Liebe um Mitternacht
darauf bei der zweiten Leiche gefunden wurde«, fügte Caroline noch hinzu.
»Tatsachen sind Tatsachen.«
»In der Tat.« Caroline öffnete die Zeitung, die sie mitgebracht hatte, und las laut vor. »Die bekannte Schriftstellerin behauptet, dass sie zum Zeitpunkt des Mordes zusammen mit Mr. Hardesty an einem abgeschiedenen Ort allein war. Es war dem Reporter deutlich, dass ein Hauch romantischer Intimität das Paar umgab und keinen Zweifel daran ließ, um was es sich bei ihrer Beziehung handelt. Wie es scheint, haben sich für Mrs. Fordyce Roman und Wirklichkeit eng verbunden.«
»Das tut mir sehr Leid, Mrs. Fordyce, aber Sie und Mr. Hardesty haben nun einmal Schlagzeilen gemacht.« Spraggett bemühte sich, wichtig auszusehen. »Das ist es, worüber wir hier im
Intelligencer
berichten.«
»Sie veröffentlichen auch meine Romane, Sir.« Caroline warf die Zeitung auf den Schreibtisch. »Wenigstens noch bis zum Ende meines laufenden Vertrags. Danach könnte ich mich entscheiden, mich nach einem anderen Verlag umzusehen.«
Spraggett sah alarmiert auf. »Also, Mrs. Fordyce, Sie dürfen diesen Artikel von Otford nicht zu persönlich nehmen.«
»Das tue ich aber.« Sie wischte einen Stapel Zeitungen von einem Stuhl, setzte sich und strich sich die Röcke glatt. »Ich werde nicht vergessen, dass ich zum Ziel eines großen Skandals in dieser Zeitung gemacht worden bin, wenn Sie das nächste Mal von mir einen Vertrag für einen neuen Roman haben wollen, Mr. Spraggett.«
»Was soll das denn? Haben Sie ein anderes Angebot von Tillotson bekommen? Verdammte Emporkömmlinge, das schwöre ich, und wenn sie versuchen sollten, Sie von dieser Zeitung wegzulocken, werde ich sie verklagen.«
»Vielleicht würde Tillotson meinen Ruf eher mit dem nötigen Respekt behandeln.«
Spraggett wurde noch zorniger. »Was erwarten Sie denn von mir, wenn jeder in der Stadt die Neuigkeit Ihrer Verbindung mit Mr. Hardesty und den Morden veröffentlicht? Ich kann die Situation wohl kaum ignorieren, ganz besonders deshalb nicht, weil in unserer Zeitung
The Mysterious Gentleman
veröffentlicht wird.«
»Sie brauchen es ja auch gar nicht zu ignorieren, aber Sie hätten immerhin die ausschmückenden Hinweise auf eine Liebesaffäre vermeiden können, und Sie hätten auch nicht zu erwähnen brauchen, dass eine sanfte Röte meine Wangen überzog, als man mich sah, wie ich den Tatort zusammen mit Mr. Hardesty verlassen habe.«
»Also, Mrs. Fordyce …«
»Wenigstens könnten Sie versuchen, mich in gewisser Weise zu entschädigen für die Art, in der Sie mich benutzt haben, um Ihre Zeitungen zu verkaufen.«
Spraggett sah sie böse an. »Wenn Sie damit sagen wollen, dass ich Ihnen zusätzlich für Ihren Roman noch etwas zahlen soll, dann möchte ich Sie daran erinnern, dass wir beide einen Vertrag abgeschlossen haben, Madam.«
»Beruhigen Sie sich, Sir.« Sie zog ihre Handschuhe zurecht. »Ich verlange nicht mehr Geld. Was wir von Ihnen wollen, sind Ihre berufliche Erfahrung und Ihr Rat.«
Spraggett wurde vorsichtig. »Wie bitte?«
Sie griff in die Tasche ihres Kleides und holte das Stück Papier hervor, auf das sie die Markierung des Druckers gezeichnet hatte. »Ich habe diesen kleinen Greifen und den Buchstaben B auf einer Aktie gesehen. Mr. Hardesty und ich möchten wissen, ob Sie den Drucker kennen.«
»Ha!« Spraggett nahm ihr das Stück Papier ab und betrachtete es einige Sekunden lang, dann runzelte er die Stirn. »Auf einer Aktie wollen Sie das gesehen haben?«
»Ja. Erkennen Sie das Zeichen?«
»Bassingthorpe hat es jahrelang benutzt. Er hat in den alten Tagen wundervolle Arbeit geleistet, aber es hat auch immer wieder Gerüchte über ihn gegeben.«
»Bassingthorpe.« Adam runzelte ein wenig die Stirn. »Ich dachte, er hätte aufgehört zu arbeiten.«
»Das habe ich auch geglaubt.« Spraggett blickte noch einmal auf das Papier. »Aber das ist wirklich sein Zeichen.«
»Und was waren das für Gerüchte über ihn?«, wollte Caroline wissen.
Spraggett zuckte mit den Schultern. »Man hat immer behauptet, wenn man ein echt aussehendes Zeugnis brauchte über den Besuch einer Schule für Medizin oder ein Diplom in Recht, dann könnte man das von Bassingthorpe kaufen, ob man nun die Schule besucht hat oder nicht.«
»Ach so.« Caroline stand auf. »Danke, Mr. Spraggett.«
»Augenblick.« Spraggett sprang auf. »Worum geht es hier überhaupt? Hat Bassingthorpe vielleicht etwas mit den Morden zu tun?«
»Das wissen wir nicht«, antwortete
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