Liebe um Mitternacht
weniger bizarren Dinge, die ich am Ort des Verbrechens gefunden habe«, erklärte er leise.
»Wie bitte?«
»Als ich Elizabeth Delmont fand, lag sie auf dem Teppich in ihrem Seancezimmer. Jemand, wahrscheinlich der Mörder, hatte einen Hochzeitsschleier über ihr Gesicht gelegt. Er war getränkt mit ihrem Blut.«
Sie starrte ihn erschrocken an. »Gütiger Himmel.«
»Außerdem hatte man eine schwarz emaillierte Brosche auf das Mieder von Delmonts Kleid gelegt. Auf der Rückseite der Brosche war eine Strähne blonden Haares und ein kleines Foto einer jungen Frau mit hellem Haar, die als Braut gekleidet war.«
»Sie sagen, die Brosche lag auf Mrs. Delmont? Sie war nicht an ihr Kleid geheftet?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie schien sehr sorgfältig auf ihren Körper gelegt worden zu sein, genau wie der Schleier.«
Caroline verschränkte die Arme vor der Brust, als wolle sie sich so gegen die eigenartige Kälte schützen, die sie bei seinen Worten fühlte. »Bizarr ist in der Tat das richtige Wort. Der Schleier und die Trauerbrosche deuten auf ein sehr persönliches Motiv für den Mord hin. Es sieht ganz sicher nicht so aus, als wäre es die Arbeit eines Einbrechers oder eines Diebes.«
»Und auch nicht wie die Tat von jemandem, der Delmont nur umgebracht hat, um an das Tagebuch zu kommen«, gab er zu, auch wenn er bei diesem Gedanken zu zögern schien. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, den sie vielleicht erpresst hat, sich die Mühe machen sollte, eine so dramatische Szene zu schaffen.«
»Es sei denn, er wollte die Polizei von der Spur abbringen, indem er den Mord so aussehen ließ, als hätte jemand einen persönlichen Grund, Elizabeth Delmont umzubringen«, schlug Caroline vor.
Er sah sie lange und nachdenklich an. »Das ist ein sehr interessanter Gedanke, Mrs. Fordyce. Ablenkung gehört zu den ältesten Tricks in der Welt. Jemand könnte das Tagebuch gestohlen haben, um dann absichtlich eine Reihe von Hinweisen zu hinterlassen, die in eine ganz andere Richtung weisen. Aber wenn das so ist, warum wurde nichts davon in den Zeitungen erwähnt?«
»Ihr Problem scheint noch viel komplizierter zu sein, als es am Anfang schien. Was haben Sie denn jetzt vor?«
»Ich würde sehr gern mehr über Irene Toller erfahren. Ihre außergewöhnliche Abneigung gegenüber Elizabeth Delmont macht sie zu einer ausgezeichneten Verdächtigen, würde ich behaupten. Aber ich zweifle, dass sie auf direkte Fragen sehr hilfreich reagieren wird, ganz besonders dann nicht, wenn sie etwas zu verbergen hat.«
»Sie glauben, sie würde Sie anlügen?«
»Ich mache mir mehr Sorgen, dass sie ihre Sachen packen und verschwinden wird, wenn sie glaubt, dass man ihr auf die Schliche gekommen ist«, meinte er. »Ich möchte sie nicht misstrauisch machen, bis ich ganz sicher weiß, ob sie in die ganze Sache verwickelt ist oder nicht.«
»Aber was wollen Sie tun?«
»Wenn sie wirklich diejenige ist, die Elizabeth Delmont umgebracht und das Tagebuch gestohlen hat, dann hat sie es wahrscheinlich irgendwo in ihrem Haus versteckt«, dachte er laut nach. »Ich denke, mein nächster Schritt sollte sein, ihr Anwesen zu durchsuchen.«
Caroline löste die verschränkten Arme schnell. »Sie wollen wirklich in ihr Haus einbrechen? Gütiger Himmel, ein solches Risiko dürfen Sie nicht eingehen, Sir. Wenn sie wirklich bereits jemanden umgebracht hat, dann wird sie nicht zögern, es noch einmal zu tun.«
Er schien über ihre Worte nachzudenken. Dann verdunkelte sich plötzlich sein Blick. »Machen Sie sich Sorgen um meine Sicherheit, Mrs. Fordyce?«
»Ich versuche lediglich, ein wenig Vernunft in Ihren Plan zu bringen.«
»Was für ein Jammer. Einen Augenblick lang habe ich die Hoffnung zu nähren gewagt, dass Sie sich um mein Wohlergehen Sorgen machen.«
»Ich mag es nicht, wenn man mich neckt, Mr. Hardesty. Und wenn Sie wirklich diese Absicht verfolgen wollen, wäre es dann nicht besser, vorher den Plan des Hauses zu kennen, ehe Sie dort einbrechen? Sie sollten schon zuvor einiges über das Haus wissen, damit Sie Ihre Suche besser vorbereiten können.«
Er sah sie nachdenklich an. »Was würden Sie denn vorschlagen?«
»Sie sollten an einer Seance teilnehmen«, überlegte sie schnell. »Mrs. Toller hat doch heute deutlich erklärt, dass sie diese öffentlichen Auftritte dazu nutzt, ihr Geschäft weiter voranzutreiben.«
»Was haben Sie doch für einen wachen Verstand.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Das ist in der Tat einfach
Weitere Kostenlose Bücher