.« Er schlüpft in Jeans und T-Shirt.
»Gehst du jetzt etwa?«
»Brauchst du noch was?« Ich überlege angestrengt. »Ich habe Hunger.«
»Kein Problem, ich bestelle dir was.«
»Chinesisch. Der Flyer hängt am Kühlschrank«, sage ich schnell. »Aber vergiss nicht, dass ich nicht an die Tür gehen kann«, rufe ich ihm hinterher, während er sich auf den Weg in die Küche macht.
»Na klar, so lange bleibe ich noch.«
Einen Berg von Kissen in den Rücken gestopft, als sei ich bereits hochschwanger, throne ich eine halbe Stunde später in meinem Bett, esse gebratene Nudeln mit Hühnchen und diskutiere mit Marko über Kindernamen. Das heißt, eine Diskussion ist es eigentlich nicht, wir werden uns schneller einig, als das Essen kalt werden kann. Von meinen Vorstellungen aus Kindertagen, Andreas, Michaela und Pamela, habe ich mittlerweile Abstand genommen. Unabhängig voneinander schlagen wir Elias für einen Jungen vor, was ich schon mal als gutes Omen interpretiere. Leider will Marko von Marie nichts wissen, aber ziemlich schnell einigen wir uns auf Isabella für ein Mädchen, was ich fast ebenso schön finde. Als Marko sich zum Aufbruch bereit macht, habe ich noch gar keine Lust, ihn gehen zu lassen.
»Würde es dir was ausmachen, hier zu schlafen?« Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde erkenne ich, dass er am liebsten ja sagen würde.
»Warum?«, fragt er schließlich.
»Nur so. Ich mag es, wenn jemand neben mir schläft.«
»Ach ja, richtig. Dein Freund Daniel macht das ja wohl auch ziemlich häufig.« Daniel. Bei der Nennung seines Namens bekomme ich einen Kloß im Hals. Den Gedanken an ihn hatte ich in den letzten Stunden so schön verdrängt.
»Genau. Hat nichts mit Romantik zu tun. Ich finde es einfach gemütlich.«
»Ich nicht.« Er lächelt entschuldigend. »Ich habe das Bett am liebsten ganz für mich allein.«
»Dann halt nicht.«
»Also dann.«
»Lass Idefix bitte aus dem Wohnzimmer, ja? Damit wenigstens einer mir Gesellschaft leistet.« Unschlüssig steht er im Rahmen meiner Schlafzimmertür.
»Bist du etwa sauer?«
»Quatsch, natürlich nicht«, lüge ich nicht sehr überzeugend.
»Du bist sauer.«
»Ich finde bloß, du könntest mir den Gefallen ruhig tun.«
»Na schön.« Sich das T-Shirt über den Kopf ziehend kommt er wieder
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