Liebe mit Schuss
dumpfen Aufprall. Sie rüttelte am Türknauf. »Scheiße! Harlan, machen Sie sofort auf!«
Jamie griff zum Telefonhörer, um Hilfe zu holen, legte aber wieder auf, als es in diesem Moment an der Tür klopfte. Sie rannte hin. Vor ihr stand Dave, in seiner Hotellivree.
»Ich wollte das Geschirr abräumen, Ma’am«, erklärte er.
Jamie packte ihn am Arm und zerrte ihn in Richtung Bad.
»Irgendwas stimmt nicht mit Harlan. Er hat sich im Bad eingeschlossen. Ich glaube, er ist umgekippt.«
Dave griff in die Hosentasche und holte ein Taschenmesser heraus. Innerhalb von einer halben Minute hatte er aufgeschlossen.
Harlan lag reglos auf dem Boden. Dave schüttelte ihn, erhielt jedoch keine Reaktion. Er legte zwei Finger an Harlans Halsschlagader. Jamie stand händeringend daneben.
Dave zog seine Hand zurück. Er erschauderte. »Mein Gott! Er ist tot! Ich habe einen Toten angefasst!«
ELF
Max und Jamie verließen umgehend das Hotel. Über sein Handy, das, wie er versicherte, nicht zurückverfolgt werden konnte, rief Max beim Notruf an, gab sich als Wachmann des Hyatt Regency aus und meldete, dass ein Mann in Suite 1210 schwer krank und in einem kritischen Zustand sei. Dass der Mann bereits tot war, verschwieg er. Dann, um weitere Fragen zu vermeiden, brach er die Verbindung ab.
Jamies Fassung brach in sich zusammen, kaum dass Max die Interstate erreichte. »Oh mein Gott, jetzt werden alle glauben, dass ich ihn ermordet habe!«, kreischte sie. »Die Mafia wird hinter mir her sein, und die werden mich kriegen und dann –« Sie hielt inne und fuhr sich dramatisch mit dem Finger über die Kehle.
»Würdest du dich bitte abregen!«, rief Max.
»Was, wenn ich ihn tatsächlich umgebracht habe? Was, wenn er das Abführmittel, das ich ihm in den Wein geschüttet habe, nicht vertragen hat? Oh Gott.«
»Wie viel hast du ihm gegeben?«
»Zwei Tabletten. Ich hatte sie zerstoßen und in seinen Wein geschüttet.«
»Und mich einzuweihen war dir wohl zu viel Mühe.«
»Ich dachte, du würdest die Idee blöd finden.«
»Jamie, ein rezeptfreies Abführmittel kann einen nicht umbringen«, erklärte Max beschwichtigend. »Und jetzt beruhige dich, zumindest bis ich uns hier raus habe.« Er bog in die Interstate ein und gab Gas.
»Was macht ihr für ein Theater?«, wollte Muffin wissen. »Ich versuche gerade, mir eine E-Card von meinem Laptop-Liebsten vom MIT runterzuladen. Bei dem Lärm, den ihr macht, kann man ja kaum denken.«
»Harlan Rawlins ist tot«, erklärte Jamie. »Und ich war die Letzte, die ihn lebend gesehen hat. Die werden rauskriegen, wer ich bin, und dann machen sie aus mir eine Folge von Unsolved Mysteries.« Sie schluckte. »Vera wird es rausfinden. Würde mich nicht wundern, wenn sie diejenige wäre, die mich verpfeift.«
»Ich bin ja nicht so leicht zu verwirren«, meinte Muffin, »aber ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du redest.«
Max klärte sie auf. Wenig später bog er in eine Raststätte ein und stieß rückwärts in eine möglichst abgelegene Parklücke. Dann griff er hinter den Sitz und zauberte ein Nummernschild samt Schraubenzieher hervor.
»Was hast du vor?«, fragte Jamie.
»Unsere Spuren verwischen, falls jemandem der Pick-up aufgefallen sein sollte und er sich die Nummer notiert hat. Ich habe immer eins als Ersatz dabei.«
»Weißt du eigentlich, wie das klingt?«, fragte Jamie empört. »Ich kann nicht fassen, dass ich mit einem Menschen verkehre, der immer ein Ersatznummernschild dabeihat. Das ist beängstigend, Max, beängstigend.«
»Nun, mir hat es schon manch guten Dienst geleistet«, sagte er und stieg aus.
Jamie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sofort sah sie wieder Harlans Gesicht vor sich, wie er im Tod ausgesehen hatte. »Oh Gott«, stöhnte sie.
»Beruhige dich, Jamie«, sagte Muffin sanft.
»Ich wandere in den Knast«, sagte Jamie dumpf. »Die werden mich in Ketten legen. Vielleicht kriege ich sogar die Todesstrafe. Und was wird dann aus Flohsack? Niemand wird ihn nehmen. Man wird ihn einschläfern.« Sie drehte sich um und blickte zur Ladefläche, wo Flohsack friedlich schlief.
»Du kommst nicht in den Knast«, beschwichtigte Muffin. »Max wird ein paar Leute anrufen und –«
»Und mir eine Mordanklage vom Hals schaffen? Wohl kaum.«
Max machte die Tür auf. »Runter mit der Perücke.«
Jamie schaute ihn an. »Wie bitte?«
»Los, gib her.«
Jamie zupfte sich die Perücke vom Kopf. Sie sah zu, wie Max sie zusammen mit dem alten Nummernschild in eine
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