Liebe und andere Parasiten
nächsten Tag tilgen, und Smith konnte nichts dagegen machen; er konnte anfangen, seine Schulden bei Alex zu begleichen. Er simste an Bec: »Komm her, Baby. Ich bin am Gewinnen. Ich brauch dich jetzt. Alles wird ok.« Er aß auf, trank ein Glas Wein, ließ den Rest in der Flasche und ging zum Punto-Banco-Tisch zurück.
Es waren jetzt mehr Spieler da und ein paar Schaulustige. Alle Plätze waren belegt, doch Dougies Rückkehr war, als bräche sich der Wind eine Schneise durchs Schilf. Der Chinese bot ihm seinen Platz an. Dougie setzte sich, sah Banco zweimal gewinnen und schob zehntausend Pfund auf Punto. Punto gewann, und Dougie erhielt den zweifachen Einsatz. Er hatte jetzt sechzigtausend Pfund.
Er ließ eine Banco-Gewinnserie verstreichen, und nach dreimal Banco hintereinander schob er wieder zehntausend Pfund auf Punto. Er verlor. Er setzte abermals zehntausend Pfund und verlor. Noch zweimal zehntausend Pfund auf Punto, und jedes Mal verlor er. Nach wenigen Minuten hatte er vierzigtausend Pfund weniger.
Telefone waren am Tisch nicht erlaubt. Dougie warf einen verstohlenen Blick auf seines. Niemand hatte angerufen oder gesimst.
Der Croupier war ein junger Mann in schwarzer Weste und Fliege mit einem bleichen, aufgedunsenen Kinn, das gegenüber dem übrigen Kopf ganz leicht verzogen war. Er hatte in den anderthalb Stunden, seit Dougie zum ersten Mal Platz genommen hatte, keinerlei Gefühlsregung erkennen lassen. In seinem Blick lag weder Interesse noch Erregung, nur eine träge, unerschöpfliche Geduld, als ob der Schlitten und die acht Kartenspiele, die er enthielt, schon existiert hätten, bevor die Planeten entstanden waren, und noch existieren würden, wenn die Sonne schon längst erloschen war.
»Weitere Einsätze?«, sagte er.
Dougie schaute sich im Saal um. Er erblickte Alex. Sein Bruder suchte in der Menschenmenge an den Blackjack-Tischen nach ihm. Die Spieler und Zuschauer um Dougie spürten ihn innerlich zusammenzucken wie einen Bergsteiger, dessen Seil auf einmal schlaff wird. Seine Hände legten sich an seinen verbliebenen Jetonturm, der noch zwanzigtausend Pfund wert war.
»Ich würde gern zwanzig auf dieses Blatt setzen«, sagte Dougie.
»Die Obergrenze ist zehn, Sir«, sagte der Croupier.
»Ich würde gern auf zwanzig gehen.«
Der Croupier griff zu einem Telefon unter dem Tisch. Nach ein paar gemurmelten Worten legte er den Hörer auf und nickte. Dougie schob zwanzigtausend Pfund in Jetons in das Punto-Fach.
»Nichts geht mehr«, sagte der Croupier. Er zog vier Karten aus dem Schlitten und platzierte sie in den Fächern. Die Kanten stießen jedes Mal nahtlos aneinander. Puntos erste Karte war eine Acht, Bancos eine Sechs. Puntos zweite war eine Königin. Der Croupier verlangsamte seine Bewegungen nicht, doch die Umstehenden hatten genug Zeit, um zu erkennen, bevor sie die vierte Karte sahen, dass Dougies Chancen gut standen. Eine Zwei wäre Égalité, aber nur eine Drei würde Punto schlagen, und wie wahrscheinlich war es, dass Punto achtmal hintereinander verlor?
Der Croupier legte Bancos zweite Karte aufgedeckt auf den Fries, haargenau neben die erste. Alle zählten, was mit einem Blick gezählt werden konnte: eins, zwei, drei; drei rote Herzen in einer Kolonne in der Mitte der Karte, unerbittlich, und in zwei Ecken die Ziffer Drei.
»Banco gewinnt, Neun vor Acht«, sagte der Croupier und nahm Dougies zwanzigtausend Pfund.
Ohne zu zögern, holte Dougie die zwei Hunderter-Jetons aus der Jacke – einen hatte er für das Essen ausgegeben – und setzte sie auf Punto. Der Croupier zog. Das Spiel ging an Banco, und Dougie verlor sein letztes Geld.
Alex erspähte ihn in dem Moment, als der Croupier es einstrich.
»Was war denn das gerade?«, sagte Alex.
»Ich habe gerade zweihundert Pfund bei Punto Banco verloren«, sagte Dougie.
»Zweihundert Pfund?« Alex knetete sich die Stirn. »Du hast zweihundert Pfund weggeworfen?«
»Ich habe sie nicht weggeworfen. Er hat sie genommen.« Er deutete mit dem Kopf auf den Croupier. »Ich habe noch … wart mal.« Sein Portemonnaie war leer. Er suchte in seinen Taschen und fand den Zehnpfundschein, den Smith ihm gegeben hatte, immer noch zusammengeknüllt.
»Hier«, sagte er. »Es sollte gesetzlich verboten werden, dass Leute wie ich mehr als eine Tasche haben, dann würden wir aufhören zu hoffen. Ich –« Alex hielt seinem Bruder den Mund zu und befahl ihm, mit nach draußen zu kommen.
Dougie folgte ihm. An der Kasse verlangsamte Dougie seinen
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