Liebe oder so
Tür unterhielt, aber wir waren viel zu sehr mit uns beschäftigt, um groß darauf zu achten. Wir selbst brauchten keine Worte, unser Fleisch wusste, was es wollte. Ich war unbeschreiblich geil und empfand zugleich ein Gefühl größter Zärtlichkeit für Marie.
I ch holte den Vorsprung auf, den sie sich bereits verschafft hatte. Ihr Gesicht glänzte im Mondlicht, das durchs Fenster fiel, und als sie noch einmal das Tempo anzog, war ich dicht an ihr dran. Gemeinsam gingen wir über die Ziellinie, sie zuckte um mich herum und biss mir in die Hand, um nicht zu schreien, während ich geradewegs durch sie hindurch ins All hinausschoss.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und wir bli nzelten in die hell erleuchtete Wohnung hinaus, in der es von Menschen nur so wimmelte.
„Oh“, sagte die Frau, die in der Tür stand. Ich kannte sie nur vom Sehen, sie war eine Freundin von Remy. Rasch schloss sie die Tür wieder und klopfte von außen an.
„Ich… ich wollte nur meine Jacke holen. “ Pause. „Sie ist grün, mit einer Kapuze.“
Erschöpft ließ Marie ihren Kopf auf meine Schulter sinken.
39
Wir fuhren im Schritttempo an die Menschengruppe heran. Eine Menge Polizei war da und ein Krankenwagen, man hatte Pylonen und Warndreiecke rund um den Mercedes aufgestellt, der auf der zweiten Überholspur parkte.
„Fahren Sie weiter!“, brüllte uns ein Bulle mit Signalweste zu und winkte uns mit seiner Kelle auf der rechten Spur vorbei.
„ Ist das irre!“, flüsterte Carolin neben mir.
Ich bog die nächste Ausfahrt ab und fuhr hinter dem Krankenwagen her auf der Landstraße zurück. Hier liefen sogar noch mehr Leute herum, Polizisten mit Suchhunden, Einsatzleiter mit Mänteln, Sanitäter mit Zigarette. Helene stand irgendwo dazwischen. Ich ging zu ihr hin und nahm sie in die Arme.
„Schschsch, ganz ruhig“, sagte ich und str ich ihr übers Haar. Sie war in Tränen aufgelöst und brachte kein Wort heraus. Ich hätte gern von ihr erfahren, was eigentlich los war, aber daran war in ihrem Zustand überhaupt nicht zu denken.
„Sind Sie ein Angehöriger?“, fragte mich einer der Polizisten. Er hatte keinen Hund dabei, dafür aber ein paar Streifen auf dem Ärmel.
„So ungefähr“, antwortete ich und zog mir damit wi eder diesen Was-soll-das-heißen-Blick zu. „Ich bin ihr Schwiegersohn“, erklärte ich der Einfachheit halber, denn mir stand nicht der Sinn danach, ihm alle Einzelheiten zu erläutern. „Frau Engels hat mich angerufen. Was ist eigentlich passiert?“
„Nun, nach allem, was wir bisher wissen, hat ihr Schwi egervater seinen Wagen mitten auf der Autobahn abgestellt, die Fahrbahnen überquert und ist dann in dem Waldstück hier verschwunden. Augenzeugen zufolge hat er sogar noch in aller Ruhe die Türen abgeschlossen, deshalb war es uns auch bislang nicht möglich, den Wagen von der Autobahn zu fahren.“
„Und er ist hier in den Wald gelaufen?“
„So haben es die Zeugen ausgesagt. Die Hundestaffel macht sich eben auf die Suche nach ihm.“
„Kann ich mitkommen?“, fragte ich. „Vielleicht bra uchen Sie jemanden, dem er vertraut und mit dem er reden will, wenn Sie ihn gefunden haben.“
Er zögerte und sah auf seine Armbanduhr. „Der Polizeipsychologe ist schon angefordert. Er müsste gleich hier sein.“
„Wenn wir auf ihn warten, verlieren wir Zeit. Also?“
Der Polizist wandte sich ab und sprach kurz über Funk mit seinem Vorgesetzten.
„Also gut, kommen Sie mit. Aber ich hätte gerne, dass jemand bei Frau Engels bleibt, bis der Psychologe eintrifft.“
„Schon gut, das machen wir“, sagte Carolin.
„Bis später.“ Ich gab Marie einen Kuss und drückte Helene noch einmal. „Mach dir keine Sorgen, wir finden ihn schon!“
Der Bulle mit den Streifen winkte mir, ihm zu folgen, im Laufschritt rannten wir der Hundestaffel hinterher. Offensichtlich hatten sie eine Fährte aufgenommen, wir hatten Mühe, an ihnen dran zu bleiben.
„Zum Glück“, keuchte der Polizist, der offenbar auch nicht besser in Form war als ich selbst, „ist Sonntag. Keine LKW auf der Autobahn.“
Es ging jetzt steil bergauf. Von der nächsten Anhöhe aus konnte man die Autobahn überblicken, wo gerade ein Abschleppwagen rückwärts an den Mercedes heranfuhr. Das Gesicht von Helene ging mir nicht aus dem Kopf, diesmal war sie total am Boden zerstört gewesen.
„Was ist?“, fragte der Polizist von weiter oben.
„Nichts. Ich komme schon.“
Wir fanden ihn mitten im Wald. Er trug
Weitere Kostenlose Bücher