Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
Vom Netzwerk:
nicht viel mehr in dieser Nacht, wir waren viel zu bedröhnt und zu müde, um Ernst zu machen. Als ich am nächsten Morgen wach wurde, lag Carolin schlafend auf der Seite und drehte mir den Rücken zu. Meine Finger rochen nach Sex, aber sie hatte ihre Unterwäsche noch an, es war also so gut wie nichts passiert. Mir war es peinlich, dass meine eigene verrutscht war, ich ordnete meine Klamotten, suchte meine Jeans und schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.
    Leo war noch nicht wieder bei Bewusstsein. Ich ging ins Badezimmer und schaute mich im Spiegel an. Stoppelbart, zerdrückte Haare, Jahresringe unter rotgeränderten Augen. Kein schöner Anblick, ich musste mich nicht wundern, dass Caro mein Kompliment letzte Nacht nicht erwidert hatte.
    Wir waren zu weit gegangen, wenn auch nicht bis zum Ende. Armin und Marie waren mir nach wie vor ziemlich egal, die drehten in diesem Moment ihre eigenen Dinger. Aber wie sollte ich Carolin nachher beim Frühstück gegenübertreten?
    Die Tür wurde sachte aufgedrückt.
    „Hey, du bist ja schon angezogen!“, stellte Leo erstaunt fest. Es tröstete mich ein wenig, dass er noch ein bisschen schlimmer aussah als ich.

 
    33
     
    Armin tauchte auch im Verlauf des Morgens nicht im Hotel auf. Ich war der Meinung, dass er von selbst wieder aufkreuzen würde, begleitete aber Carolin zur Polizei, um eine Vermisstenanzeige aufzugeben, während die anderen unseren Kram zusammenpackten und alles in den Autos verstauten. Schweigend liefen wir nebeneinander her und vermieden jeden Blickkontakt.
    Auf der Wache konnten sie das Lachen nur mühsam unterdrücken, als wir ihnen von Armins Verschwinden erzählten. Der Diensthabende klärte uns darüber auf, dass Tag für Tag Dutzende Touristen verloren gingen und genauso plötzlich wieder auftauchten, wenn sie wieder nüchtern waren.
    „Amsterdam hat nun einmal diese Wirkung auf Menschen“, sagte er, „aber ich nehme die Daten ihres Bekannten für alle Fälle in unsere Kartei auf.“
    Er meinte, wir sollten uns keine Sorgen machen, es ko mme alles ins Lot und so weiter. Aber was wusste er schon von Caros Problemen, da war es nicht damit getan, Armin zu finden.
    Den ganzen Vormittag hatten wir abgewartet, jetzt war es halb eins. Wir fuhren die ganze Stadt auf der Suche nach ihm ab, liefen durchs Rotlichtviertel, guckten in Hinterhöfe, zeigten sogar den Huren sein Foto, niemand hatte ihn gesehen. Irgendwann gingen uns die Ideen aus, und wir alle mussten morgen früh zur Arbeit. Schließlich brachen wir ohne ihn auf, er würde schon einen Weg finden, zurückzukommen.
    Remy und Matthias fuhren wieder vorneweg, wir verloren sie schon nach den ersten Kilometern aus den Augen. Leo saß neben mir und stierte hinter seiner Sonnenbrille in die trostlose Winterlandschaft, Caro lag mit leerem Blick auf dem Notsitz. Ich behielt beide im Auge, keiner von uns sagte auch nur ein Wort.
    Irgendwo im Kreisverkehr um Eindhoven begann der Motor zu stottern und starb schließlich ab. Ich suchte unter der Motorhaube nach dem Grund und tippte auf die Benzinpumpe. Sie machte schon seit längerem Ärger, nun war sie endgültig im Eimer. Zwar hatte ich schon Ersatz besorgt, aber der lag zu Hause im Keller.
    Wir schoben den Wagen auf den Schotterstreifen und überlegten, was wir tun konnten. Eine Werkstatt zu suchen schien in dieser Ecke sinnlos, außerdem war es unwah rscheinlich, dass dort eine Benzinpumpe für einen 66er Sunbeam vorrätig war. Ich selbst hatte meine direkt aus England schicken lassen.
    „Das Beste wird sein, wir fahren per Anhalter zurück“, sagte ich. „Morgen hab ich ne Türkenfuhre nach Belgien, ich kann ihn auf dem Rückweg reparieren.“
    Leo lehnte apathisch am Kotflügel, ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt was mitbekam. Bis zur Autobahn war es nicht weit, wir schnappten uns unsere Taschen und staksten durch das Unkraut und den Abfall, der sich hinter den Leitplanken angesammelt hatte.
    Carolin hatte nach fünf Minuten einen LKW-Fahrer am Wickel, der uns mitnahm. Zwar war er etwas angesäuert, als sich herausstellte, dass es uns nur im Dreierpack gab, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    „Da habt ihr aber Glück gehabt, ich fahr gena u in eure Richtung“, sagte er.
    Seine Schicht hatte eben erst begonnen . Er war noch gut ausgeschlafen und erzählte die ganze Zeit über Truckeranekdoten. Ich lauschte dem Diesel unter meinem Hintern und war gerade am Eindösen, als Leo neben mir schrie: „STOPP!“
    Der Fahrer ging in

Weitere Kostenlose Bücher