Liebe Unbekannte (German Edition)
Idioten erklärt, was ich aufwärmen soll. Sie hält mich wohl für völlig unfähig! Deshalb hat sie dich aus dem Lager nach Hause kommen lassen?!“
„Du hast also schon gegessen?“
„Noch nicht. Ich habe daran herumgebastelt …“
Er winkte wieder ab. Ich verstand, dass ich einen großen Fehler begangen hatte. Ich hätte nicht auf Gerda hören sollen. Ich hatte Vater gestört, jetzt, da er endlich arbeitete. Der Arme hatte den gesamten Sommer über darauf gewartet, endlich einen ganzen Tag allein zu Hause zu sein, um hinaus unter den Birnbaum gehen zu können, ohne dass jemand ihn freudestrahlend fragte: „Du arbeitest doch nicht etwa?“ Vielleicht war Mutter sogar deshalb nach Esztergom gefahren, damit Vater endlich ein bisschen arbeiten konnte. Denn Erika wäre auch allein mit dem kleinen Balázs zurechtgekommen. Ja, so war es, ich hatte ihn bei der Arbeit gestört. Nun würde er vielleicht wieder bis zum Frühling nichts an der Maschine machen. Mist, so würde es sein, ich spürte es. Ich wurde wütend auf Gerda, aber auch auf mich, weil ich auf sie gehört hatte. Zum Glück hatte ich eine Nachricht in petto, mit der ich ihn ablenken konnte.
„Stell dir mal vor“, sagte ich begeistert. „Du wirst es nicht glauben. Halt dich fest! Weißt du, wie unser Lehrer für dialektischen Materialismus heißt?“
„Ich nehme an, Karl Marx“, antwortete er mit einem Lächeln, nachdem er sich an der Zeitmaschine festgehalten hatte.
„Ja, fast“, sagte ich grinsend. „Hältst du dich gut fest? Er heißt Péter Patai!“
„Mach keine Scherze“, sagte er erstaunt. „Dieser Haderlump und Strauchdieb?“
Er freute sich.
„Na ja“, fügte ich vorsichtig hinzu, „wenn er es überhaupt ist.“
„Wie sieht er aus? Sag, wie sieht er aus?“
Ich beschrieb Patais Aussehen. Seinen zwei Meter großen, krummen, mageren Körper, die spitze Nase und das Grinsen, das sich bis zum Nacken zog.
„Das wird er wohl sein, der gute alte Patai“, sagte Vater lachend und schüttelte den Kopf. „Jetzt treibt er sich also an der Hochschule herum? Lajos wird der Schlag treffen. Aber heißt er wirklich Péter? Bist du dir sicher?“
„Na klar“, erwiderte ich leicht gekränkt. Wie kam Vater denn darauf, dass ich diesen Namen mit einem anderen Patai verwechseln könnte?
„Es könnte zum Beispiel auch sein Bruder sein.“
„Wieso, hat er denn einen Bruder?“
„Und ooob!“
Als er das sagte, blickte er zum Himmel, als wollte er fragen: „Kann man sich denn so einen Schurken ohne Bruder vorstellen?“
„Natürlich hat er einen. Wenn er noch lebt. Na komm, lass uns etwas essen.“
Plötzlich hatte er Hunger bekommen. Nachdem ich Patai erwähnt hatte, war er ganz beschwingt. Er stieg aus der Zeitmaschine und schloss schnell die Tür hinter sich, damit ich nicht hineinblicken konnte.
Von außen bot die Maschine einen jämmerlichen Anblick. Auf dem Birnbaum gab es ein Pirolnest, und im Sommer hatten die Pirole die Karosserie in einer dicken Schicht vollgekackt. Vater nahm es ihnen nicht übel. Er nannte sie
Guanobomber
. Damit hatte er seine Wut an ihnen bereits ausgelassen. Den ganzen Sommer über hatte er die Maschine nicht abgewaschen und hätte es auch nicht gerne gesehen, wenn jemand anderes aus der Familie es gemacht hätte. Wir mieden also den Birnbaum und seine Umgebung. Dann kam der September, die Birnen wurden reif, verfaulten, platschten in die Vogelkacke und nun wimmelte es um die Zeitmaschine herum von Wespen. Wenn Vater an diesem Tag ein spektakuläres Ergebnis hätte aufzeigen wollen, hätte er zunächst die Karosserie abgewaschen. Hatte er jedoch nicht, und das war ein gutes Zeichen. Offenbar hatte er im Inneren an etwas viel Wichtigerem gearbeitet.
„Soll ich es nicht schnell abwaschen?“, fragte ich, obwohl ich wusste, dass ich nicht die Zeit dafür gehabt hätte.
„Nein, nein, danke, ich kümmere mich schon darum“, erwiderte er und machte eine nervöse, wegwischende Handbewegung in Richtung Zeitmaschine, wodurch diese natürlich nicht weggewischt wurde (aber ein wenig zu schrumpfen schien, sich sozusagen aus dem weiteren Verlauf unserer formalen Unterhaltung zurückzog). „Komm, lass uns gehen.“
„Arbeite ruhig weiter, wenn es gerade gut läuft.“
„Ach, jetzt ist es schon egal.“
„Aber ich wollte dich nicht ablenken.“
„Du hast mich nicht abgelenkt.“
„Aber du hast gearbeitet. Ich habe es hämmern gehört.“
„Ich sage doch, dass ich gerade fertig war.“
„Aber
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