Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
Vom Netzwerk:
Eckchen und wurde auf der Terrasse fündig. Schwarze Wolken hetzten vorbei, wir hatten immer noch Januar. Ohne Jacke war es ziemlich frisch hier draußen, aber das machte mir nichts aus, überall an mir hing noch ihr Duft, damit hätte ich Sechstausender bezwungen.
    Die Tür wurde geöffnet, und der Lärm der Party drang zu mir herüber. Ein Pärchen betrat die Terrasse, die beiden knutschten ziemlich heftig keine fünf Meter entfernt, ohne mich zu beme rken.
    „Nicht“, hörte ich das Mädchen leise sagen.
    Ihr Freund fingerte weiter stumm an ihr herum, der übliche Pickeltyp, groß und schlaksig.
    „Nein“, sagte sie noch einmal, es klang nicht sehr übe rzeugend. Der Junge fand das offenbar auch, er schob ihr den Rock hoch, strahlend weiß kam ihr Höschen zum Vorschein, und weiß war auch ihr Knie, das sich aus dem Schatten in den Lichtschein hineinwagte. Ich rührte mich nicht von der Stelle, ich wollte es den beiden nicht verderben, und außerdem hatte das Ganze durchaus auch etwas sexuell Anregendes an sich, ich dachte dabei nur an Marie.
    Das Mädchen gab einen merkwürdigen Ton von sich und wurde stocksteif, der Junge ließ von ihr ab, u nschlüssig, was weiter zu tun sei. Stoßweise stieg ihr Atem in die Nacht, sie brachte ihre Kleider wieder in Ordnung.
    „Mir ist kalt. Lass uns wieder reingehen.“
    Der Junge sah sich immer noch nicht dazu veranlasst, etwas zu sagen, also schob sie sich an ihm vorbei und drückte die Tür auf. Drinnen lief ein altes Stück von The Cream, anscheinend stand mein neuer Freund wieder am Plattenteller. Dann war die Musik nur noch ein dumpfes Wummern, der Junge blieb auf der Terrasse zurück. Er lehnte sich ans Geländer und schüttelte ein paar Pillen in seine hohle Hand. Beinahe hätte er sich daran verschluckt, als ich mich erhob und gemächlich zur Tür schlenderte.
    „ Hi“, sagte ich, als habe ich ihn soeben erst entdeckt.
    Drinnen hatten sich die Reihen gelichtet, wenige gi ngen noch aufrecht. Zwar sorgte tatsächlich der Typ von eben für die Musik, aber es stank in dem Wohnzimmer derart nach Erbrochenem, dass ich mich schleunigst davonmachte.
    Ich entdeckte Marie in der weitläufigen Eingangshalle und wollte gerade auf sie zugehen, als ein anderer Kerl, der neben ihr stand, seinen Arm um ihre Taille schlang und sie küsste.
    „Hey, da bis t du ja!“ Das verheulte Badezimmermädchen kam hinzu und fiel dem Typen um den Hals. „Das ist Jochen, du weißt schon, von dem ich dir erzählt habe“, sagte sie zu einem weiteren Mädchen, das mit ihr gekommen war.
    „Ach ja? W as hast du ihr denn erzählt?“, fragte der Typ und musterte sie anzüglich. Die Mädchen kicherten. Marie fühlte sich offensichtlich nicht wohl in ihrer Haut, ihr Blick ging hin und her, anscheinend hielt sie nach mir Ausschau.
    Vor mir standen ein paar Flaschen, ich mixte mir einen Phantasiedrink und behielt Jochen im Auge. Das also war er. Ich muss sagen, wirklich gut sah er nicht aus. Aber er war groß und athletisch und wirkte wie ein Surfer, lange Haare und Superman-Kinn, einer von den Typen, wegen derer ich mich im Sommer nicht gerne in Badehosen zeigte. Ungeniert fingerte er an Marie herum, während er sein Bier trank, sie lachte. Für einen Augenblick war ich versucht, hinüberzugehen und die Sache zu klären.
    Ich kam mir vor wie der letzte Trottel. Natürlich, ich hatte sie nie dazu gedrängt, sich von ihm zu trennen, aber das hier, das war eine Spur zu heavy für mich. Was war das eigentlich für ein Mädchen, ich kapierte das alles nicht, am Ende war ich einfach zu verklemmt für diese Welt. Die bläulich schimmernde Brühe in meinem Glas schmeckte furchtbar, aber ich stürzte sie demonstrativ in einem Zug runter.
    Ludwig s Mercedes stand an der Ecke, ich hatte mir noch immer keinen neuen Wagen angeschafft. Für eine kleine Gratisinspektion durfte ich vier Tage lang im Luxus schwelgen, feinstes Leder und viel Elektronik. Nur die Boxen waren unterdimensioniert, aber das störte mich nicht, ich gehöre nicht zu diesen audiophilen Freaks.
    Marie fand den Schlitten spießig, ich gab ihr da Recht, aber manchmal wurde auch ich schwach für den Klassenfeind. Ich ließ die Fenster trotz der Kälte nach unten schnurren und schlich lautlos durch die Außenbezirke.
    I ch hatte kein bestimmtes Ziel, die Stadt war mir zu laut und der Mercedes alles andere als eine Angeberkarre. Stattdessen machte ich mir einen Spaß daraus, mir vorzustellen, wie mein morgiger Tag wohl aussehen würde, wenn ich

Weitere Kostenlose Bücher