Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
Vom Netzwerk:
kam und ging je nach Belieben, aber das war ja nichts Neues für mich. Neu war allerdings, dass sie manchmal die halbe Nacht wegblieb, um dann ohne ein Wort darüber zu verlieren zu mir ins Bett zu steigen und mir mehrere Tage lang nicht mehr von der Seite zu weichen.
    Wa nn immer sie da war, hielt sie mich von der Arbeit ab. Einmal fuhren wir einer plötzlichen Laune folgend am frühen Morgen ans Meer.
    Sie hatte mich mitten aus dem Schlaf gerissen und sprach auf der langen Fahrt kaum ein Wort mit mir. Das kannte ich schon von ihr. Längst hatte ich kapiert, dass diese spontanen Aktionen zu ihrem Charakter gehörten, da gab es nichts zu hinterfragen. Und ich, ich machte alles mit, das wusste sie. Direkt an der Uferpromenade ließ sie mich anhalten und küsste mich.
    „Wer al s Erster im Wasser ist!“, rief sie, während sie aus dem Sunbeam kletterte.
    Ich kümmerte mich nicht um den laufenden Motor, sondern rannte ihr quer über den Strand hinterher. Bis wir die Nordsee erreichten, lagen unsere Klamotten quer über einen Hektar graukörnigen Strandes verteilt. Sie war mir um meine Unterwäsche voraus und tauchte knapp vor mir ins eisige Wasser ein.
    Wenige Kilometer entfernt lag das Ferienhaus, in dem ich mit Carolin und den anderen im Februar gewesen war. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, in den letzten beiden Monaten war viel passiert. Auch diesmal fuhren riesige Containerschiffe dicht an der Küste vorbei, einer der Steuermänner betätigte das Nebelhorn, als er uns in seiner Bugwelle schwimmen sah.
    Vereinzelt spazierten Einheimische und deutsche Ren tner in Steppjacken umher. Wir stiegen vor ihrer Nase aus dem Wasser, sammelten unsere Sachen ein und sprangen splitternackt in den Wagen, um sofort wieder zurückzufahren.
    „Wenn du mich fragst, bist du bekloppt“, meinte Helge, als ich die neuesten Entwürfe ablieferte und davon erzählte. Ich hatte mir bei unserem kleinen Ausflug eine Grippe eingehandelt, nichts Ernstes, aber an konzentriertes Arbeiten war nicht zu denken.
    „Ich frag ja gar nicht“, sagte ich heiser.
    „Du solltest dich ein bisschen schonen. Klingst ja wie Marlon Brando.“
    Auch Remy war sich nicht schlüssig, ob die Geschichte mit Marie und mir unter einem glücklichen Stern stand. Aber er gab mir Recht darin, dass sie ein außergewöhnliches Mädchen war, und er sagte, er könne mich gut verstehen. Seine aktuelle Freundin war eine hübsche Schwedin, die sehr schüchtern war und kein Deutsch verstand, was die Kommunikation einigermaßen erschwerte.
    Die beiden verbrachten trotz ihrer grundverschiedenen Charaktere eine harmonische Zeit miteinander, während ich mich allmählich fragte, ob Marie und ich jemals an diesem Punkt anlangen würden. Das einzig Verlässliche an ihr war ihre Unzuverlässigkeit, und auch wenn ihre spontanen Einfälle eine meist angenehme Abwechslung im täglichen Trott darstellten, so war mir nicht entgangen, dass uns das fehlte, was jedes andere Paar einte: Alltag.
     
    Da ich für Helge unter der Hand arbeitete und er mich stets bar bezahlte, war ich offiziell immer noch als arbeitssuchend eingestuft und musste pro forma alle paar Wochen zum Arbeitsamt. Man hatte zwei, drei halbherzige Vermittlungsversuche unternommen und ansonsten den Dingen ihren Lauf gelassen.
    Mir war das nur recht, denn jetzt, wo ich eine Illustr atoren-Stelle in Aussicht hatte und mir ein ordentliches Handgeld dazuverdiente, sah ich meine Arbeitslosigkeit nur noch als Übergangsphase an. Daher fehlten mir bei meinem nächsten Besuch bei Herrn Dremm vom Amt die Worte.
    „Tja, Herr…“
    „May.“
    „ Herr May“, Dremm schaute mich aufmerksam an, „ich hab’s Ihnen ja schon bei Ihrem ersten Besuch gesagt, Stellen für Lackierer sind zurzeit rar gesät.“
    „Ich wollte ja auch gar nicht mehr als Lackierer arbe iten“, wandte ich ein.
    „ Wie? Ach so… Nun, wie dem auch sei, wir haben Ihren Fall eingehend geprüft und entschieden, Ihnen eine Qualifizierung im Bereich Bürokommunikation anzubieten.“ Mein ratloses Gesicht schien ihn zu verwirren, daher fügte er an: „Um Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.“
    „Wie, Qualifizierung?“
    „Keine Angst, Sie müssen keine komplette Ausbildung absolvieren. Es handelt sich lediglich um eine sechsmonatige Weiterqualifizierung.“
    „Eine Umschulung, meinen Sie?“
    Er lächelte dünn. „Nicht wirklich. Die Bezeichnung verwenden wir eigentlich nur noch bei längerfristigen Qualifizierungen.“
    „Und worum genau

Weitere Kostenlose Bücher