Liebe ohne Skrupel
reiten, so viel zu trinken, daß sie am nächsten Morgen nicht aufstehen und ihren Dienst versehen können.«
Cläre fand diese Regel richtig, aber Ranulfs Worte brachten sie auf einen anderen unschönen Gedanken. »Sir Gareth ist also ein harter Herr?«
Ranulf starrte sie überrascht an. »Nein, Madam. Er ist ein durch und durch gerechter und ehrenwerter Ritter. Ich wollte damit nur sagen, daß er weder Ungehorsam noch Faulheit bei den Männern duldet, die in seinen Diensten stehen. Er sagt, solche Dinge könnten anderen den Tod bringen.«
Cläre entspannte sich ein wenig. Die Wache schien es ehrlich zu meinen. »Ich könnte einen harten Herrn hier auf dieser Burg nicht dulden, egal wie intelligent er zu sein scheint«, sagte sie gepreßt. Dann noch eher ein Narr wie Nicholas als ein cleverer, aber zugleich bösartiger Mann.
»Wie bitte, Mylady?«
»Schon gut.« Sie lächelte Ranulf an. »Ich hoffe, es gab keine ernsthaften Probleme gestern abend?«
Ranulf blinzelte. Ihr Lächeln schien ihn zu verwirren. Dann errötete er heftig. »Nein, Mylady.«
»Und niemand wurde verletzt?«
»Ich glaube, Sir Ulrich hat einen Bierkrug auf ein oder zwei Dickschädel knallen lassen, als der Wein nicht wirkte, aber dabei wurde niemand ernsthaft verletzt. Sir Gareth hat strengste Anweisung erteilt, daß es kein Blutvergießen geben dürfe.« Ranulf zuckte mit den Schultern. »Also gab es keins.«
Cläre war zufrieden, daß Gareth ihrem Befehl gehorcht hatte. Das war ein gutes Zeichen. »Gehe ich recht in der Annahme, daß Sir Gareth Nicholas und seine Männer bewußt betrunken gemacht hat?«
»Ja, Mylady. Er sagte, das sei der einfachste Weg, um die Sache zu erledigen.«
>>Sehr clever.« Clares Lächeln wurde breiter. Dann begann sie zu kichern, als sie sich daran erinnerte, daß sie während ihres erzwungenen Aufenthaltes auf Seabern bei Nicholas dieselbe Taktik angewandt hatte. >>Sir Gareth scheint wirklich so gewieft zu sein, wie ich angenommen hatte.«
Ranulf grinste stolz. »Es war nichts weiter als eine Halle voller feiernder Männer, Mylady. Wohl kaum eine schwere Schlacht für den Höllenhund von Wyckmere. Ihr hättet sehen sollen, wie er mit der Bande mörderischer Diebe umgesprungen ist, die letzten Herbst die Gegend von Galtonsea unsicher gemacht haben. Nun, das war wirklich ein denkwürdiges Ereignis. Sir Gareth hat die Halsabschneider in eine Falle gelockt und dann -«
»Ich bin sicher, daß das sehr aufregend war«, unterbrach Clare ihn eilig. Das Letzte, was sie an diesem Vormittag zu hören wünschte, war ein Bericht über Gareths blutrünstige Vergangenheit. Sie versuchte, die Tatsache zu ignorieren, daß sie einen Mann heiraten würde, der bis vor kurzem von Mord und Totschlag gelebt hatte.
Dallan kam aus der Küche am anderen Ende des Hofes. Er kaute an einem großen Stück frischgebackenen Brotes herum.
»Mylady«, rief er, als er Clare entdeckte. Er stopfte sich den letzten Rest Brot in den Mund und eilte zu ihr hinüber. »Ich wünsche Euch einen guten Morgen.«
»Guten Morgen, Dallan. Ich hoffe, du erstickst nicht an deinem Frühstück.«
»Nein, Mylady.« Dallan schluckte hastig und wischte sich mit dem Ärmel seiner Tunika den Mund ab. »Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen.«
»Ja, danke.«
»Das ist ein Wunder.« Dallan runzelte finster die Stirn. »Ich danke den Heiligen, daß Ihr nicht durch die schrecklichen
Dinge von Eurer Ruhe abgehalten worden seid, die sich in der Halle zugetragen haben, nachdem Ihr gegangen wart.«
Cläre zog die Brauen hoch. »Ich dachte, es sei nichts Schreckliches passiert. Die Halle sieht heute morgen recht ungemütlich aus, aber das war ja wohl bei so vielen Gästen nicht anders zu erwarten.«
Dallans mageres Gesicht wurde ernst. »Es war ein Gelage, das eine so feine, elegante Lady wie Ihr es seid, schockiert und entsetzt hätte. Ja, ein Anblick wie die Hölle selbst.«
Cläre runzelte die Stirn. »Also, bitte, so schlimm kann es ja wohl nicht gewesen sein.«
»Ihr wart ja nicht dabei, Madam, dem Himmel sei Dank.« Dallan straffte seine schmalen Schultern. Seine Augen blitzten vor Empörung. »Muß ich Euch erst daran erinnern, daß der Höllenhund persönlich den Vorsitz hatte?«
»Was redet Ihr da, Meister?« fragte Gareth freundlich, als er vor die Tür trat und sich hinter Clare stellte. »Erzählt Ihr schon so früh am Morgen wilde Geschichten? Man sollte meinen, Ihr wüßtet Besseres mit Eurer Zeit anzufangen.«
Dallan fuhr zusammen und trat
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