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Liebe um Mitternacht

Liebe um Mitternacht

Titel: Liebe um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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aufhören.
    »Sie müssen immer daran denken, dass Irene Toller eine Betrügerin ist«, erklärte er leise.
    »Ja, natürlich.«
    »Sie hat die Tatsache ausgenutzt, dass Sie Witwe sind, um an Ihre Gefühle zu appellieren.«
    »Das ist mir bewusst.« Sie klappte den Fächer wieder zusammen, dann verschränkte sie die Finger fest in ihrem Schoß. »Das ist ein üblicher Trick, den jedes Medium anwendet.«
    Er ballte die Hand zur Faust und legte diese dann auf seinen Oberschenkel. »Es ist ein grausames Geschäft, meiner Meinung nach. Es beruht nur auf Täuschung.«
    Sie räusperte sich. »Es hat schon immer eine ganze Anzahl Menschen gegeben, die es kaum erwarten können, betrogen zu werden.«
    Die Kutsche holperte über die von Gaslampen beleuchtete Straße. Der schwache Schein von draußen erhellte kurz Carolines angespanntes Gesicht. Er machte sich Sorgen, dass sie vielleicht in Tränen ausbrechen würde.
    »Sie haben Ihren Ehemann zweifellos sehr geliebt.« Er suchte nach den richtigen Worten. »Mein Beileid für Ihren Verlust.«
    Sie erstarrte. »Danke. Doch es ist bereits eine ganze Weile her. Ich habe mich von meiner Trauer recht gut erholt.«
    Die Situation wurde immer schlimmer. Hätte er auch nur ein wenig Verstand, dann würde er jetzt den Mund halten, bis sie in der Corley Lane angekommen waren. Aber irgendwie bohrte das Wissen, dass sie sich vielleicht darauf freute, eines Tages wieder mit ihrem toten Ehemann vereint zu sein, wie ein Dolch in seinem Inneren.
    »Ich nehme an, der Gedanke, dass Ihr geliebter Jeremy auf der anderen Seite auf Sie wartet, ist ein gewisser Trost für Sie«, hörte er sich selbst sagen.
    »Das reicht.«
Heftig öffnete sie ihren Fächer. »Kein Wort mehr, bitte. Ich kann diese Unterhaltung nicht länger ertragen.«
    »Verzeihen Sie mir.« Er schien sich heute Abend ständig zu wiederholen, überlegte er. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, sich im gesamten vergangenen Jahr so oft entschuldigt zu haben. »Das Thema ist offensichtlich sehr schmerzlich für Sie. Ich schwöre Ihnen, ich werde Sie nicht noch einmal einer Seance aussetzen. Es war ein Fehler, zuzulassen, dass Sie noch weiter in diese Sache hineingezogen werden.«
    »Es war kein Fehler«, wehrte sie heftig ab. »Es war meine eigene Entscheidung.«
    »Ich werde Irene Toller bei der ersten Gelegenheit bloßstellen.«
    »Nein, das dürfen Sie nicht.« Caroline schien ehrlich entsetzt. »Denken Sie doch nur an das Risiko, Sir. Sie könnten Ihre eigenen Geheimnisse aufs Spiel setzen, wenn Sie sich von einer so kleinen, unwichtigen Sache ablenken lassen. Sie müssen vorsichtig sein.«
    »Irene Toller sollte für den grausamen Betrug bestraft werden, den sie heute Abend begangen hat«, entgegnete er ungerührt. »Ich kann nicht zulassen, dass sie so einfach davonkommt, nach allem, was sie Ihnen angetan hat. Ihre Trauer auf eine solche Art auszunutzen ist unverantwortlich.«
    Caroline stieß einen kleinen, erstickten Schrei aus. Sehr wahrscheinlich würde sie gleich in Tränen ausbrechen, dachte er. Alarmiert griff er nach seinem Taschentuch.
    Als sie das kleine weiße Tuch in seiner Hand entdeckte, seufzte sie auf, als würde sie sich geschlagen geben.
    »Das ist nicht nötig, Sir«, murmelte sie. »Ich bin nicht von Trauer überwältigt. Ich nehme an, ich kann Ihnen auch gleich die Wahrheit sagen. Ich sehe schon, dass ich Sie auf andere Art und Weise nicht überzeugen kann.«
    »Wovon wollen Sie mich überzeugen?«
    »Irene Toller ist gar keine so gewissenlose Betrügerin. Es hat gar keinen Jeremy Fordyce gegeben. Ich habe ihn erfunden.«
    Einen Augenblick lang saß er starr vor Erstaunen, er war überrascht über seine eigene Verblüffung. Eigentlich hätte er wissen müssen, dass sie ihn wieder einmal überraschen würde, überlegte er. Dennoch hatte er sich diese Wendung der Dinge nicht vorstellen können.
    Er wusste sehr gut, warum er versagt hatte. Er hatte glauben wollen, dass Caroline eine erfahrene Witwe war. Es war so praktisch gewesen, sie als Frau von Welt anzusehen, die sich nicht länger den Regeln einer unverheirateten Frau unter dreißig beugen musste.
    »Sie waren niemals verheiratet?«, fragte er vorsichtig.
    »Ich fürchte, nicht. Nach den entsetzlichen Ereignissen in Chillingham vor drei Jahren habe ich entschieden, dass mein Leben um vieles bequemer sein würde, wenn ich vorgab, Witwe zu sein und keine unverheiratete Frau. Nachdem wir nach London gezogen waren, habe ich den Namen Mrs. Fordyce

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