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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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den verchromten Blitz in meiner Hand an, unsinnigerweise fielen mir die Bärchen auf dem Schlafanzug auf.
    Ich brauchte eine Ewigkeit, um zu kapieren . Tapptapptapp machte es auf der Treppe über mir, das Geräusch von Pantoffeln. Ich ließ das Radkreuz sinken und streckte beruhigend die Hand nach dem Jungen aus, was er falsch interpretierte und laut losheulte.
    „Steven?“, rief jemand von der Treppe her. Polternde Schritte gesellten sich zu dem Tapptapp, und ich wartete nicht länger. Während die Eltern des Jungen die Küche erreichten, flitzte ich durch das Wohnzimmer, das ich ja bereits vom Hinweg her kannte. An einer Tischkante stieß ich mir das Schienbein, ich strauchelte und riss im Fallen schnell noch etwas zu Boden. Glas splitterte, ich kam wieder auf die Beine und stürzte in dem Moment zur Hintertür hinaus, als die Lichter im Erdgeschoss aufflammten.
    Erst in der Stadt stoppte ich den Mercedes, ich parkte ihn zwischen Dutzenden anderer Karren und besah mir die Bescherung im Schein der Innenraumleuchte. Mein linkes Hosenbein hing in Fetzen, ich fragte mich, was das für Eltern waren, an dieser Designer-Tischkante konnte sich ihr Junge glatt köpfen. Und was immer ich da runtergeschmissen hatte, es hatte sauber meine Hand zerschnitten. Mit zusammengebissenen Zähnen zupfte ich die Splitter aus der Wunde und wickelte ein Putztuch aus Ludwigs Brillenetui darum. Es brannte ein bisschen, aber wenigstens wurde die Hand so gleichzeitig desinfiziert.
    Das Radkreuz hatte ich verloren, aber das war im Auge nblick meine geringste Sorge. Ich malte mir lieber nicht aus, was passierte, wenn der kleine Junge mich irgendwann im Eiscafé wiedererkennen würde. Der Abend hatte seinen Höhepunkt gefunden, fehlte nur noch, dass man mir ne Knarre an den Kopf hielt und mich nach Algerien entführte.
    Carolin war noch nicht wieder zu Hause, ich deutete dies als schlechtes Zeichen. Womöglich hatten sie und Armin sich ausgesöhnt und waren miteinander im Bett gelandet, aber schön, das war nicht mein Bier. Für heute reichte es mir, ich legte erstmal meinen zerschundenen Körper in die Wanne und löschte das Licht.

 
    29
     
    Marie meldete sich nicht, es war mir nur recht, ich hatte ohnehin kein nettes Wort für sie übrig. Ich suhlte mich in meinem Selbstmitleid, schließlich war es das Einzige, was ich zurzeit im Überfluss besaß.
    Montag s erschien in der Zeitung ein Phantombild, das mir auf erschreckende Weise glich. Zum Glück war die Personenbeschreibung selbst ein Witz. Gesucht wurde ein untersetzter Mann von etwa vierzig Jahren mit halblangen Haaren, der in der Nacht von Samstag auf Sonntag versucht hatte, in ein Wohnhaus einzubrechen und dabei von dem achtjährigen Sohn der Eigentümer überrascht worden war.
    Abges ehen davon, dass ich noch bei weitem keine vierzig war und mich eher als schlank bezeichnet hätte, rechnete ich fest damit, noch am gleichen Tag erkannt und in Handschellen gelegt zu werden, sobald ich nur den Fuß vor die Tür setzte.
    Carolin lachte sich halbtot, als ich ihr die Geschichte erzählte. Sie hatte mir prompt beim Überfliegen der Zeitungsmeldungen ausgerechnet diesen Artikel vorgelesen.
    „Geh doch einfach zur Polizei und erzähl ihnen, wie’s war“, meinte sie.
    „Die glauben mir doch kein Wort. Für die bin ich der Einbrecher, aus der Geschichte komm ich mit Sicherheit nicht so einfach raus.“
    „ Leuchtet mir ein. Was willst du also stattdessen tun?“
    „Ich weiß noch nicht. Erstmal im Haus bleiben, bis die a lten Zeitungen im Müll gelandet sind.“
    „Und dann? Gesichtsoperation?“
    „Wär doch ne prima Gelegenheit, was für meine berufliche Zukunft zu tun“, meinte ich, „mit dem entsprechenden Gesicht könnte ich modeln-“
    „O der in Horrorfilmen mitspielen.“ Sie stand auf und ging einmal um mich herum. „Fürs Erste könntest du dir die Haare schneiden lassen, dann fällt der Punkt schon mal weg.“
    „Damit mich beim Friseur jeder erkennt? Du vergisst, dass die Zeitungen dort noch wochenlang rumliegen und von jedem gelesen werden, der den Laden betritt.“
    „Schön, dann schneid ich sie dir halt.“
    Zupp, hatte sie eine Schere in der Hand, und ehe ich mich dagegen wehren konnte, schnippelte sie munter an meiner Frisur herum, schnitt Locken ab, stutzte meine Kotletten, rasierte den Haaransatz aus. Von Zeit zu Zeit umrundete sie mich, nahm erneut Maß und vertiefte sich wieder in i hre Arbeit. Im Hintergrund lief Supertramp, beschwingt tanzte Caro um mich

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