Liebe, Sex und andere Katastrophen
Stehtisch.
»Das ist Gery«, stellte Heather ihn vor. »Gery, das ist Erin.«
»Hi Erin, nett dich endlich mal persönlich kennenzulernen.«
»Äh, danke.« Was sollte das? Auf Erklärung hoffend drehte sie sich zu Heather um, aber die war bereits wieder in der Menge verschwunden. Aha. Okay. Also ein Verkupplungsversuch. Gehörte sicher auch zu Plan B. Na ja, was sollte es.
»Setz dich doch. Hab extra Barhocker für uns besorgt«, hörte Erin Gery sagen und sah zu, wie er die beiden Hocker nebeneinanderstellte. Mit einem leisen Seufzen gehorchte sie und zupfte verlegen am Kleid, als es für ihren Geschmack zu hoch rutschte. Gery lächelte und schob ihr ein Glas mit dunkler Flüssigkeit zu.
»Was ist das?«
»Cola mit einem Schuss Bacardi.«
»Bacardi?«
Er nahm sein Glas in die Hand und sah ihr tief in die Augen. Zu tief.
»Genau, Bacardi. Auf uns«, prostete er ihr zu und wartete, bis sie trank.
»Auf uns?«
»Ja! Und auf einen guten Start.«
Sie nippte nur, aber er bestand darauf, dass sie mehr trank. Widerwillig gehorchte sie und verzog angeekelt das Gesicht. Bacardi war definitiv nicht ihr Geschmack.
»Hast du Lust, zu tanzen?«
»Eigentlich nicht«, antwortete sie rasch, doch Gery ignorierte das und zog sie auf die Tanzfläche. Zu allem Übel wurde auch noch etwas Langsames gespielt, sodass er einen guten Grund hatte, sie an sich zu ziehen und seine Hände auf ihren Rücken zu legen. Lucy, Tessa, Lyssa und Heather standen ganz in der Nähe und grinsten. Na toll, das war also ihr ausgeklügelter Plan B? Sie einfach mit einem Jungen aus der Nebenklasse zu verkuppeln?
»Erzähl was von dir«, forderte Gery sie auf und kam ihrem Ohr dabei so nahe, dass sie seinen Atem spürte.
Gib ihm eine Chance! Er scheint nett zu sein, sieht gut aus und bemüht sich.
»Fang du an«, gab sie lächelnd zurück, worauf er zu reden begann. Es stellte sich heraus, dass er im heimischen Footballteam spielte, Richter werden wollte, ein Faible für alte Autos hatte und Nudeln verabscheute. Auch Witze erzählen konnte er gut. Eigentlich war er richtig sympathisch. Dennoch fehlte etwas. Es war zum Greifen nahe, aber sie schaffte es nicht, es in Worte zu fassen.
»Woran denkst du grade?«, bohrte Gery bereits zum dritten Mal nach, als sie ihm kurz vor Mitternacht zum Ausgang folgte. Draußen wehte ein kühler Wind und es roch nach Regen. In einiger Entfernung stand ein knutschendes Pärchen neben einer Gruppe rauchender Jungs.
»Nichts. Wo willst du eigentlich hin?«
Ohne zu antworten, nahm er ihre Hand und führte sie in eine dunkle Seitengasse.
»Erin, wie findest du mich?«
»Nett. Wieso fragst du?«, antwortete sie.
»Weil ich dich süß finde. Und sexy. Und gern mit dir zusammen sein möchte. Weißt du, schon als ich dich das erste Mal in der Schule sah, wusste ich, dass du perfekt zu mir passen würdest.«
Das überraschte sie. Er war ihr stets nur am Rande aufgefallen und sie hatte nie bemerkt, dass er sich für sie interessierte.
»Perfekt zu dir passen?«, wiederholte sie zweifelnd.
»Genau. Ich wusste nicht, ob und wie ich dich ansprechen soll. Du kamst mir immer so abweisend vor.«
Abweisend? War er nie auf die Idee gekommen, dass sie nur schüchtern sein könnte? Hallo, sie war neu hier, was hatte er erwartet? Dass sie mit offenen Armen auf ihn zulief?
»Deshalb war ich mehr als begeistert, als Heather mich fragte, ob ich dich heute gern kennenlernen würde.« Er legte seine Hände auf ihre Schultern.
Die Berührung rief ihr unweigerlich Liam ins Gedächtnis.
Niemand fasst mich an! Niemand außer … Liam!
Hastig trat sie einen Schritt zurück. »Gery, ich …«
»Erin, kannst du dir vorstellen, mit mir zusammen zu sein?«, fiel er ihr ins Wort.
Sekundenlang starrte sie ihn entgeistert an. Erwartete er darauf etwa eine ernsthafte Antwort?
»Bedeutet dein Schweigen ja?«
»Nein! Es tut …«
»Kann ich dich küssen? Ich warte schon so lange darauf.«
»Nein, Gery, das funktioniert nicht. Mit uns, meine ich«, rief sie und streckte ihm abwehrend die Hände entgegen.
Seine Miene verdüsterte sich. »Aber … du findest mich nett.«
»Ja, nett, mehr aber nicht … es tut mir wirklich leid …«
»Erin, alles okay?«
Erschrocken drehte sie sich um. Tessa, Lucy, Lyssa und Heather standen am Eingang zur Gasse.
»Ihr seid uns gefolgt?«, fragte Gery irritiert.
»Na klar. Du hast doch nicht geglaubt, dass wir Erin einfach so in die Höhle des Löwen schicken?«
»Hey, ich hatte nicht vor, ihr
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