Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe Unbekannte (German Edition)

Liebe Unbekannte (German Edition)

Titel: Liebe Unbekannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: István Kemény
Vom Netzwerk:
glänzte, nach dem die Frauen einen unglaublichen Schmacht hatten, gehörte nun ihr. Sie würde mit ihm machen können, was sie wollte. Dann dachte sie noch daran, dass es auch besser war, dass sie nicht auf dem Bootssteg geblieben waren. Eine königliche Hochzeitsnacht gebührte nur Königen. Sie war wieder traurig.
    „Es war eine Enttäuschung für dich, stimmt’s“, brach Emma die Stille.
    „Das habe ich erwartet.“
    „Ich bin also ungeschickt.“
    „Du bist perfekt.“
    „Du lügst“, sagte Emma lächelnd. „Aber das ist nicht schlimm.“
    „Hör mal her“, sagte der junge namenlose Psychiater nach einer kurzen Pause. „So etwas habe ich noch nie zu jemandem gesagt.“
    Für seine feierliche Mitteilung setzte er sich aufrecht im Bett hin.
    „Wenn du jetzt zufällig sagen würdest, ich solle dich heiraten …“
    Hier sollte die witzige Fortsetzung folgen, dann müsse sich Emma auf dem Gebiet der körperlichen Liebe noch ein wenig weiterentwickeln und um dies zu fördern, hätten sie gleich wieder miteinander schlafen können, Emma unterbrach ihn jedoch lachend.
    „Dazu müsste ich mich zuerst scheiden lassen.“
    „Du bist verheiratet?“, fragte der junge namenlose Psychiater verdutzt.
    Emma schloss die Augen wie ein Welpe, der eine Ohrfeige erwartet, und zog eine Schnute. Als hätte sie etwas ausgefressen. Sie nickte mehrmals, mit geschlossenen Augen: Man hatte sie also ertappt. Dabei war sie sehr stolz auf ihre Ehe. Sie wollte eigentlich damit angeben. Sie hatte in ihrem bisherigen Leben wenige Dinge getan, auf die sie wirklich stolz war. Aber ihre Ehe war so etwas. Sie gab gerne damit an und konnte es auch jetzt kaum erwarten, dass die Ehe zur Sprache kam, und sie mit dieser Heldentat angeben konnte.
    Ihr Mann war ein Agent der rumänischen Geheimpolizei, was Emma jedoch zum Glück nicht wusste. Zur Eheschließung entschied sie sich auf Anraten ihrer Mutter, diese musste sie jedoch nicht sonderlich überzeugen, da es sich um eine auf patriotischer Grundlage geschlossene Scheinehe handelte. Im vergangenen Jahr hatten ihre Mutter und sie zwei Männern aus Siebenbürgen zur ungarischen Staatsbürgerschaft verholfen, indem sie sie formal heirateten. So etwas war damals keine Seltenheit, viele ungarische Staatsbürger schlossen zu dem Zweck eine Ehe, Menschen aus der Vorhölle, die das kommunistische Rumänien war, in die stille Leere hinüberzuretten, die im sogenannten
reifen Sozialismus
Ungarns herrschte. Und von einer gesunden Geheimpolizei konnte man nun wirklich nicht erwarten, so eine Gelegenheit ungenutzt zu lassen, wenn es darum ging, Agenten ins Ausland zu schleusen, und über die rumänische Securitate erzählte man sich so einiges, nur nicht, dass sie keine gesunde, gut entwickelte Geheimpolizei sei. Daher war es also gar kein Wunder, dass von den beiden Ehemännern nur einer ein ehrlicher, zum Krüppel geschlagener, ergrauter Literaturlehrer aus dem Szeklerland war und der andere – der Emma zugeteilt worden war – ein Mediziner aus Klausenburg mit verträumtem Blick, ein Mann in seinen Zwanzigern, wie ihn sich Mütter für ihre Töchter erträumen (Edit Perbáli hatte dementsprechend sofort eine tiefe Abneigung gegen ihn), der, sobald er in Ungarn angekommen war, sofort so geschickt untertauchte, dass es Jahre dauerte, bis die Ehe geschieden werden konnte.
    Von dieser Geschichte erzählte Emma so viel, wie sie wusste.
    „Ich wusste gar nicht, dass man in Rumänien noch ungarisch spricht“, bemerkte der junge namenlose Psychiater, nachdem er sich die Geschichte angehört und Emma im Scherz gratuliert hatte.
    „Meinst du das ernst?“, fragte Emma verdutzt. „Mein Gott.“
    „Sie sprechen es also noch. Das ist ja toll, ich wusste es nicht.“
    „Soll das ein Witz sein?“
    „Ist das peinlich?“
    „Ja, gelinde gesagt.“
    „Sorry“, sagte der junge namenlose Psychiater. „Ich habe darüber eben noch nie nachgedacht.“
    „Nie?“
    „Wieso, hätte ich das tun sollen?“
    „Und ausgerechnet du willst verrückte Ungarn heilen?“, fragte Emma lachend. „Mein Gott, wo bin ich bloß gelandet!“, sagte sie und blickte sich im Bett des jungen namenlosen Psychiaters um. „Lass dich mal anschauen!“
    Sie sprang aus dem Bett, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete den nackten jungen Psychiater, als würde sie nach weiteren pathologischen Auffälligkeiten suchen. Sie schüttelte den Kopf und lachte ungläubig.
    „Wieso, wie sind denn verrückte Ungarn?“, fragte

Weitere Kostenlose Bücher