Liebe mit Schuss
Bennetti. Mag ja sein, dass er wie vom Erdboden verschwunden ist, aber es würde mich nicht überraschen, wenn Santoni seinen Namen benutzt. So was scheint bei dem ja zur Gewohnheit geworden zu sein.«
»Okay, bin schon dabei«, flötete Muffin. Wenige Augenblicke später meldete sie sich wieder zu Wort. »Oh-oh. Das wird dir gar nicht gefallen.«
»Spuck’s aus.«
»Ich habe den Namen Bennetti eingegeben. Nichts. Dann habe ich’s mit den ersten drei Buchstaben des Namens probiert und bekam gleich mehrere Bennetts. Mein Gefühl sagte mir –«
»Computer haben keine Gefühle, Muffin. Wann kapierst du das endlich?«
»Jedenfalls habe ich Bennetts Privatnummer mit einbezogen. Und rate mal: Ich bekam nicht nur die Nummer des Müllplatzes, sondern obendrein noch mehrere Geschäftsnummern, einschließlich der Nummer eines Schrottplatzes mit Namen Letzte Rettung und –«
Max erstarrte. »Bennett Electric.«
»Bingo. Tom Bennett ist der Inhaber von allen drei Unternehmen. Peter Thomas Bennetti ist Tom Bennett, dein derzeitiger Arbeitgeber.«
Max saß einen Augenblick lang wie belämmert da, dann begann es in ihm zu arbeiten. »Das bedeutet, Santoni wusste von Anfang an, dass Dave und ich vorhatten, Rawlins Telefonleitung anzuzapfen; Bennett wird’s ihm bestimmt gesagt haben. Santoni wusste außerdem ganz genau, wann wir uns an seine Telefonleitung gehängt hatten. Der Kerl hat mich die ganze Zeit über an der Nase rumgeführt. Der hatte alles schon geplant, bevor ich Beaumont verließ. Er hatte sogar noch Zeit, es so hinzudrehen, als stünde Tom Bennett kurz vor dem Konkurs.« Max starrte aus dem Fenster.
»Herrgott noch mal, das ist einfach nicht zu fassen. Wie hat er das so schnell geschafft? Wie konnte er mich in der kurzen Zeit so aufs Glatteis führen?«
»Der Mann ist gut, Max. Verdammt gut.«
»Ich kapier’s einfach nicht«, stöhnte Max. »Warum hat er Dave und mich nicht einfach abknallen lassen, als wir dort draußen waren und seine Telefonleitung anzapften? Stattdessen hat er zugesehen und Däumchen gedreht.«
»Ehrlich, da muss ich passen, Max. Dieser Santoni treibt ein Spielchen mit uns, aber welches, das sagt er keinem.«
Max seufzte. »Mist, jetzt muss ich noch mal da rein und nach dem Weg fragen.«
»Das Autoersatzteillager heißt Letzte Rettung«, rief Muffin ihm hinterher, als könne sie seine Gedanken lesen.
Max, der die Fahrertür gerade hatte zuschlagen wollen, hielt inne. »Wenn man’s recht überlegt – ein Auto, das nicht mehr läuft, ist so gut wie tot.«
»Max, mir kommt da ein schrecklicher Gedanke. Wenn die dort eine Schrottpresse haben –«
»Die perfekte Methode, um eine Leiche verschwinden zu lassen«, ergänzte Max.
Jamie starrte den Mann, der sich Michael Juliano nannte, erschrocken an. Ihr war, als habe man ihr plötzlich einen Schleier von den Augen gezogen. Sie hatte die ganze Zeit nach einem Mafioso, einem finsteren Gangster Ausschau gehalten, doch Nick Santoni erschien im Gewand eines gut aussehenden Geschäftsmannes, kultiviert und intelligent wie ein Politiker.
Er hielt ihre Brieftasche hoch. »Die muss wohl aus deiner Handtasche rausgefallen sein. Ich habe versucht dir zu folgen, habe dich auf den kurvigen, kleinen Bergstraßen aber leider aus den Augen verloren. Ich wollte schon aufgeben, da entdeckte ich diesen Weg hier. Ich dachte, ich versuch’s mal, trotz all der Verbotsschilder. Gut, dass ich das getan habe, denn ich habe diesen Laster sofort gesehen.«
Jamie nahm ihre Brieftasche, sagte aber nichts. Wie hatte er es geschafft, sie ihr unbemerkt aus ihrer Handtasche zu klauen?
»Geht’s dir nicht gut?«, fragte er besorgt. »Du siehst ängstlich aus.« Er runzelte die Stirn. »Ist es dein Mann? Macht er dir Ärger?«
Jamie beschloss spontan, mitzuspielen. »Das ist eine lange Geschichte, Michael. Hör zu, ich wollte gerade gehen.«
Aber das wusste er ja bereits, wie sie sich in Erinnerung rief. Vermutlich dachte er sich schon, dass Max angerufen und ihr befohlen hatte, das Haus so schnell wie möglich zu verlassen. Das Einzige, was er im Moment noch nicht zu wissen schien, war, dass sie seine wahre Identität herausgefunden hatte.
»Um diese Zeit?«, fragte er überrascht.
»Ja. Ich muss, äh, einkaufen. Kaffee«, fügte sie rasch hinzu. »Ich ertrage es einfach nicht, morgens keinen Kaffee im Haus zu haben.« Sie merkte selber, dass sie faselte.
»Warte, ich fahre dich hin. Du solltest nachts nicht mehr auf diesen unübersichtlichen Straßen
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