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Liebe und andere Parasiten

Liebe und andere Parasiten

Titel: Liebe und andere Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Meek
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und Bec«, sagte er.
    »Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen.«
    »Lassen Sie Bec in Ruhe«, sagte Ritchie. »Sie hat nichts Unrechtes getan. Sie hat niemand was angetan. Sie ist ein guter Mensch.«
    »Freut mich zu hören«, sagte Val. »Bei mir hat sie die Supersau rausgelassen. Hat sie Ihnen gesagt, dass wir verlobt waren?«
    »Nein.« Dass seine Fähigkeit zu lügen zurückkehrte, stärkte Ritchie. »Ein derart schäbiges Verhalten können Sie sich nicht leisten«, sagte er.
    »Schön zu hören, dass Sie loyal sind«, sagte Val. Er beugte sich vor, verschränkte die Arme auf dem Tisch und senkte die Stimme. »Wenn Bec so gut ist, wie Sie behaupten, dann hat sie von uns beiden nichts zu befürchten.«
    »Von uns beiden?« Ritchie legte die Stirn in Falten. »Wollen Sie etwa –«
    »Halt!«, sagte Val scharf. »Halt!« Er lächelte. »Ich weiß natürlich nicht genau, was Sie sagen wollten, aber ich könnte das wohl nicht machen, nicht wahr, wenn ich nicht etwas über Sie wüsste, das Sie vor der Öffentlichkeit verborgen halten wollen. Geben Sie zu, dass es so etwas gibt?«
    »Keineswegs.«
    »Gut. Das ist gut. Nun ja, ich kann es nicht sicher sagen, aber ich gehe davon aus, dass uns im nächsten Jahr eine gute Story fehlen wird. Nur eine. Und wenn wir die eine nicht kriegen, dann müssen wir eben die andere nehmen, die wir in Reserve haben.«
    »Und wenn Sie diese eine kriegen, dann wandert die Reserve in den Mülleimer.«
    »Ja, vermutlich. Wenn wir die eine in den nächsten zwölf Monaten kriegen.«
    »Um Gottes willen«, sagte Ritchie.
    »Um wessen willen?«, sagte Val und hielt sich die Hand ans Ohr.
    »Um Gottes willen, meine Schwester ! Sie ist mein eigen Fleisch und Blut!« Während er das sagte, von der Wahrheit der Worte überzeugt, regte sich in ihm ein Gefühl des Entsetzens und der Scham wie ein Küken im Ei, das im Begriff war auszuschlüpfen. »Sie ist keine Prominente. Sie ist nicht … von öffentlichem Interesse.«
    »Noch nicht«, sagte Val. »Bringen Sie mir, was Sie können, Ritchie. Sie sind in keiner starken Position.« Er erhob sich. »Ich habe die Namen Ihrer Kinder recherchiert. Es hat mich erstaunt, dass Ihre Tochter Ruby heißt. Ich dachte, Ihr kleines Mädchen hieße Nicole.«
    »Machen Sie, was Sie wollen«, sagte Ritchie. »Ich werde nicht Ihr Zuträger und Spion in meiner eigenen Familie sein.«
    Er fuhr zur Arbeit ins Studio zurück und überschüttete dort bis sieben Uhr abends seine Mitarbeiter mit übermäßiger Freundlichkeit und Zornausbrüchen. Sie merkten, dass er nicht zuhörte, egal was zu ihm gesagt wurde. Auf der Fahrt nach Petersmere kam zum Wind noch Regen hinzu. Er presste seine letzten Worte an Val an sein Herz wie ein Geschenk, das er nach Hause brachte.
    Die Bäume heulten im Sturm, als Ritchie aus dem Auto stieg. Hell und ruhig brannte im Haus das Licht in jedem der robusten weißen Fensterrahmen. Er hatte die Schlüssel vergessen, und während er sich in den Hauseingang schmiegte und darauf wartete, eingelassen zu werden, klatschte ihm eine Regenbö auf den Rücken. Karin öffnete die Tür, dicht gefolgt von Ruby im Schlafanzug, barfuß und noch nicht ins Bett zu kriegen, und er trat ein in die Wärme und den leckeren Geruch nach Abendessen. Er nahm Ruby auf den Arm, und während er sie an den Tisch trug, lagen ihre Handgelenke kühl an seinem Hals. Als er sich später ganz kurz einmal von Frau und Kindern entfernte, schickte er Val eine SMS . »Handeln Sie nicht voreilig«, schrieb er.

ZWEITER TEIL

17
    Von Alex Comrie, dem Drummer in Ritchies erster Band, hatte es geheißen, er sei irgendwie genial, wenn auch nicht als Trommler. Doch den Takt hielt Alex gut, und es war Ritchie unbegreiflich, wie er am Schlagzeug ein ganz solides Rhythmusgefühl haben und gleichzeitig nicht die Bohne tanzen konnte. Beim Tanzen machte Alex aus seinem schlaksigen Körper eine schmale Röhre, indem er die Arme anlegte und die Beine zusammenkniff, und wenn er seinen Körper zur Musik bewegen sollte, wedelte er nur mit den Händen, pickte mit seiner Schnabelnase und watschelte rasch durchs Zimmer wie ein zum Meer eilender Pinguin.
    Mit siebzehn kam er nach London, aufs King’s College, und zwar von einer strengen monoethnischen Gesamtschule in Schottland, wo die Lehrer plissierte schwarze Roben trugen und die Kinder für kleine Vergehen bestraften, indem sie ihnen mit speziell angefertigten Lederriemen auf die Hand schlugen. Alex’ Mutter Maureen, eine zugezogene

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