Liebe um Mitternacht
brillant. Wenn ich das Haus betrete, um an einer Seance teilzunehmen, dann könnte ich diesen Besuch dazu nutzen, mich gründlich umzusehen, und ich könnte auch noch andere Informationen über Irene Toller bekommen. Wissen Sie, etwas sagt mir, dass es sich noch als äußerst nützlich erweisen wird, eine Beraterin in dieser Sache zu haben, die Sensationsromane schreibt.«
Sein Lächeln war ebenso sinnlich und erregend intim, wie unerwartet. Es veränderte sein Aussehen und erlaubte ihr einen kurzen Blick auf den Mann hinter der rätselhaften Fassade, die er der Außenwelt präsentierte.
Es verwirrte sie auch. Sie bemühte sich, nicht die Fassung zu verlieren.
»Ich müsste Sie natürlich begleiten«, erklärte sie schnell und versuchte, das Flattern in ihrem Magen zu ignorieren.
»Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird.«
»Da bin ich aber ganz anderer Meinung, Sir«, erklärte sie, so energisch sie konnte. »Meine Anwesenheit wird nützlich sein, um das Misstrauen von Mrs. Toller zu zerstreuen.«
»Wieso sollte sie misstrauisch sein? Mrs. Toller und ich sind uns noch niemals begegnet. Wenn sie wirklich das Tagebuch besitzt, und selbst wenn sie weiß, dass ein Gentleman namens Adam Hardesty ein gutes Ziel für eine Erpressung wäre, wie sollte sie mich als ihr Opfer identifizieren können?«
»Sie hat Sie vielleicht heute bei der Vorstellung gesehen.«
Er winkte ab. »Wenn sie mich wirklich gesehen hat, kennt sie mich lediglich als Mr. Grove, genau wie Reed und Eisworth das tun. Irene Tollers Geschäft ist es, Seancen abzuhalten. Ich werde für sie nur ein weiterer Kunde sein.«
Offensichtlich musste sie sich ein anderes Argument überlegen, damit er sie an seinem Plan beteiligte. Sie hatte nicht die Absicht, ihn seine Nachforschungen allein anstellen zu lassen.
Du musst vorsichtig vorgehen
, warnte sie sich selbst. Adam Hardesty würde es nicht begrüßen, wenn er merkte, dass sie ihn zu manipulieren versuchte. Aber genau das musste sie tun.
Sie räusperte sich. »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Sir, aber es gibt da, man könnte sagen, einen Aspekt an der ganzen Sache, den Sie bedenken sollten. Mrs. Toller könnte …« Sie hielt inne und suchte nach dem richtigen Wort, doch es fiel ihr nichts ein. »Unsicher sein.«
Er runzelte die Stirn. »Warum um alles in der Welt sollte ich sie unsicher machen?«
Caroline dachte daran, den kleinen Spiegel aus ihrer Tasche zu holen, um ihm zu zeigen, was für ein grimmiges Gesicht er machte, doch schon im nächsten Augenblick entschied sie sich anders. Es war wenig wahrscheinlich, dass er das Gleiche sah wie andere, wenn er sein Gesicht im Spiegel erblickte.
Bleibe bei der Logik, dachte sie. Das war die Methode, die sie anwenden musste, wenn sie hoffte, Adam Hardesty dazu zu bringen, das zu tun, was sie wollte.
»Wenn Irene Toller in der Tat etwas über diesen Mord weiß, wird sie vorsichtig sein«, behauptete sie und bemühte sich, geduldig zu bleiben. »Wenn sie auf der anderen Seite allerdings unschuldig ist, dann wird der Mord an einem Medium sie sicher sehr nervös machen. Ich wäre nicht überrascht, wenn sie alle Anfragen nach Seancen zunächst einmal ablehnen würde. Immerhin würde ich das an ihrer Stelle tun.«
»Wirklich?«
»Ganz bestimmt«, versicherte sie ihm.
Er machte sich gar nicht die Mühe, seine Skepsis vor ihr zu verbergen. Dennoch erkannte sie, dass er über ihre Worte nachzudenken schien.
»Kennen Sie Irene Toller?«, fragte er schließlich.
Ich mache Fortschritte, sagte sich Caroline.
»Wir sind einander zwar noch nicht vorgestellt worden, doch bin ich sicher, dass sie weiß, wer ich bin, weil ich in der letzten Zeit oft im Wintersett House war, um meine Nachforschungen zu betreiben. Wie Sie schon bei Mr. Reed und Mr. Eisworth gesehen haben, sind meine Arbeiten unter den Mitgliedern der Gesellschaft für übersinnliche Forschungen kein Geheimnis.«
Er hatte den Mund ein wenig spöttisch verzogen. »Mit anderen Worten könnte Ihr Name genau das sein, was ich brauche, um Zugang zu Irene Tollers Haus zu bekommen, nicht wahr?«
»Ich glaube kaum, dass es sehr ungewöhnlich wäre, wenn ich sie um eine Seance bitte. In der Tat hätte ich unter normalen Umständen vielleicht sogar genau das getan.«
Er dachte noch einen Augenblick länger nach. Dann reckte er sich ein wenig, beugte sich vor und stützte die Unterarme auf seine Oberschenkel.
»Also gut, Mrs. Fordyce«, meinte er mit seiner tiefen Stimme. »Wenn Sie es schaffen,
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