Liebe ohne Schuld
aufgeregt entgegen. »Sind Sie endlich da, mein liebes Kind!« Doch dann hielt sie erschrocken inne und knickste tief. »Mylady.«
»Das Wetter hat ihr sehr zugesetzt, Dorcas«, erklärte Burke. »Ich werde sie sofort nach oben tragen. Montague, bitte schicken Sie nach Doktor Brody.«
»Bitte nicht, Burke!« bat Arielle zaghaft und zog ihn dabei am Ärmel.
»Ich möchte mich vergewissern, daß es dir gut geht.«
»Mir geht es gut, ich bin nur müde. Bestimmt.«
Ich werde ihr niemals widerstehen können, dachte er. »Also gut«, meinte er, während er sie auf die Arme nahm, »aber nur unter der Bedingung, daß du mir folgst.«
»Das verspreche ich.«
Nachdem sie die Eingangshalle betreten hatten, sprach Burke kurz mit Mrs. Pepperall, der Haushälterin, und mit Montague, die beide Arielle sehr herzlich begrüßten. Den anderen nickte er nur zu, während er seine Frau nach oben trug.
Das große Schlafzimmer des Hausherrn befand sich am Ende des östlichen Korridors, und direkt daneben lag das der Hausherrin, das Burkes Mutter in hellem Lavendelblau und zartem Pfirsichrosa hatte ausstatten lassen. Burke hatte sich immer noch nicht entschlossen, ob er Arielle bei sich behalten sollte, doch schließlich führte Dorcas unwissentlich die Entscheidung herbei.
»Hier hinein, Mylord«, sagte sie, während sie die Tür zum Schlafzimmer der Hausherrin aufstieß.
»Nein, Dorcas, das überlassen Sie bitte mir!« Damit ging er zur nächsten Tür. »Du bist noch nie hier oben gewesen, oder?« fragte er, während er Arielle über die Schwelle trug.
Arielle schüttelte den Kopf, und er gab der Tür einen kräftigen Stoß, so daß sie hinter ihm ins Schloß fiel und Dorcas ausgesperrt war.
»Noch eine Sekunde, und dann bist du im Bett.« Sanft setzte er sie neben dem gewaltigen Bett ab, in dem er zur Welt gekommen war, und begann, sie auszuziehen. Erschöpft lehnte sie sich gegen ihn, was ihm sehr gefiel. In Hemd und Unterrock setzte er sie schließlich auf die Bettkante und kniete nieder, um ihr Schuhe und Strümpfe abzustreifen. »Das war doch nicht allzu schlimm, nicht wahr?« fragte er, als er abschließend die Decke glattstrich.
»Nein«, antwortete sie schlaftrunken und war fünf Minuten später tief und fest eingeschlafen.
Kurz darauf klopfte es energisch an der Tür. »Sie schläft«, sagte er kurz angebunden, als er sah, daß Dorcas vor der Tür stand. »Und ich möchte, daß sie nicht gestört wird.«
»Aber …«
»Sie können sich gern zu ihr setzen, aber wecken Sie sie bitte nicht auf!«
Die alte Frau warf ihm einen giftigen Blick zu. »Ich kenne sie gut und weiß, daß sie Sie niemals geheiratet hätte!«
»Dann haben Sie sich eben getäuscht!«
»Sie haben irgend etwas mit ihr gemacht!«
»Das habe ich nicht! Und ich habe noch weniger Lust, mich vor Ihnen zu rechtfertigen!« Mit diesen Worten machte er kehrt und ließ Dorcas stehen.
Er mußte unbedingt mit Geordie sprechen, den er auch kurz darauf im Stall bei Joshua antraf. Geordie warf Burke einen fragenden Blick zu und tippte sich dann grüßend an die Stirn.
Ohne weitere Umschweife kam Burke zum Thema. »Ich habe sie in keiner Weise verletzt, Geordie. Da ich weiß, daß Sie sich Sorgen um sie gemacht haben, wollte ich es Ihnen selbst sagen. Sie hat mich geheiratet. Danach wurde sie leider krank, doch sie erholt sich zusehends. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um sie glücklich zu machen.«
Geordie nickte zufrieden und sagte dann zu Joshua: »Los, erzählen Sie es ihm!«
»Was denn?«
»Dieser französische Dandy – dieser Etienne DuPons hat hier herumgeschnüffelt.«
»Der uneheliche Sohn von Cochrane?«
»Genau der«, bestätigte Geordie. »Er hat hier nichts erfahren, doch ich war beunruhigt und bin ihm gefolgt.«
»Und wohin?«
»Zu Evan Goddis. Ich habe ein wenig am Bibliotheksfenster von Leslie Farm gelauscht und erfahren, daß DuPons tatsächlich geplant hatte, Ihre Frau zu entführen und sie zur Ehe zu zwingen. Er war vor Zorn ganz außer sich, doch Goddis hat ihm den Tip gegeben, daß Sie vielleicht etwas damit zu tun haben könnten, da Dorcas und ich uns in Ravensworth aufhielten. Außerdem hat er ihm klargemacht, daß er seinen Teil der Abmachung erfüllt hätte und nichts für das ungeschickte Verhalten des Franzosen könne. Außerdem hat er jede weitere Hilfestellung abgelehnt.«
Burke rief sich ins Gedächtnis zurück, wie er auf Arielle Wagen gewartet hatte. Demnach hatte Etienne DuPons ebenfalls auf der Lauer
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