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Liebe Unbekannte (German Edition)

Liebe Unbekannte (German Edition)

Titel: Liebe Unbekannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: István Kemény
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sie stellten sich auf die Bühne, und einer von ihnen namens Bill Haley sagte: ‚Meine Damen und Herren, Sie werden ab jetzt mit Ihrer Countrymusik und Ihrer Fünfton-Musik und mit Béla Bartók überhaupt keine Chance mehr haben, denn jetzt sind wir mit unseren wahnsinnsprofessionellen elektrischen Instrumenten da, mit denen wir die Inkas von den Gipfeln der Anden fegen werden und Mozart von den wie sagt man … Kuppen der Alpen, und wir werden jeden von überall wegfegen, wir werden Adam und Eva aus dem Baum schütteln, und überhaupt alles und jeden abschütteln … denn unsere Waffe nennt sich: Rock and Roll! ‘“
    Hier setzte der Schlagzeuger mit einem Trommelwirbel ein. Aus dem Publikum war leises Kichern zu hören.
    „Nun, bis dahin wäre ja alles in Ordnung, die Ideologie ist gegeben und die neue Band gibt es auch. Sie heißt
Nimmermehr
, und ich würde die Mitglieder sogar vorstellen, aber dann wäre die Enttäuschung am Ende jedoch noch größer, wenn ich euch sage, dass wir nicht spielen werden, dabei haben wir es sogar geschafft, Brülls Gitarre einzuschalten, denn zum Schluss hat sogar der Teufel der Technik aufgegeben, aber es hat sich leider herausgestellt, dass es tatsächlich keine Songs gibt. Denn die alten haben wir vergessen und die neuen sind noch nicht fertig. Also alles zurück auf Anfang, die Inkas können zurück auf die Gipfel der Anden, Mozart und alle anderen bleiben, wo sie waren. Ich habe die Freude, Ihnen mitzuteilen: Unser heutiges Konzert fällt aus.“
    Es gab Pfiffe und Buhrufe, jedoch nur in Maßen, denn jeder wusste, irgendetwas würde schon stattfinden.
    „Nun, damit die Enttäuschung nicht so groß wird, haben wir uns überlegt, eine schöne Zeremonie abzuhalten. In Ordnung? Ich werde sie zelebrieren. Wir werden eine Trauung vollziehen, und ich werde der Standesbeamte sein, da ich voller sakraler Energien bin. Eigentlich wollte ich Priester sein, aber der Ehrengast des Abends sagte, dort, wo ich der Priester sei, werde er nicht der Bräutigam sein. Und deshalb werde ich kein Priester sein. Was letztlich eine korrekte Lösung ist, denn ich bin kein Priester, er hingegen ist tatsächlich ein Bräutigam. Ich bitte den Ehrengast des Abends auf die Bühne. Über ihn gibt es zwei Dinge zu wissen: Er hat eine Alkoholvergiftung und wird Vater. Begegnet ihm mit Verständnis. Ihr werdet die Trauzeugen sein. Könnte jemand das Licht anschalten?“
    Es wurde hell.
    Tabaki zog irgendwoher einen Schal in den Farben der ungarischen Trikolore hervor, einen, wie sie Großmütter zu Spielen der Nationalmannschaft stricken, und band ihn sich um den Hals. Kornél und Emőke Széles stellten sich vor Tabaki.
    „Ich frage dich … wie ist eigentlich dein Nachname?“
    „Hajnal“, flüsterte ihm Emőke Széles zu.
    „Ich frage dich, Kornél Hajnal, ob du bereit bist, mit der hier anwesenden Emőke Széles all das Gute und Schlechte durchzumachen, was zwischen Mann und Frau unumgänglich ist?“
    „Ja, das bin ich.“
    „Gut, dann erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau. Ihr dürft euch küssen.“
    „Verdammt, mich hast du gar nicht gefragt“, sagte Emőke Széles empört.
    „Du willst es ja sowieso“, sagte Tabaki.
    Kornél und Emőke Széles küssten sich. Wie immer und überall bei so einer Gelegenheit gab es Klatschen und zufriedene Pfiffe. Emma, die in der ersten Reihe stand, gab Kornél ein Zeichen, dass sie vorhin genau das gemeint habe. Wenn Emma eine Frau sah, die schöner oder glücklicher war als sie, lächelte sie sie stets an. Emőke Széles hätte sie auch angelächelt, wenn ihr beim Küssen nicht Kornél gegenübergestanden hätte.
    „Will noch jemand heiraten? Ich bin voller karmischer Kräfte. Während ihr nachdenkt, und die beiden aufhören zu knutschen, will ich euch mitteilen“, fuhr Tabaki fort, „dass ich hiermit den Namen Tabaki ablege. Es hat sich herausgestellt, dass Tabaki ein Schakal ist.“
    Lachen.
    „Und das hat mir keiner gesagt. Ich habe es als Letzter erfahren müssen! Es war nämlich so, dass ich vor Kurzem dem Kind meiner Schwester aus dem Dschungelbuch vorgelesen habe …“
    „Du kannst lesen?“, fragte eine Stimme aus den hinteren Reihen, dieselbe Stimme, die sich in ähnlichen Situationen stets meldet, um etwas zu fragen, was ein intelligenter, nur halbwegs feinfühliger Mensch niemals fragen würde. Manchmal schlägt sie auch etwas vor, was die Masse dann ausführt. Im Grunde ist diese Stimme nichts als ein begeisterter Ausruf, und selbst

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