Liebe ohne Skrupel
meine Leidenschaft nicht im Zaum halten.«
Cläres Wangen brannten. »Ihr habt mir das Gegenteil bewiesen, Sir.«
»Habe ich das?«
»Ja. Ich entschuldige mich bei Euch für meine Dummheit. Ich dachte, Euer Verlangen sei so übermächtig, daß es Euch unsere Abmachung vergessen lassen würde. Aber jetzt weiß ich, daß Ihr Euch und Eure Leidenschaft durchaus beherrscht, und daß Ihr Euch wohl kaum von ihr lenken laßt.«
»Unter den gegebenen Umständen bringt uns Eure verquere Logik auch nicht weiter. Wir werden später noch einmal über die Sache sprechen. Da Ihr ja bereits wach seid, könnt Ihr ebenso gut aufstehen und Euch anziehen.«
»Gareth, ich finde, wir sollten über diese Sache sprechen.«
»Nein, ich bin nicht in der Stimmung, um diese idiotische Unterhaltung heute morgen weiterzuführen.“
>>Ihr seid immer noch beleidigt wegen meines Verhaltens gestern nacht, nicht wahr?«
Er bedeutete ihr aufzustehen. »Erhebt Euch, Madam. Wie gesagt, wir werden später darüber sprechen.«
Sie zögerte immer noch. Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Gedanke. »Gareth, wart Ihr vielleicht nicht nur beleidigt? Wart Ihr etwa verletzt, weil Ihr dachtet, ich hätte Euch zurückgewiesen, nachdem Ihr mir solches Vergnügen bereitet habt?«
»Würdet Ihr freundlicherweise aus diesem verdammten Bett aufstehen, ehe ich Euch herauszerren muß?«
Cläre starrte ihn verwirrt an. »Warum soll ich denn so schnell aufstehen?«
Gareth kniff den Mund in einer Weise zusammen, die ihr verriet, daß er sich nur noch mühsam beherrschen konnte. »Ich dachte, wir könnten vielleicht einen gemeinsamen Spaziergang über die Klippen machen.«
Cläres Miene hellte sich umgehend auf. »Das wäre wunderbar. Ich liebe es, morgens spazierenzugehen.«
»Zieht Euch warm an«, murmelte er. »Der Nebel ist zwar verschwunden, aber es ist noch recht kühl.«
»Ja, das tue ich.«
Cläre kletterte eilig aus dem Bett. Sie bedachte Gareth mit einem strahlenden Lächeln und eilte hinüber in das angrenzende Ankleidezimmer.
Der Raum war zu dieser frühen Stunde noch leer. Nur die üblichen Kleidertruhen und die Nähkörbe der Dienstmädchen standen herum. Clare schickte ein kurzes Dankgebet zum Himmel, daß es für die Bediensteten noch zu früh war.
Sie hatte gerade eine der Truhen geöffnet und griff nach einem warmen Kleid, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. Sie preßte das Kleid an ihre Brust und rannte zurück ins Schlafzimmer.
»Gareth, vielleicht würdet Ihr lieber ausreiten, anstatt spazierenzugehen. Es hat mir sehr gut gefallen, als wir... Bei den Augen der heiligen Hermione.« Sie brach entsetzt ab. »Was macht Ihr dal «
Gareth kniete auf dem Bett und leerte den Inhalt eines kleinen Fläschchens auf dem Laken aus. Er sah auf. Irgend etwas an ihrem Blick mußte ihn alarmiert haben. »Hör zu, Clare, das tue ich deinetwegen.«
»Meinetwegen?« Sie zitterte vor Wut, als sie auf das Fläschchen zeigte. »Das ist Hühnerblut, nicht wahr?«
»Cläre, hör mir zu.«
»Ihr spritzt Hühnerblut auf das Laken.«
»Ja. Ich habe gehört, daß das ein guter Ersatz ist für... ja, nun, Ihr wißt schon wofür.«
Sie kreuzte die Arme vor ihrer Brust und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Ich weiß sehr gut, wofür man das benutzt, Mylord.«
»Cläre, die Bediensteten, die die Laken wechseln, werden nach einem Beweis für die Vollziehung der Ehe suchen. Bis zum Nachmittag wird die ganze Insel darüber Bescheid wissen, ob Blut auf dem Laken war oder nicht. Das weißt du ebenso gut wie ich.«
»Also sorgt Ihr dafür, daß Eure männliche Ehre keinen Kratzer bekommt.«
»Verdammt. Es geht mir um Eure Ehre, Madam. Ich möchte einfach vermeiden, daß alle Leute Spekulationen darüber anstellen, weshalb kein Fleck auf dem Laken ist.«
»Ha! Das glaube ich nicht eine Sekunde lang. Es geht Euch doch nur um Euren eigenen Stolz. Ihr ertragt es nicht, daß die Leute denken könnten, Ihr hättet eine Frau geheiratet, die sich schon vor der Hochzeit einem anderen Mann hingegeben hat.«
»Glaubst du wirklich, es geht mir hierbei um mich?« fragte er ungläubig.
»Ja, genau das glaube ich.«
Cläre stürmte durch das Zimmer, beugte sich hinab und zog eine kleine Truhe unter dem Bett hervor. Es war die Truhe, in der sie all die Fläschchen mit Hühnerblut versteckt hatte, die ihr an ihrem gestrigen Hochzeitstag gegeben worden waren.
Gareth beobachtete mit gerunzelter Stirn, wie sie den Deckel des Kastens anhob. »Was machst du
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