Liebe, Sex und andere Katastrophen
aber die ist vor eineinhalb Jahren weggezogen.«
»Manche sagen, das hat ihn so gemacht. Ihr wisst schon, der Frust, die Trauer, die Wut. Er wollte nicht, dass sie wegzieht, aber was sollte sie tun, schließlich war sie erst vierzehn und musste ihren Eltern gehorchen.«
Erin hörte gespannt zu. »Und er? Wie alt ist er?«
Alle Blicke richteten sich zum Teil entsetzt, zum Teil mitleidig, auf sie.
»Wird bald siebzehn. Aber, und glaub uns, wir meinen es nur gut, lass lieber die Finger von ihm.«
»Wieso denn?«
Tessa klappte das Chemiebuch zu und seufzte. »Ich sehe schon, du musst noch eine Menge lernen. Das Wichtigste zuerst: Kein Mädchen hält es lange mit Liam aus. Gründe dafür gibt es Tausende. Einer davon ist, dass ihm sein Skateboard wichtiger ist als seine Freundin. Außerdem versucht er, das Mädchen, auf das er steht, sofort ins Bett zu kriegen, ohne Rücksicht auf Verluste. Passt ihm nicht, was seine Auserwählte zu bieten hat, sprich, sind ihm ihre Möpse zu klein oder ihr Arsch zu fett, serviert er sie ab. Die Liste ist ellenlang. Da müssen wir mal eine Extrastunde einlegen, um das genau zu erläutern.«
»Aha«, sagte Erin und warf einen verstohlenen Blick in Liams Richtung. Er war gestürzt, stand jedoch sofort wieder auf und wiederholte den Sprung.
»Hey, Süße!« Heathers Freund Brandon ließ sich außer Atem neben sie fallen und fragte aufgedreht: »Hast du den Sprung eben gesehen? Wie war ich?«
Sie küsste ihn scheu. »Klasse, wie immer.«
Seine blauen Augen leuchteten auf. Lächelnd legte er den Arm um sie. »Und du bist?«, wandte er sich an Erin.
»Erin Young.«
»Ah, ich erinnere mich. Du gehst jetzt auf unsere Schule.«
»Sie belegt den Fotografierkurs mit mir«, sagte Lucy.
»Cool. Toll, dich kennenzulernen. Wir werden uns in Zukunft sicher öfter sehen. Gut, dann werd ich mal wieder. Treffen wir uns später? Allein?«
Heather bejahte und wurde rot.
»Ach, wie muss Verliebtsein schön sein«, seufzte Lyssa und öffnete eine weitere Packung Gummibärchen.
»Wenn du nicht dauernd dieses Zeug in dich reinstopfen würdest, würden sich deine Chancen auf ein Date erheblich vergrößern«, meinte Tessa ohne Spott.
Lyssa schob schmollend die Unterlippe vor, zuckte mit den Schultern und begann zu essen. Tessa rollte genervt mit den Augen.
»Hey, da drüben ist was passiert, glaub ich«, verkündete Lucy plötzlich und stand auf. Tatsächlich. Liam Butler lag unterhalb der Betontreppe, über deren Geländer er eben noch gerutscht war, und rührte sich nicht. Erin rannte los, noch ehe sie Zeit hatte, darüber nachzudenken. Liam lag bewegungslos auf dem Rücken, sein Skateboard verkehrt herum neben ihm. Seine Kappe war auf der untersten Stufe gelandet.
Sie kniete sich neben ihn und fühlte seinen Puls, während sie sich fieberhaft in Erinnerung rief, was sie tun musste. Sie hätte den Anweisungen ihres Vaters mehr Aufmerksamkeit schenken sollen, dann wäre sie jetzt nicht so nervös.
Der Puls war okay, auch kein Blut und keine klaffende Wunde am Kopf. »Hallo? Kannst du mich hören?«, fragte sie, worauf er blinzelte und sich bewegte. »Bleib ruhig liegen«, sagte sie rasch. »Hast du Schmerzen?«
»Nein. Aber ich sehe eine Göttin … bin ich jetzt tot?« Er sprach so leise, dass sie sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. Er wiederholte das Gesagte und lächelte dabei.
»Nein, du weilst noch unter den Lebenden. Kannst du erkennen, wie viele Finger ich hochhalte?« Sie fuhr mit zwei ausgestreckten Fingern in seinem Blickfeld hin und her. Dasselbe wiederholte sie mit fünf und dann mit drei Fingern. Er hatte keine Schwierigkeiten, die richtige Anzahl zu erkennen.
»Ich werde trotzdem den Notarzt verständigen«, meinte Erin unsicher, »bei Kopfverletzungen sollte man nämlich kein Risiko eingehen.«
»Nein, warte«, wehrte Liam Butler ab, »ich bin doch schon in den besten Händen.« Er setzte sich auf. »Ehrlich, ich bin okay«, versicherte er mit Nachdruck. »Aber nett, dass du dir Sorgen machst.«
Plötzlich wurde es Erin klar. Er hatte sie verarscht. »Du hast dich überhaupt nicht verletzt, oder?«
»Natürlich nicht. Ich wollte nur mal sehen, was die Tochter unseres neuen Arztes so drauf hat.«
Erin presste die Lippen zusammen. Er hatte sie zum Narren gehalten. Und sie war drauf reingefallen.
»Und, bist du jetzt zufrieden?«
»Yep.« Seine blauen Augen funkelten.
»Diese Art von Späßen finde ich absolut nicht lustig, Liam Butler.«
Überrascht hob er die
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