Liebe ohne Schuld
gelegen, und Burke war ihm nur durch Zufall zuvorgekommen. »Guter Gott!« sagte er und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Eine verzwickte Geschichte!«
Grinsend meinte Joshua: »Ich habe alle Männer angewiesen, die Augen offenzuhalten. Wir wollen doch schließlich kein Risiko eingehen!«
»Glauben Sie wirklich, daß er noch einmal wiederkommt, wenn er weiß, daß wir verheiratet sind? Das halte ich für unwahrscheinlich.«
Geordie blickte unsicher von einem zum andern. Ach, verdammt, das Mädchen war wichtiger! »Er hat böse Absichten«, sagte er schließlich.
Fragend sah Burke ihn an.
»Ganz bestimmt, Mylord. Einige Wochen vor dem Tod seines Vaters ist er nach Rendel Hall gekommen. Ich weiß nicht genau, was vorgefallen ist und wozu der alte Mann sie gezwungen hat, aber … Nun, nachdem der alte Cochrane tot war, hat sie den Franzosen unverzüglich vor die Tür gesetzt. Daraufhin hat er sein Maul aufgerissen und widerliche Dinge über sie verbreitet.«
Burke konnte seinen Zorn kaum beherrschen. »Ich bedanke mich für Ihre Offenheit, Geordie. Keine Angst, ich werde sie beschützen!«
»Hm – da ist noch etwas. Ihr Halbbruder, Goddis, hat sie damals an Cochrane verkauft. Für fünfzehntausend Pfund. Als sie später einmal davongelaufen war und bei Goddies Schutz gesucht hatte, hat er sie ein zweites Mal verkauft, diesmal für fünftausend. Ich nehme an, daß auch DuPons bezahlen sollte.«
»Aber ihr Verwalter und ihr Anwalt haben doch den gesamten Besitz an sich gebracht!«
»Ich glaube nicht, daß sie das damals wußten.«
»Aber mittlerweile dürfte es ihnen bekannt sein. Damit ist die Sache für sie uninteressant geworden. Ich glaube, ich frage lieber nicht, woher Sie alle diese Informationen haben, Geordie«, meinte Burke und ging dann, tief in Gedanken, zum Haus zurück.
»Sie hatten schon recht, Joshua. Er ist wirklich ein anständiger Mann und wird bestimmt gut auf das Mädchen achtgeben und sich um sie kümmern.«
»Das ist auch meine Meinung.«
»Er wird ihr bestimmt nichts tun, nicht wahr?«
»Das paßt nicht zu diesem Mann, Geordie, aber das habe ich Ihnen nun schon fast zwanzigmal gesagt!«
Burke kochte vor Wut, während er zum Haus zurückging. Am liebsten hätte er DuPons und Goddis auf der Stelle erschlagen. In seinem Arbeitszimmer begrüßte er den Verwalter nur kurz, übersah geflissentlich die Papiere, die dieser mitgebracht hatte, und schickte ihn wieder weg. Dann entwarf er eine Anzeige für die
Gazette,
um seine Eheschließung bekanntzugeben, und schließlich schrieb er noch Briefe an Knight und an seine Schwester Corinne. Danach ging er nach oben, um nach seiner Frau zu sehen. Ganz leise öffnete er die Tür, weil er sie nicht stören wollte, doch zu seiner großen Überraschung hörte er Stimmen und hielt inne.
»Geordie hat sich wahnsinnig aufgeregt«, berichtete Dorcas gerade, »doch Joshua hat ihn beruhigen können, was wirklich nicht leicht war. Ich kann noch immer nicht glauben, daß Sie ihn tatsächlich geheiratet haben! Wenigstens ist er reich!«
Arielles Stimme klang zwar schwach, aber klar. »Ich wußte nicht, daß ich ihn geheiratet habe, und von mir aus kann ihm ganz England gehören. Ich möchte jetzt nichts mehr davon hören! Es ist erledigt. Er hat versprochen, mit mir nach Boston zu fahren, und er sieht aus, als ob er sein Wort hielte. In Amerika kann ich ihm vielleicht entwischen.«
»Und wenn er Sie schlägt, Sie zwingt …«
»Bitte, Dorcas! Falls das so ist, werde ich es wohl oder übel ertragen müssen. Als Frau hat man ja keine Wahl!« Sie sagte das völlig kühl. »Ich mißtraue ihm und glaube nicht, daß er schon sein wahres Gesicht gezeigt hat.« Sie seufzte tief. »Ich weiß nicht genau, weshalb er immer noch so freundlich zu mir ist. Schließlich bin ich doch jetzt seine Frau, und er muß die Fassade nicht länger aufrecht erhalten. Ich verstehe ihn nicht.«
Was Dorcas antwortete, konnte Burke nicht mehr hören. Lautlos schloß er die Tür und ging wieder nach unten, in sein Arbeitszimmer. Dort ließ er sich in einen alten Lehnstuhl sinken und starrte lange Zeit in den leeren Kamin.
Das Abendessen ließ Burke nach oben bringen und leistete seiner Frau Gesellschaft. Nachdem sie eine Weile schweigend gegessen hatte, erklärte Arielle plötzlich aus heiterem Himmel: »Ich möchte gern in das andere Zimmer umziehen. Es gehört sich nicht, daß Ehemann und Ehefrau im selben Zimmer schlafen.«
»Du willst wohl neue Sitten einführen, mein
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