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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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– mein Schwager“, erklärte Aziz.
    „Aha.“
    Ich hatte meine Mahlzeit noch nicht beendet, als der Schwager mir einen großen Teller mit allerlei klebrigen Teilchen brachte. In seinem Beisein musste ich sie durchprobieren und bewerten, das war kein Spaß mehr.
    Aziz amüsierte sich prächtig auf meine Kosten, er weihte sogar ein paar Bekannte ein, mit ernsten Gesichtern guckten sie mir beim Essen zu. Mir wurde schlecht, ich musste passen.
    Ibrahim meinte mit einem Blick auf seine Armbanduhr: „Gib mir nachher mal deine Nummer. Wenn Yusuf das nochmal mit mir macht, kriegst du den Job.“

 
    23
     
    Die Drachen ließen sich gut an. Nach zwei Wochen hatte ich bereits mehrere Dutzend brauchbarer Entwürfe zustande gebracht und war ziemlich zufrieden mit mir. Nun, da ich den ganzen Tag über Zeit hatte, arbeitete ich wie ein Wilder an dem Projekt, froh darüber, endlich wieder ein Ziel vor Augen zu haben.
    Abends kam Marie und brachte Pizza mit. Sie und Carolin hatten sich ein paar Tage zuvor bei mir kennen gelernt und auf Anhieb gut verstanden. Das erleichterte die Dinge erheblich, ich verspürte keine Lust, mich mit Eifersüchteleien herumzuschlagen.
    Marie war inzwischen so etwas wie meine Teilzeitfreundin und kam jetzt öfters vorbei, gelegentlich übernachtete sie sogar bei mir. Diese Wendung hatte ich schon gar nicht mehr erwartet, höchstens erhofft. Ich war mir nicht sicher, ob wir nun zusammen waren oder nicht, aber womöglich erging es ihrem anderen Freund ja genauso.
    Sie trennte diese beiden Bereiche ihres Lebens streng vo neinander ab und pendelte wie ein Scheidungskind zwischen uns hin und her. Ähnlich verhielt es sich mit ihren Launen und ihrer Libido. Mal hatte sie angeblich eine Woche lang keine Lust auf Sex, dann wieder ließ sie mich kaum zu Atem kommen, ich blickte da nicht durch.
    Von Jochen erzählte sie so gut wie nichts. Ich hatte lediglich herausbekommen, dass er als Zivi im Krankenhaus arbeitete und irgendwelche Motorradrennen fuhr, und eigentlich reichte mir das auch schon. Es war eine seltsame Wohngemeinschaft, die wir drei bildeten, aber irgendwie würden sich die Dinge schon noch zusammenfügen, da machte ich mir keinen Kopf drum.
    „Bis wann müssen die Entwürfe fertig sein?“, fragte Marie.
    „ Mitte März.“
    „Und, kriegst du das hin?“
    „ Wir , meinst du wohl“, mischte sich Carolin ein, die einen der Entwürfe kolorierte. „Klar kriegen wir das hin. Vorausgesetzt, der faule Kerl hier hält sich ein bisschen ran und hilft mir dabei, seinen Bildern den letzten Schliff zu verpassen.“
    Sie taten mir beide auf ihre Art gut. Sonja hatte sich nie besonders für meine Zeichnungen interessiert, g eschweige denn mir dabei geholfen. Im Gegenteil, im Laufe der Jahre hatte ich meine Ambitionen immer weiter heruntergefahren.
    Vor kurzem hatte ich sie zufälli g im Supermarkt getroffen. Sie und dieser Richard hatten nur ein paar Blocks weiter ein Penthouse bezogen, ich wusste das, weil mir Helene davon vorgeschwärmt hatte.
    „Hundertfünfundsechzig Quadratmeter“, meinte sie und sah sich in meiner unaufgeräumten Bude um, „und so hell .“
    „Hey, wie geht’s dir?“, fragte Sonja, während sie das Obst in der Auslage prüfte.
    „G anz gut.“ Ich versuchte, ihre Gelassenheit nachzuahmen und untersuchte den Kopfsalat. „Und selbst?“
    „ Kann auch nicht klagen. Wir sind gerade umgezogen, weißt du. Ich wohne jetzt ganz in der Nähe.“
    „Aha.“
    Inzwischen wusste ich außerdem, dass Richard ein Jugendfreund von Sonja war und die beiden sich im Französischkurs der VHS wiedergetroffen hatten, dass er letztes Jahr geschieden worden und Ingenieur bei einem dieser Großkonzerne war, die Pipelines durch Sibirien legten und Atomkraftwerke auf den Philippinen bauten oder so. Nicht, dass mich das alles wahnsinnig interessiert hätte, aber Helene schien es für das Natürlichste der Welt zu halten, mir derlei Details mitzuteilen.
    „Und bei dir, was gibt’s Neues?“ Sonja tat, als sei zwischen uns nie etwas gewesen.
    „Ich bin arbeitslos“, sagte ich.
    „Oh. Tut mir leid.“
    „Na ja, ist halb so schlimm. Ich find schon wieder was.“
    „Hast du was in Aussicht?“, fragte sie.
    „Nein, aber ich arbeite z urzeit an ein paar Entwürfen für ein Kinderbuch, vielleicht ergibt sich ja daraus etwas.“
    „ Kinderbuch? Aha“, meinte Sonja, hakte aber nicht weiter nach. „Na, ich drück dir auf jeden Fall die Daumen.“
    „Danke“, sagte ich. Wir klangen beide nicht

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