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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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heran kam.
    „Wir müssen weg“, sagte ich und zeigte mit dem Kopf in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
    „Was meinst du, verfolgen die uns etwa?“, fragte Leo.
    „Wäre jedenfalls ein komischer Zufall, wenn sie’s nicht t äten.“
    „ Ne Zollkontrolle oder so was?“
    „ Schon möglich. Wir sollten auf jeden Fall später noch mal nen Blick in die Kartons werfen. Aber erstmal schaff ich uns hier weg.“
    Ich gab mir nun keine Mühe mehr, durch den Wald zu kriechen, mit Vollgas rasten wir den Weg entlang. Der andere Wagen war im Rückspiegel nicht mehr zu sehen, ich nahm die erste Wegg abelung und bog links ab. Es ging bergab, der Weg wurde schmaler und gabelte sich erneut. Wieder bog ich links ab und schlitterte durch eine scharfe Kurve.
    „Vorsicht!“ schrie Leo neben mir und klammerte sich an den Haltegriff über seinem Kopf. Er meinte den Jogger, der uns entgegen kam und überm Laufen seinen Discman überprüfte. Er hörte uns nicht kommen, aber als ich wie in Zeitlupe an ihm vorbeirauschte, sah ich in seine schreckgeweiteten Augen. Dann war er auch schon wieder weg, ich blieb auf dem Gaspedal, das rote Auto trieb mich zur Flucht an.
    Ein paar Kilometer und einige Abzweigungen weiter g elangten wir wieder auf die Straße. Es war eine andere als die, von der wir abgebogen waren, und wir brauchten ein Weilchen, bis wir uns wieder neu orientiert hatten. Wenn uns der Wagen wirklich gefolgt war, würde man uns in der Gegend suchen, daher wollte ich so schnell wie möglich weiter.
    Kurz vor Eindhoven aber hielten wir es nicht mehr aus. Im hintersten Winkel eines Supe rmarktparkplatzes durchwühlten wir den Inhalt der Kisten. Plastikobst, Kindergeschirr, Sturmfeuerzeuge, Schraubenzieher, Batterien.
    „ Und?“, fragte ich Leo.
    „Nichts.“
    Ich öffnete die nächste Schachtel, mit der ich schnell fertig war, weil sich darin lediglich Klobürsten befanden.
    „Bingo“ , sagte Leo und hielt mir eine Plastiktüte mit Konfetti hin.
    „Was ist das?“
    „Pillen, Mann! Pillen sind das, guck dir das an, das müssen Tausende sein!“
    „Meinst du, das ist Ecstasy oder so was?“, fragte ich ihn.
    „Was weiß ich? Ich bin doch kein Fachmann, nur weil ich früher mal Speed genommen hab .“
    „Könnten auch Medikamente sein“, meinte ich.
    „Klar, könnten auch Smarties sein. Mann, es gibt Länder, in denen man dich fürs Schmuggeln von diesem Kram hier hinrichten würde!“
    Wir rissen auch die anderen Kisten auf und wurden noch bei zwei weiteren fündig. Eine enthielt gelbe, die andere blaue Pillen.
    „Ich glaub, das ist Viagra“, sagte Leo.
    „Und ich glaub, dass ich das nicht ausprobieren würde, um es rauszufinden.“
    „Was machen wir jetzt damit?“
    „Na, was wohl? Ich werd das Zeug jedenfalls nicht durch die Gegend fahren.“
    „Willst du’s etwa wegschmeißen?“, fragte er.
    „Was denn sonst?“
    „Hör mal, bevor du das tust, nehm ich’s lieber.“
    „Kommt nicht in Frage. Wir schmeißen’s weg“, sagte ich. „Komm, hilf mir mal, den Kram wieder einz upacken.“
    „Und wie willst du diesem Tarik klarmachen, wo die Beutel hin verschwunden sind? Es kostet ihn genau einen Anruf bei den Typen in Belgien, um rauszufinden, dass die dir die Kisten mit dem Kram eingepackt haben. Die brechen dir drei Beine, wenn du ihnen erzählst, die Pillen hätten sich in Luft aufgelöst. Und wenn die’s nicht tun, machen’s die Belgier.“
    „Was wäre also dein Vorschlag?“, fragte ich.
    „Weiß noch nicht.“ Er rieb sich das Kinn. „Ich arbeite noch dran.“
    F ürs Erste räumten wir die Kisten wieder ein. Während Leo auf den schlammverkrusteten Lieferwagen aufpasste, besorgte ich uns in der Metzgerei des Supermarktes ein paar Sandwiches für unterwegs. Als wir den Parkplatz verließen, fuhr ich extra eine Runde durch den Ort, um sicher zu gehen, dass uns niemand folgte.
    Der Sunbeam stand noch auf sei nem Platz. Ein Zettel, der mit „Politie Eindhoven“ unterzeichnet war, hing am Scheibenwischer. Ich konnte den Rest nicht lesen und schmiss den Wisch weg, ehe ich mich um den Wagen kümmerte.
    Es war tatsächlich die Benzinpumpe gewesen . Der Sunbeam hustete und spuckte ein bisschen, dann schoss wieder Benzin in den Vergaser, und der Motor erwachte mit einem heiseren Klang zum Leben.
    „Hör mal“, schrie Leo, um das Geräusch zu übertönen, „und was wäre, wenn du unterwegs überfallen würdest? Ich meine, die Typen haben sich ja fast ins Hemd gemacht, von wegen

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