Liebe oder so
mehr geht.
Wenigstens war er musikalisch auf Zack, das war ein Fortschritt. Wir stöberten im Plattenschrank und wurden schnell fündig. Creedence, Rush, das weiße Album, Led Zeppelin, das alles auf Vinyl, bei der Sammlung hätte ich mir nen Tresor angeschafft.
„Wie wär’s damit?“, meinte er und hielt mir eine ku nterbunte Hülle hin.
„Nicht schlecht, aber das ist besser “, sagte ich und konterte mit einer alten Scheibe von Jimmy Cliff, die ich auch mal besessen, blöderweise aber verliehen hatte.
Die Sache begann Spaß zu machen, schnell lag ich in Fü hrung. Der Typ mochte sich auskennen, aber er war ne ganze Kante jünger als ich, das kann man nicht aufholen. Siebzehn Jahre Open Airs und Konzerte, endlich kam mir mein Alter mal zugute.
Unsere Musik stieß auf Begeisterung, kein Wunder, fast die gesamten Siebziger waren vertreten. Ich gönnte mir noch ein Bier und machte mich auf die Suche nach Marie, seit einer Stunde hatte ich sie nicht zu Gesicht bekommen. Ich fand sie schließlich im Badezimmer des oberen Stockwerks, wo sie sich leise mit einem Mädchen unterhielt.
Als sie mich im Türrahmen erblickte, hörte sie mitten im Satz mit dem Reden auf, und das Mädchen drehte sich e rschrocken zu mir um. Sie war nicht hässlich, aber sie hatte fürchterlich verquollene Augen, ein Bild des Jammers. Ich wollte schon wieder gehen, als mir das Mädchen zuvor kam und ohne ein weiteres Wort aus dem Bad stürzte.
„Was ist mit ihr?“, fragte ich und setzte mich zu Marie auf den Wannenrand.
„Liebeskummer. Haste ne Zigarette für mich?“
Ich reichte ihr da s Päckchen, eine war noch drin.
„Wollen wir teilen?“
„Okay.“
Aus dem Feuerzeug kam ein winziges Flämmchen. Nac hdenklich zog sie am Filter, den Blick ins Leere gerichtet. Ihr Lippenstift glänzte unnatürlich in dem Licht, eine Strähne fiel ihr mitten übers Gesicht. Sie pustete sie beiseite, das Ganze hatte etwas Ruchloses an sich.
„Willst du nicht?“
Für eine Sekunde löste ich meinen Blick von ihren Augen, ihre Hand hielt mir die Zigarette hin. Bloß ich, ich sah da keinen Zusammenhang, ich hatte alles vergessen. Die verrücktesten Phantasien schossen mir durch den Kopf, mit Alkohol hatte das wenig zu tun, den konnte ich mir bei ihr genauso gut sparen.
Bunte Blitze schossen durchs Zimmer, als sich uns ere Gesichter einander näherten. Ich ertrank in ihren Augen, diesmal gab es kein Entkommen, den Rettungsring hätte ich lachend zurückgeworfen. Ich weiß nicht, ob es sich lohnt, für etwas zu sterben, doch es gibt Gelegenheiten, bei denen man es zu gerne herausfinden möchte.
Da waren ihre Lippen, ihr Mund, ihre Zunge, i hre nackte Haut. Mir wurde heiß, ich zuckte zusammen, und sie ließ die Zigarette zu Boden fallen. Ich hatte ein riesiges Brandloch im Hosenbein. Für den Bruchteil einer Sekunde hielten wir still und starrten hin, dann fielen unsere Münder wieder übereinander her. Sie riss an meinem Gürtel, PLANGPLANGPLANG ging ein Zahnputzbecher zu Boden und drehte eine Pirouette auf den Fliesen.
Ich zog unter dem Rock an Maries Slip, er zerplatzte in meiner Hand, während mir ihr Duft in die Nase stieg. Und sie, sie kam über mich, setzte sich auf meinen Schoß, ihr Gesicht verriet keine Regung, als sie mit der Hand nachhalf und mich mit einem butterweichen Stoß tief in sich aufnahm.
Sie übernahm das Kommando . Ihr Rhythmus war etwas zu schnell für mich, aber ich hatte es nicht eilig, und außerdem war ich nicht egoistisch, was das betraf. Von mir aus konnte das hier Stunden so weitergehen, sie war federleicht.
Ihr Atem ging rasch und der Schweiß lief uns in dünnen Rinnsalen in die Augen, irgendein Idiot hatte die Heizung voll aufgedreht. Marie holte jetzt weiter aus und suchte mit ihren Füßen Halt in der Wanne. Ich hatte längst aufgegeben, ihrem Tempo zu folgen, und konzentrierte mich ganz darauf, in ihr zu bleiben, während ich auf dem schmalen Rand hin und her rutschte.
Beim Versuch , mich abzufangen, riss ich etwas von der Wand. Eine Menge Fläschchen schlugen auf dem Porzellan auf, Duschbäder, Shampoo, Badesalz. Marie lachte mir in den Mund hinein und legte noch etwas zu, ich spürte, wie sie enger wurde und es auch bei mir anfing. Mit geschlossenen Augen bog sie ihren Oberkörper zurück und kostete ihren Höhepunkt voll aus, und ich registrierte, dass die Badezimmertür immer noch weit offen stand.
Getrennt gingen wir wieder hinunter. Mir war nicht nach Reden, ich suchte mir ein ruhiges
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