Liebe, Sex und andere Katastrophen
etwas zu tun«, rechtfertigte sich Gery in beleidigtem Ton.
»Das behauptet auch niemand. Aber, so wie es aussieht, hat sie kein Interesse.«
Gerys Blick bohrte sich tief in ihren. »Stimmt das?«
Wenn er ihr nur einmal zugehört hätte, wüsste er es. »Ja. Es tut mir leid.«
»Aber … wieso?«
Sie schluckte. »Du bist nicht Liam.«
Wortlos ballte er die Fäuste, wandte sich ab und lief mit gesenktem Kopf aus der Gasse.
Erin schloss die Augen und seufzte.
»Alles okay?«, fragte Heather und kam näher.
»Es tut mir leid, aber ich kann das nicht. Gery ist ganz okay, aber nicht …«
»Liam?«, vollendete Tessa den Satz für sie.
Erin nickte. Die Mädchen nahmen sie in die Mitte.
»Ist es wirklich so schlimm?«
»Schlimmer als schlimm. Ich vermisse ihn so. Wisst ihr, er ist ein ganz anderer Mensch, wenn wir allein sind. Sanft und gefühlvoll. Ich weiß, das klingt absurd für euch, aber es ist so. Wir können stundenlang in seinem Bett liegen und reden, ohne dass uns das Thema ausgeht. Und er küsst so gut. Mir wird immer ganz schwindlig, wenn er mich so küsst, als ob er mir gleich die Kleider vom Leib reißt … aber er tut es nicht, wisst ihr, so was tut er nicht … Deshalb weiß ich, dass das Gerücht, er hätte Sunny damals zum Sex gezwungen, nicht wahr ist. Ich habe ihm unrecht getan und muss damit leben.«
Eine Weile des Schweigens folgte. Dann packte Heather sie plötzlich bei den Schultern. »Hol ihn dir zurück!«, sagte sie laut.
»Ja, wenn er dir wirklich so viel bedeutet, hol ihn dir zurück«, rief Tessa.
»Vielleicht ist ja an den anderen Gerüchten über ihn auch gar nichts dran?«, meinte Lucy zuversichtlich.
»Außerdem sieht er wirklich gut aus, das muss ich zugeben, und wenn ich nicht diese paar Kilos zu viel mit mir herumschleppen würde, würde ich doch glatt …«
»Lyssa«, riefen die anderen drei gleichzeitig, worauf sie verstummte.
»Aber … ich …«, stotterte Erin.
»Kein Aber, Süße, gegen diese Art von Gefühlen kannst du nichts machen. Lauf los und sag ihm, wie es da drin bei dir aussieht«, sagte Heather lächelnd und zeigte auf Erins Brust.
Sie zögerte nur einen Sekundenbruchteil, dann setzte sie sich in Bewegung.
***
Liam war nicht im Skatepark. Erin blickte sich suchend um und setzte sich auf die Bank. Dieser Ort war ihr inzwischen so vertraut, als würde sie ihn ewig kennen. Sie konnte sich einen Tag ohne den Skatepark nicht mehr vorstellen. Hier spielte sich alles ab. Dates, freundschaftliche Treffen, Debatten über dieses und jenes, der Austausch von Sammelkarten und vor allem das Skaten selbst. Es erforderte großen Mut und gutes Geschick, was nicht jeder Skater mitbrachte, egal ob männlich oder weiblich. Aber Liam hatte es. Und sie hatte es vergeigt. Weil sie etwas Dummes gesagt hatte, ohne nachzudenken.
Bedrückt zupfte sie am Saum ihres Kleides. Trotz allem hatte sie gehofft, dass Liam heute auf der Party erscheinen würde. Ihretwegen. Aber, so wie es aussah, war er nicht einmal hierhergekommen. Der Kälte nach zu urteilen, die er ihr im PC-Laden entgegengebracht hatte, wahrscheinlich nur, um ihr nicht zu begegnen. Na gut, das wars also. Sie sah zum Himmel hoch. Da braute sich etwas zusammen. In der Ferne zuckten bereits Blitze auf. Sie sollte besser nach Hause gehen und Liam vergessen.
Enttäuscht verließ sie die Anlage, blieb dann aber stehen und kniff die Augen zusammen. Da kam ein Auto angefahren. Adams Toyota. Er hielt an und ließ Liam aussteigen. Lisa entdeckte sie und winkte ihr lachend zu. Nachdem Liam sein Skateboard aus dem Kofferraum geholt hatte, fuhr Adam weiter. Liam steuerte auf den Skatepark zu, ohne Erin zu beachten. Ihr Herz zog sich zusammen vor Schmerz.
»Warst du auf einem Skatecontest?«, fragte sie, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
»Ja«, antwortete er schlicht.
Sie schluckte. Deshalb hatte er verneint, als sie ihn im PC-Laden gefragt hatte, ob er zur Abschlussparty kommen würde. Er hatte wieder an einem Wettbewerb teilgenommen.
Wie gern wäre sie dabei gewesen. Wenn er sie gefragt hätte, ob sie mitkommen wolle, hätte sie sogar die Abschlussfeier sausen lassen.
»Und?«
»Zweiter Platz.«
»Das ist großartig.«
»Yep.«
»Liam, können wir reden? Bitte.«
Er zögerte und Erin befürchtete das Schlimmste. Dann stimmte er aber zu und ging an ihr vorbei, um sich auf eine Bank zu setzen. Nach kurzem Zögern nahm sie neben ihm Platz. Wenn sie nur wüsste, wie sie anfangen sollte.
»Was ich da
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