Liebe um Mitternacht
Weise. »Er möchte Mrs. Trent und Miss Brick eine Nachricht schicken.«
Mrs. Trent war offensichtlich erschüttert. »Das verstehe ich nicht.«
»Wer ist es denn?«, fragte Miss Brick, genauso unsicher.
Die Glöckchen läuteten.
»Diese Botschaft ist von …« Irene sprach zögernd, ihre Worte kamen unregelmäßig, so als versuche sie, die Worte aus der anderen Welt zu übersetzen. »Eine Freundin. Ja, es ist der Geist einer Freundin, die irgendwann im vorigen Jahr hinübergegangen ist.«
Mrs. Trent erstarrte. »Oh, Himmel, ist es etwa Mrs. Selby?«
Miss Brick erstarrte und sah sich in dem Zimmer um. »Bist du das, Helen?«
Wieder klopfte und läutete es.
»Helen Selby schickt Ihnen beiden Grüße«, sprach Irene weiter. Wieder klickte und kratzte es.
»Sie sagt, sie kann Ihnen einen nützlichen Rat geben, was Ihre Finanzen betrifft.«
»Das wäre ja wundervoll«, rief Mrs. Trent und schien wieder so begeistert wie zuvor.
»Was möchtest du uns denn sagen?«, fragte Miss Brick.
Klopfen, Kratzen und Glocken waren zu hören.
»Ihr werdet in der nächsten Zukunft einem Gentleman begegnen«, erklärte Irene mit monotoner Stimme. »Er wird euch eine Investition anbieten. Wenn ihr sie annehmt, werdet ihr innerhalb eines Jahres sehr reich werden.«
»Wie ist denn der Name dieses Gentleman?«, fragte Mrs. Trent aufgeregt.
Eine Serie schneller Klopfgeräusche war zu hören.
»Das kann ich nicht sagen«, behauptete Irene mit ihrer eigenartig tiefen Stimme. »Aber ihr werdet ihn erkennen, denn er wird euch sagen, dass er Helen Selby gekannt hat. Wenn ihr ihm sagt, dass ihr zwei alte Freundinnen von ihr seid, wird er euch diese vorteilhafte Geldanlage anbieten.«
»Helen, wir können dir gar nicht genug danken«, flüsterte Miss Brick.
Gilbert Smith meldete sich eifrig. »Hören Sie, würden Sie etwas dagegen haben, wenn ich auch von dieser Investition profitiere, Mrs. Selby? Mein Name ist Gilbert Smith. Mir ist klar, dass wir uns zu Ihren Lebzeiten nie gekannt haben, aber es könnte doch sein, dass wir einander schon einmal begegnet sind.«
Heftiges Klingeln der Glocken und lautes Klopfen unterbrach ihn.
Dann hörte der Lärm ganz plötzlich auf.
Irene sah Gilbert Smith mit grimmigem, starren Blick an. »Helen Selbys Geist ist wütend über Ihre Gier, Mr. Smith. Sie sagt, dass man sich mit Ihnen nicht in Verbindung setzen wird.«
»Na gut«, murmelte Smith. »Nun ja, es war einen Versuch wert.«
Ein unheimliches Knarren ertönte aus einer Ecke des Raumes, das in Adams Ohren wie das schlecht geölte Scharnier einer Tür klang. Alle Köpfe wandten sich in die Richtung.
In diesem Augenblick fühlte Adam, wie der Tisch sich noch einmal einige Zentimeter in die Luft hob. Man hörte wieder mehrmals schnelles, lautes Klopfen und dann erklangen noch einmal die Glöckchen.
»Ein weiterer Geist möchte mit jemandem an diesem Tisch in Verbindung treten«, erklärte Irene. »Dieser hat eine Botschaft für Mrs. Fordyce.«
Adam merkte, wie Caroline neben ihm erstarrte.
»Wer ist denn dieser Geist?«, fragte sie leise.
Leises Klopfen und Kratzen ertönte.
»Das ist nicht sehr deutlich.« Irene erweckte den Anschein, als würde sie sich heftig konzentrieren.
Wieder war schwaches Klopfen zu hören.
»Es ist ein Mann, glaube ich«, sprach Irene zögernd weiter. »Ein Gentleman … ah, ja, jetzt sehe ich es. Es ist der Geist Ihres verstorbenen Mannes.«
Caroline saß erstarrt auf ihrem Stuhl.
Wut stieg in Adam auf. Dieses dumme Spielchen hat schon viel zu lange gedauert, dachte er. Wie durfte diese Betrügerin es wagen, Caroline mit so genannten Botschaften von ihrem toten Ehemann zu quälen? Er würde diesem Unsinn sofort ein Ende machen.
»Nein, bitte«, flüsterte Caroline, die gefühlt zu haben schien, was er vorhatte. »Es ist schon in Ordnung. Ich habe nichts dagegen. In der Tat kann ich es kaum erwarten zu hören, was mein lieber Jeremy mir zu sagen hat. Sein Tod kam so plötzlich. Wir hatten gar nicht die Gelegenheit, uns voneinander zu verabschieden.«
Adam zögerte. Sein Instinkt riet ihm, sie von hier wegzubringen, doch er fühlte, dass sie nicht bereitwillig mit ihm gehen würde. Dies ist ihre Entscheidung, sagte er sich. Wenn sie darauf bestand, hier zu bleiben, hatte er keine andere Wahl, als bei ihr zu bleiben. Sie war eine intelligente Frau. Sicher begriff sie, dass Irene Toller ein überaus unerfreuliches Spiel spielte.
Auf der anderen Seite machte die Trauer um einen geliebten Ehemann, den
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