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Liebe Unbekannte (German Edition)

Liebe Unbekannte (German Edition)

Titel: Liebe Unbekannte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: István Kemény
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wegen mir sollst du nicht fertig sein.“
    „Ich habe aber nicht gearbeitet.“
    „Ist Hämmern etwa keine Arbeit?“
    „Hör auf zu diskutieren … Komm, gehen wir essen.“
    „Ich habe schon gegessen“, log ich, in der Hoffnung, er würde doch draußen bleiben. „Nicht viel, aber … Gulasch. Du bist der, der Hunger hat. Oder nicht? Würdest du lieber arbeiten?“
    „Lass uns diese Diskussion abschließen, gut?!“
    „Gut, aber lass doch wenigstens das Radio hier.“
    „Ich möchte es zumindest ausschalten. Wenn du nichts dagegen hast.“
    Er beugte sich in die Zeitmaschine, um das Taschenradio auszuschalten. Da er es schon einmal in der Hand hatte, nahm er es heraus und klemmte es sich unter den Arm; ich musste schlucken: An dem Tag würde er sicherlich nicht noch einmal in den Garten gehen. Die Maschine schloss er ab. Begleitet von Horribile Dictu gingen wir ins Haus.
    „Sag mal, wo genau ist dieses Lager?“
    Die Zeitmaschine entstand im Wrack eines alten Warszawa, das Erika, Gerda und ich an einem Morgen vor langer Zeit in der unteren Hälfte des Gartens gefunden hatten. Vater war natürlich wütend und sagte, unser Grundstück sei keine Müllhalde, aber da saßen wir schon drin. Jahrelang konnte man uns gar nicht herauslocken. Wir liebten das Wrack und als unsere Eltern vor ein paar Jahren aufgrund einer größeren finanziellen Verlegenheit den unteren Teil des Grundstücks verkauften, zogen wir es mit Onkel Jónas’ Hilfe, der Vater überzeugt hatte, es auf keinen Fall dem Käufer zu überlassen, da man es noch als Ersatzteillager verkaufen könne, hinauf in den oberen Teil unter den Birnbaum. Von da an stand das Auto unterm Birnbaum, bis Vater – vor einigen Jahren – beschloss, es umzubauen. Jetzt bestand die Innenausstattung aus zwei Betten mit verstellbarer Rückenlehne (diese waren bereits vollkommen fertig), aber die Frage der Isolierung war noch ungelöst und blieb es auch. Es war unmöglich, gutes Isoliermaterial zu bekommen.
    Vater war bewusst, dass er mit dem Bau der Zeitmaschine alles zugrunde richten könnte, was er in seinem Leben bisher erreicht hatte, und man ihn womöglich nur noch als den verrückten Nachbarn in Erinnerung behalten würde. Deshalb hüllte er die Zeitmaschine vor uns in Ungültigkeitsgesten, und wir hüllten uns vor anderen in Schweigen. Mein Gott, es steht eben ein Wrack unter unserem Birnbaum. Schließlich gibt es doch kaum einen Birnbaum, unter dem kein Wrack steht und keinen Vater, der nicht etwas damit vorhätte.
    Das Essen, das Gerda am Vortag mitgebracht hatte, war die materialisierte Lebensfreude schlechthin. Verschiedene Beilagen. Festliche Gewürze. Und das an einem einfachen Montag! Nur unterhalten konnte man sich mit Vater schwer. Die festlichen Gewürze waren zu stark für seinen Magen. Aber ich sah ihm an, wie fest entschlossen er war, alles aufzuessen. Zum Glück war der Kater da, der ihn bei den fettigeren Bissen unterstützte und uns Thema für den einen oder anderen Satz lieferte, da wir beide dazu neigten, unseren Gedanken nachzuhängen.
    „Sag mal, du hast doch heute Nachmittag Zeit, oder?“, fragte mich Vater, was mich ein wenig überraschte.
    „Soll ich sie doch abwaschen?“
    „Nein, sollst du nicht, das sagte ich doch schon. Es ist sehr nett von dir, aber du sollst es nicht machen. Ich sage schon Bescheid, wenn ich Hilfe brauche. Also, hast du Zeit? Ich nehme an, in der ersten Woche habt ihr noch keine Prüfungen.“
    „Wahrscheinlich nicht.“
    „Dann würde ich dir empfehlen, nach dem Mittagessen bei Onkel Lajos vorbeizuschauen, um ihn über diesen Gauner auszufragen. Es gefällt mir überhaupt nicht, dass er wieder auf der Bildfläche erschienen ist.“
    „Heute?“, fragte ich überrascht.
    „Na, klar! Wann denn sonst? Du kennst Onkel Lajos. Du wirfst den Namen ins Gespräch, mehr musst du gar nicht tun. Er wird dir alle dubiosen Geschichten über den guten Patai erzählen. Ihm wird es auch guttun, sein Gehirn ein wenig zu trainieren. Er lässt sich in letzter Zeit fürchterlich gehen. Das musst du ihm aber nicht sagen.“
    „Gut, ich werde bald mal bei ihm vorbeischauen“, sagte ich, um von dem Thema abzulenken, aber diesen Trick kannte er gut.
    „Nicht bald! Jetzt. Heute Nachmittag. Raff dich auf und geh los. Den Abwasch mache ich.“
    „Nein, das übernehme ich. Geh du zurück in den Garten arbeiten.“
    „Aha“, erwiderte er spöttisch. „Währenddessen drückst du dich um den Besuch bei Onkel Lajos.“
    „Ach was,

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