Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe, Sex und andere Katastrophen

Liebe, Sex und andere Katastrophen

Titel: Liebe, Sex und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Falkenberg
Vom Netzwerk:
Gespräch mit einzubeziehen. Verdammt. Ich war beleidigt. Dann musste ich wohl tiefer in die Trickkiste greifen. Ich ging Getränke holen und tat dies aus ganz strategischen Gründen. Nummer neunzehn sollte mich in all meiner Pracht bewundern können. Ich war mir meiner knackigen Figur sehr bewusst, und wusste diese in wichtigen Momenten auch gekonnt einzusetzen. Nun verlangt es einiges an Grazilität, elegant von einer Bierbank aufzustehen und in Flip-Flops über kieselbesteinten Weg im Catwalkstyle zu schreiten. Aber ich habe das wohl ziemlich gut hinbekommen, denn Nummer neunzehn verriet mir später, er wäre ganz angetan gewesen, wie ich mich bewegte, und dass er seinen Blick nicht von meinem Hintern wenden konnte. Plan ist aufgegangen. Ich Luder.
    Als ich wieder kam, interessierte sich der ergraute Sunnyboy plötzlich für mich. Strike! Wir fingen an zu plaudern, und ich stellte fest, dass seine eisblauen Augen sehr gut zu seinen grauen Haaren passten. Außerdem stellten wir fest, der Zufälle gab es an diesem Nachmittag anscheinend nicht genug, dass wir jobliche Nachbarn waren, er arbeitete nur ein paar Meter entfernt von meinem Büro. Er war Marketingchef einer großen Musikfirma. Klang gut. Da wir nun quasi Job-Nachbarn waren, hatte ich einen prima Grund, mal ein ganz harmlos unverbindliches gemeinsames Business-Lunch vorzuschlagen. Networking und so. Is klar. Der Vorschlag plumpste auf fruchtbaren Boden, Nummer neunzehn gab mir seine Visitenkarte. Jubel! Ich hatte Email-Adresse und Telefonnummer vom coolsten Typen im gesamten Biergartenumkreis ergattert. Und der Biergarten war wirklich nicht klein. Nummer neunzehn verabschiedete sich dann, nicht ohne noch einmal zu betonen, ich solle mich melden. Jaha, mache ich, ganz bestimmt, flötete ich. Und dann, Frauen können solche Biester sein, grätschte meine Freundin volle Lotte in meinen frisch erweckten Liebeshoffnungsschimmer. Sie hatte die Anbahnungsversuche natürlich mitbekommen, das war ja auch nicht zu übersehen, mein Attacke-Lächeln und mein Eroberungs-Charme strahlten schließlich bis nach Kandahar. Der Typ konnte gar nicht anders, meiner Flirtoffensive war nicht zu entkommen. Als er weg war, zischte sie mir ein „Vergiss es! Der Typ hat genug von Frauen. Der hat sich grade von seiner Freundin getrennt, mit der er 15 Jahre zusammen war.“ War als gut gemeinter Ratschlag getarnt, aber bedeutete übersetzt nichts anders als ich solle die Finger von ihm lassen. Blöde Arschkuh. Trotzdem erfreute mich ihr Intervenieren. Heißt also, der gute Mann war nicht mehr in festen Händen. Na ist doch wunderbar! Bahn frei, Kartoffelbrei!
    Natürlich hielt ich mich an den inoffiziellen Dating-Knigge und meldete mich nicht gleich bei Nummer neunzehn. Erst nach ein paar Tagen schrieb ich ihm eine kleine E-Mail. Die Möglichkeit, den Erst-Kontakt via elektronischem Brief zu forcieren, ist eine wunderbare Errungenschaft der Technik. Nun mag es zwar auch etwas lästig sein, über 3 popeligen Zeilen einen ganzen Nachmittag grübelnd zu brüten, und dann erst das sekündliche Checken des Posteingangs. Aber, immer noch besser als das peinliche Gestammel am Telefon. Ich erinnerte ihn also an unser locker geplantes Business-Lunch, und wann wir das denn in die Tat umsetzen würden. Dabei mühte ich mich stundenlang ab, die wenigen Worte so zu formulieren, dass sie harmlos, witzig und charmant, aber nicht zu aufdringlich oder gar fordernd daher kommen. Die delete-Taste war dabei im Dauereinsatz. Irgendwann drückte ich einfach auf den Send-Button, und weg war die Mail. Scheiße. Und jetzt? Was, wenn er nicht antworten würde? Was, wenn er nur aus Höflichkeit mit mir geplaudert hat und nie vor hatte, sich mit mir zu treffen? Blöde Panikmache im Kopf. Es war ja sowieso zu spät. Nummer neunzehn ließ mich warten. 2 Tage. Aber er antwortete. Immerhin. Seine Mail ließ mich mit großen Fragezeichen auf der Stirn zurück, denn sein Stil war gar eigenartig. Shakespeare auf Ecstasy der ein Telegramm verschickt, so klang das. So kurze Sätze, aber die waren so abgehackt, und trotzdem mit einem Versuch geschmückt, dabei poetisch sein zu wollen. Verdächtig. Der Mann war ja hochgradig verwirrt! Egal, vielleicht musste er bei seinem Job auch eine Portion Beklopptheit an den Tag legen. Das Ergebnis des dadaesquen E-Mail-Verkehrs war ein Date. Und zwar ein richtiges. Kein Mittagslunch, nein, so richtig mit Essen gehen und Kino, gleich das volle Programm. Auch gut. Warum Zeit

Weitere Kostenlose Bücher