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Liebe Unbekannte (German Edition)

Liebe Unbekannte (German Edition)

Titel: Liebe Unbekannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: István Kemény
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Wort ‚sprechen‘ nicht beleidige.“
    Onkel Olbach war ein wenig erleichtert.
    „Also ich weiß nicht, was ich sonst noch so erzählt habe, aber es ist wohl besser, wenn wir es einfach vergessen.“
    „Irgendeine Schweinerei hast du noch erwähnt.“
    „Schweinerei? Habe ich dieses Wort verwendet oder …“ Wieder erschrak Onkel Olbach und dieser Schreck siegte augenblicklich über seine verkaterte, langsame Sprache. „Oder hast du es nachträglich als solche empfunden?“
    „Als Schweinerei?“, sagte Patai, wobei sein Grinsen nicht ermüden wollte. „Nein, du hast dieses Wort verwendet. Mehr hast du aber nicht gesagt. Du musst dir also nicht in die Hosen machen, mein lieber Bandi. Du hast keine deiner hässlichen, perversen Gelüste verraten.“
    Und da lud Onkel Olbach Patai ein, ihn auf jenem Ausflug auf den János-Berg zu begleiten. Ursprünglich wären er und Emma an dem besagten Nachmittag eigentlich von Tante Mara von der Bibliothek abgeholt worden, und dann wären sie zu dritt auf den Berg gefahren, aber Onkel Olbach wusste, dass sie sich freuen würde, wenn sie die Bibliothek nicht würde betreten müssen, da sie seit vierzig Jahren keinen Fuß mehr in dieses Gebäude gesetzt hatte. Sie hatte gegenüber den Redakteuren der Ungarischen Großenzyklopädie Komplexe, da sie nicht gut genug war, um dieser Redaktion anzugehören.
    „Weißt du, was mir gerade eingefallen ist? Was hältst du von einem kleinen Ausflug mit meiner Enkelin, in vier Wochen, am 21. August? Auf den János-Berg. Mein Sohn und seine Frau fahren an dem Tag an die Adria, und wir sollen die Kleine ein bisschen ablenken. Immerhin sind es zwei ganze Wochen …“
    An dieser Stelle erschrak er, dass er mit der Erwähnung der zwei Wochen ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen war: Patai war schließlich nicht blöd und würde bemerken, dass dies ein ungeschickter Versuch war, vom Thema
Emigration
abzulenken. Aber Patai grinste nur. Geheimnisvoll, wie immer.
    „Was verschafft mir denn die Ehre, Bandi?“
    „Nun ja … das Treffen gestern ist doch richtig gut gelungen, nicht? Und ein bisschen Schnaps ist auch noch übrig … Wobei ich im Augenblick gar nicht daran denken kann …“
    Onkel Olbach lächelte selbstkritisch.
    „Aber ich habe eine Bedingung: Wir nehmen die Frauen nicht mit“, sagte er. „Das ist doch in Ordnung, oder? Denn, verzeih mir die Ausdrucksweise, aber Klárika kann man einfach nicht das Maul stopfen.“
    „Mein lieber, einziger Bandi, der Allmächtige möge dich segnen, du weißt doch genau, dass meine Beziehung zu meiner Frau mir durchaus erlaubt, dir keinerlei Hindernisse in den Weg zu legen, wenn du ihr das Maul endgültig stopfen oder ein anderes Verfahren mit ähnlichem Ausgang an ihr anwenden willst. Im Gegenteil, ich wäre dir geradewegs verbunden.“
    Es waren seltsame Umstände, unter denen der Flachmann mit dem von der Feier übrig gebliebenen Schnaps am 21. August geleert wurde. Zunächst wurde der Waldspaziergang von einem auf den ersten Blick unwichtigen Zwischenfall gestört: In diesem Sommer blieb die Entwicklung der Menschheit tatsächlich stehen. Wenige Wochen nach der Mondlandung. So, wie es Doki erzählt hatte, als er allein auf der Toilette war. Als man damals von Entwicklung sprach, meinte man damit noch die sogenannte
Entwicklung der Menschheit
, Lichtgeschwindigkeit, Photonenraketen, die Bezwingung des Weltalls und dass man, während all dies in der Welt geschah, ja ein lustiges, promiskes Liebesleben führen könne. In diesem Sinne war Dokis Gedanke, dass all dies mit der Mondlandung ein Ende nehmen würde, ein erschreckend fortschrittlicher Gedanke. Damals konnte er wirklich noch nicht wissen, dass sich die Geschichte von nun an – zumindest aus der Sicht der menschlichen Rasse –, auf dem absteigenden Ast befand und auf eine andere Rasse zusteuerte, die sich aus der Menschheit erheben würde.
    Diesen Anfangsmoment erlebte die kleine Gruppe um Onkel Olbach auf dem János-Berg. Der Augenblick war nicht auffällig und dem Anschein nach verliefen die kommenden Jahrzehnte ähnlich wie die vorherigen. Der einzige Unterschied war, dass die neuen Entdeckungen von nun an nicht mehr dem eigentlichen Ziel dienten, also dem Vorwärtskommen der Menschheit, sondern gerade dem Gegenteil, ihrem Aussterben, auch wenn sie das auf die erdenkbar menschlichste Art taten. Sie dienten im Grunde dem stillen Einschläfern der menschlichen Rasse und der Hervorbringung einer neuen, perfekteren Rasse, in die

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