Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und andere Parasiten

Liebe und andere Parasiten

Titel: Liebe und andere Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Meek
Vom Netzwerk:
zu verpfeifen und ein Geheimnis gegen ein anderes einzutauschen.«
    »Was hast du getan?«
    »Du weißt, dass sie in Thailand mit fünfzehn ehemündig werden?«
    Der flehentlich-verschlagene Ausdruck, der in Ritchies Gesicht trat, die Hoffnung in seinen Augen, deutlich zu erkennen und doch wie erstickt von der harten Faust eines unbarmherzigen Würgers, widerten Bec dermaßen an, dass sie sich fast erbrach. »Was hast du getan?«, flüsterte sie.
    »Du hast Sex gehabt, als du vierzehn warst.«
    »Aber nicht mit einem verheirateten Mann von vierzig Jahren!«
    Ich muss meine Würde wahren, dachte Ritchie. Er sagte: »Wenn du darauf bestehst, erzähle ich es dir. Es gab ein Mädchen, das in der Sendung auftrat, hübsch und gescheit, aber nicht sehr musikalisch. Sie war noch nicht ganz sechzehn, aber sie war extrem reif für ihr Alter und sehr erfahren im Flirten. Ich wusste, dass es nicht richtig ist, aber sie war hartnäckig. Es war dumm von mir, ihr meine Telefonnummer zu geben. Sie hörte nicht auf anzurufen. Sie hat mich ausgenutzt.«
    »Sie hat dich ausgenutzt?«, sagte Bec.
    »Ja. Mehrmals. Natürlich habe ich es beendet, aber zu dem Zeitpunkt –«
    »Sie war ein Kind.«
    »Sie war kein Kind. Ich war nicht der Erste.«
    »Was ist aus ihr geworden?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du hast sie einfach fallen lassen?«
    »Sie hat mit einem Fußballer angebändelt.«
    »Das heißt, sie hat dich verlassen.«
    »Ja.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Was meinst du damit?«
    »Warst du in sie verliebt?«
    »Natürlich nicht.«
    »Du wolltest also lediglich Sex mit einer Fünfzehnjährigen haben.«
    »Du verstehst das nicht. So einfach ist das nicht. Es ist nicht so.«
    »Und Val hat das dann herausgefunden und dich erpresst.«
    »Er war clever. Er hat es so aussehen lassen, als wäre es keine Erpressung.«
    »Du hast mich verraten, um dich zu retten.«
    »Bec, Bec!« Ritchie streckte die Hand nach den Beinen seiner Schwester aus, und sie wich zurück. Die Bewegung löste bei ihm einen Schmerzensschrei aus. »Ich liebe dich ehrlich, aber in der Liebe gibt es Prioritäten. Karin und meine Kinder liebe ich mehr.«
    »Du schläfst also mit minderjährigen Mädchen und lügst deiner Frau etwas vor.«
    »Bist du so viel besser? Du redest davon, wie gut Dad war, aber wenn ich dem Mann vergeben will, der ihn getötet hat, hinderst du mich daran.«
    »Ich habe dich nicht daran gehindert, ihm zu vergeben. Ich habe verhindert, dass du öffentlich damit angibst.«
    »Deine Kinder waren dir wichtiger als Alex’ Bruder, als du mit ihm geschlafen hast, und dabei hast du nicht mal welche.«
    »Was hält Karin von alledem?«
    »Sie weiß es nicht.«
    »Sie weiß gar nichts?«
    »Nein.«
    »Ich werde es ihr sagen.«
    »Das darfst du nicht.«
    »Sie muss erfahren, was für ein Mensch du wirklich bist.«
    »Wenn du ihr von dem Mädchen erzählst und davon, dass ich der Moral Foundation von dir erzählt habe, wird sie mich verlassen. Wir werden geschieden, das Haus wird verkauft, und die Eltern deiner Nichte und deines Neffen werden getrennt leben.«
    Bec staunte darüber, wie ernst er es zu meinen schien.
    »Wenn du es Karin erzählst, kommt alles raus, und ich kriege den Prozess gemacht und wandere ins Gefängnis. Teen Makeover wird abgesetzt, und die Firma geht bankrott. Das wäre dann deine Rache.«
    »Das ist keine Rache. Das ist Gerechtigkeit.«
    »Du kannst deine Gerechtigkeit haben. Du kannst eine grausame, schreckliche Gerechtigkeit haben, die Familien und Berufsleben zerstört, wenn du das willst. Aber das ist nicht die Bec, die ich kenne.«
    »Ich finde, deine Familie sollte auseinandergehen. Karin und Dan und Ruby wären ohne dich besser dran, wenn du sie hinter ihrem Rücken anlügst und betrügst.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein. Ich tue das nie wieder. Das war das letzte Mal.«
    »Wie soll ich irgendetwas glauben, was du sagst?«
    Gutes Argument, dachte Ritchie. Er sagte rasch: »Ich weiß, du glaubst, dass ich mich dir gegenüber nicht brüderlich verhalten habe.«
    »Findest du , du hättest das?«
    »Du findest mich eklig und wertlos. Bin ich damit nicht genauso wie das Schwein, das Dad schützen wollte, als sie ihn umbrachten? Dad hat diesen wertlosen Mann nicht verraten, auch nicht unter der Folter. Jetzt bitte ich dich, dasselbe zu tun. Verrate mich nicht. Und weil du ein guter Mensch bist, ein besserer Mensch als ich, weil du Dad liebst, weiß ich, dass du es Karin nicht weitersagen wirst oder Mum oder sonst wem.«
    Bec

Weitere Kostenlose Bücher