Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
Vom Netzwerk:
Vorteile verschafft. Es könnte die Verhandlung über die Clubmiete für ein- bis zweimal pro Woche stattfindende Underage-Clubs erleichtern, die sie DEFINITIV durchziehen wird – NOTFALLS ALLEIN, KOMME, WAS DA WOLLE –, wenn Leif für Dalis Club-Verschönerungs-Aktivitäten zusätzliches Geld ausgeben muss. Und vielleicht kann Dali sie unterstützen. Ihr hat es gefallen, wie er seinen Namen in ein Bild verwandelt hat. Aber auf Maika ist sie auch sauer. Wie kann sie erwarten, dass Keath und sie den Anteil des beschissenen Knochenjobs mit erledigen, für den sie bezahlt wird? Und dann hält sie die Hand auf und zockt Dali ab. Klar ist der froh und zahlt. Aber für sie, Nora, ist es nie eine Frage gewesen, dass sie mit ihrer Art, Geld zu beschaffen, ausschließlich ihren eigenen Kopf riskiert. Im Traum käme
sie nicht auf die Idee, andere da mit reinzuziehen. Und damit hakt sie den Plan, den Underage Club gemeinsam durchzuziehen, endgültig als Schnapsidee ab. Bitter, aber besser. Bis jetzt haben nur sie und Mehmet darüber gesprochen, dass sie eines nicht allzu fernen Tages einen eigenen Club aufziehen werden. Und auch Keath hatte Mehmet gegenüber schon mal Interesse signalisiert. Die Kerle ackern und sparen. Aber in Zeiten, wo alle labern und große Worte versprühen wie Meister Mehmet, ist es mehr als realistisch, dass auch Keath es nicht ernst meint. Sie aber tut es. Sie hat fest vor, die Underage-Club-Idee in klingende Münzen zu verwandeln. Würde Maika nicht ausgerechnet mit Leif was-auch-immer-rummachen, hätte sie vielleicht auch mit ihr darüber gesprochen. So nicht.
    Nora unterbricht Mehmets Monolog über Moral, Kapitalismus, Gerechtigkeit und fragt: »Wie viel schuldet dir Maika?«
    »Fünfundsechzig«, sagt er.
    »Und dir?«
    »Exakt ’n Fuffi«, sagt Keath.
    »Mir hundertdreißig, sind zusammen zweihundertfünfundvierzig. Wenn sie andere für sich schuften lässt, soll sie ihre Schulden zurückblechen. Und wenn du sie für Maika zahlst, hängen wir unsere Nasen nicht mehr in eure internen Geschäfte rein«, bietet Nora Dali an. Für ihn ist die hammerharte Streitkultur der anderen unvertraut. Er wittert die Chance, die Angelegenheit auf seine Weise zu regeln, und stimmt sofort zu.
    Auch Mehmet ist die unerwartete Wendung recht, weil Maika sich mit ihrer Schuldenbegleichung schon ewig Zeit lässt. Er hält Dali die Hand hin und bringt sogar ein schiefes Grinsen zustande. »Trotzdem muss ich …«
    »… die Klappe halten«, ergänzt Nora, verschluckt sich und hustet.

    Unter Keaths heftigem Rückenklopfen erholt sie sich von dem Stromstoß, der ihr durch Mark und Bein gefahren ist, als sie seinen Schenkel an ihrem gespürt hat.
    Keath führt ihren Hustenanfall nicht auf die Schenkelberührung zurück, die er ebenfalls gespürt hat und die auch bei ihm eine Überreaktion auslöst, weswegen er ihr viel zu heftig auf dem zarten Rücken herumklopft.
    Vom Ausmaß ihrer Schüchternheit hat er keine Vorstellung. Für ihn ist Nora stark und souverän, und er hält ihren Deal mit Dali, Maikas Schulden zu bezahlen, für einen genialen Schachzug.
    »Hör auf, Alter. Du brichst ihr ja die Rippen«, sagt Mehmet.
    »Sorry, äh, ich muss noch was erledigen«, murmelt Keath und springt auf. »Geht’s wieder?«, fragt er dann besorgt.
    Nora nickt. Keinen Ton kriegt sie raus.

    Dali verlässt mit Keath den Orient-Express-Grill und schwingt sich auf sein Rad. Er will noch mal mit Maika reden, bevor sich der Club füllt. In der Paul-Roosen-Straße fährt er langsam an den Läden und Bars vorbei und verdreht den Kopf nach dem Plattenladen an der Ecke. Auch die T-Shirts in der Auslage daneben sind einen zweiten Blick wert. Mit einem Schlenker weicht er einer Frau aus, die ihm mitten auf der Straße entgegenkommt und ihn anlächelt. Plötzlich spürt Dali ein großes und triumphierendes Gefühl von Glück und Welteroberung und beißt sich auf die Lippen, um die Leute nicht mit dem verkrachtesten aller Königsjodler zu Tode zu erschrecken. Es ist nicht zu fassen. Er wird mit seinen Bildern Geld machen! Vier Tage in der Stadt, der erste Schultag und Hokus Pokus Fidibus, er hat einen Job! Als Künstler! Alles ist möglich.

    »Was ist los?«
    »Nix. Hab keine Zeit.« Mehmet starrt zu dem baufälligen Haus hinüber. Der Fensterrahmen sieht in der Dämmerung aus, als würde er beim nächsten Windstoß in sich zusammenbrechen. In goldenen Buchstaben steht auf der Scheibe: »Mandy’s Naillounge & Beauty Moments im Babacan

Weitere Kostenlose Bücher