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Liebe Unbekannte (German Edition)

Liebe Unbekannte (German Edition)

Titel: Liebe Unbekannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: István Kemény
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dahinschmolz, dann zeigte er auf die Theke und sagte:
    „Wir nehmen das gesamte Angebot.“
    Dieses bestand insgesamt aus fünf Ischler Törtchen und drei Mignons, allesamt weit jenseits ihrer Glanzzeit, dennoch konnte man die Großzügigkeit von Patais Geste nicht abstreiten. Emma, die in eine Familie von sparsamen Wissenschaftlern geboren worden war, verglich im Laufe ihres späteren Lebens jede großzügige Geste, mit der man ihr begegnete, mit dieser. Ihr gefiel Patais Art sehr, was ihren Großvater kränkte. Onkel Olbach sagte mürrisch, Emma würde sich noch den Magen verderben, aber Ervin Gál löste das Problem. Der doch etwas derbe Scherz, einen Kuchen nach dem anderen vor Emmas Nase wegzufuttern, passte wunderbar zu seiner Rolle als lustiger Onkel. Er achtete jedoch darauf, dass es am Ende keine Tränen gab, und ließ Emma, die IschlerTörtchen ohnehin nicht mochte, zwei Mignons übrig.
    Sie fuhren mit der Pioniereisenbahn bis zur Haltestelle am János-Berg, stiegen dort aus, gingen auf dem Kiesweg in Richtung Aussichtsturm und kamen bald zur asphaltierten Waldstraße, die zum Turm führte. Also lief alles planmäßig. Selbst das merkwürdige Taxi-Abenteuer verdarb ihnen nicht die Laune.
    „Taxifahrer, diese Schweinehunde“, brüllte Onkel Olbach. „Der Mistkerl hat sich ja nicht mal getraut auszusteigen. Wegen drei engbrüstiger Greise.“
    „Wer ist der Dritte?“, fragte Ervin Gál, der zwar engbrüstig war, aber kein Greis. „Meinst du damit Emma?“
    „Dich meint er, mein lieber Ervin“, sagte Patai lachend. „Mach dir bloß keine Hoffnungen auf ein langes Leben. Rauch ruhig weiterhin täglich zwei Schachteln von deinem Rattengift, und bald schon werde ich mit einer vor Fassungslosigkeit stockenden Schreibmaschine einen Nachruf über das jung verstorbene Talent schreiben.“
    „Zweieinhalb“, erwiderte Ervin Gál stolz. Jetzt konnte sich auch Onkel Olbach seine Bemerkung nicht mehr verkneifen.
    „Wenn wir nur ein bisschen mehr Glück gehabt hätten“, sagte er lächelnd, „könnten wir uns jetzt schon mit der Formulierung des Nachrufs vergnügen. Das elende Leben des mittelmäßigen Dichters Ervin Gál endete unter den Rädern eines Taxis …“
    „Was bei den Betrachtern für große Heiterkeit sorgte“, sagte Patai grölend.
    Ervin Gáls Rolle war es nun, sich aufzuplustern. Das tat er auch. Er verstand nicht, weshalb ihn die älteren Bibliotheksleute stets foppten, und da er nicht wirklich in der Lage war zu kontern, merkte er sich, mangels Alternativen, die Kränkungen.
    Der Ausflug verlief also prächtig. Die Schwierigkeiten begannen erst, als es langsam dunkel wurde, und Patai den anderen dennoch seine Idee aufdrängte, vom Aussichtsturm zu Fuß durch den Wald zu der Pioniereisenbahnhaltestelle Ságváriliget zu laufen, was für ein Kind von fünfeinhalb Jahren ein zu langer Weg war. Und dunkel wurde es bereits, weil sie zu lange im Biergarten des Aussichtsturms geblieben waren.
    Eine Taschenlampe hatten sie natürlich nicht dabei, und der Weg fiel an manchen Stellen steil ab. Onkel Olbach ließ nicht zu, dass Ervin Gál Emma auf den Arm nahm, um sie zu tragen (na, das fehlte ja noch). Er selbst hielt Emmas Hand. Das war auch ein Fehler. Das Laufen machte Emma nichts aus, aber in dem immer dunkler werdenden Wald bekam sie Angst. Es wäre besser gewesen, wenn Patai und Ervin Gál sie von beiden Seiten an die Hand genommen hätten und Großvater hinter ihnen gelaufen wäre. Das hätte sie am meisten beruhigt, aber dafür war der Waldweg zu schmal. Es konnten nur zwei Personen nebeneinander gehen. So kam es, dass Patai vorne lief, in der Mitte waren Emma und Onkel Olbach und hinter ihnen Ervin Gál, dem Emma von den drei Männern am wenigsten traute. Ihr Rücken war also nicht ausreichend geschützt, und Großvater hielt zwar ihre linke Hand, aber rechts von ihr lag der Abendwald mit seinen Bäumen und Sträuchern, mit dem Laub seiner Bäume und Sträucher, mit seinem gesamten dunklen Wesen. Dennoch war Emmas Verhalten heldenhaft, und es wäre auch nichts Schlimmes passiert, wenn Patai unterwegs nicht plötzlich vom Teufel geritten worden wäre.
    Dass es dazu kam, dafür war auch Onkel Olbach ein wenig verantwortlich, obgleich er das sein Leben lang bestritt. Denn hier spielte der Zauberschnaps eine Rolle, den sie nach der Taxi-Geschichte völlig vergessen hatten, und der immer noch im Flachmann in der Innentasche von Onkel Olbachs Jackett hin und her schwappte. Nun wurde er

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