Liebe und andere Parasiten
kennengelernt«, erklärte er.
»Oh«, sagte Matthew. »Verstehe.«
»Es lief gütlich«, sagte Alex.
»Das freut mich zu hören«, sagte Matthew.
»Wir waren uns in allem einig.«
»Gut, dass ihr keine Kinder habt, denke ich mal«, sagte Matthew.
Peter kam die Treppe herauf und meldete, es sei Zeit zu essen.
Alex hatte den Eindruck, dass Matthew eine eigentümliche Autorität über seine Familie ausübte, ohne Einschüchterung, ohne Druck oder Drohen. Alle folgten ihm, seiner leisen Stimme, seinen Schweigephasen, seinem ruhigen Blick, seiner Sicherheit und seinen Gewohnheiten. Er lebte nach der Bibel, doch es war nicht die Bibel, die ihm Autorität verlieh. Es gab in ihm ein unerschöpfliches, unerschütterliches Reservoir der Gewissheit, dessen Vorhandensein alles stabilisierte, und in dieser Stabilität und Gewissheit lebten die sechs, bald sieben, fleißig, bescheiden, bewundernswert. Dennoch sprach Matthew vom Bösen, als lebte der Satan nur eine kurze Autofahrt entfernt jenseits des Fenns. Wann hielt Matthew in diesem friedlichen Heim Frau und Kinder dazu an, gegen den Teufel zu kämpfen? Beim Frühstück? Und was war das Schlachtfeld? Die Freunde, die sie hatten, die Bücher, die sie lasen? Die Kinder waren draußen im Leben. Ihre Schulen waren in keiner Weise von der Welt abgeschnitten. Wenn Matthew glaubte, dass Gott und der Teufel sich in dieser Stadt bekämpften, wie hielt er es dann aus, seine Familie dem auszusetzen?
Die ganze Mahlzeit über gab Lettie Alex Essen auf, ohne ihn anzusehen, und machte dazu Bemerkungen wie, er sei »wahrscheinlich feineres Essen gewohnt da unten im Süden « . »Du bist jetzt berühmt«, sagte Matthew zu Alex, als sie aufgegessen hatten. »Du warst im Frühstücksfernsehen, habe ich gehört.« Rose blickte auf. Die anderen Kinder waren gegangen.
»Tatsächlich?«, sagte Alex.
»Ich bin stolz auf dich«, sagte Matthew. »Im Ernst. Wir beten für dich. Dein Heiland hat sich nicht von dir abgewandt, und er leitet dich in deiner Arbeit.«
»Ich fühle mich nicht geleitet«, sagte Alex.
Matthew senkte den Kopf, dann sagte er mit Wärme in der Stimme: »Du rettest Leben. Der Töpfer ist Herr über den Ton.«
»Wer?«
»Der Töpfer. Das ist aus der Bibel. Römer neun.«
»Krebs ist der Ton.«
»Nein, du bist der Ton.« Matthew buffte seinen Cousin an die Schulter, als wäre dieser ein nettes, aber begriffsstutziges Kind. »Gott ist der Töpfer.«
»Ach so.«
»Wofür ist er berühmt?«, sagte Rose. Sie stand auf, um die Wasserkaraffe zu füllen, und lehnte sich krumm über das Spülbecken, als sträubte sie sich gegen die Körperlänge, die ihr aufgezwungen worden war. Sie schien nur aus Ellbogen und Schultern und Ungeduld zu bestehen.
»Das gehört sich nicht, so ›er‹ zu sagen«, sagte Matthew. »Wenn du eine Frage an meinen Cousin Alex hast, stell sie ihm selbst.«
»Wofür bist du berühmt, Alex?«, sagte Rose und warf sich dabei die Haare aus der Stirn, legte den Kopf schief in den Nacken und grinste.
»Fürs Atomezählen«, sagte Alex. »Ich versuche herauszufinden, warum sie in die eine und nicht in die andere Richtung gehen.«
»Wie Opa.«
»Ich trete in seine Fußstapfen.«
»Wie geht’s meinem Vater?«, sagte Matthew.
»Da gibt es etwas, das wir besprechen sollten«, sagte Alex.
»Du kommst mit einem Anliegen. Hervorragend. Dann haben wir viel zu reden.«
»Allerdings«, murmelte Lettie, wobei sie in einem fort eine Gabel auf dem Tisch herumdrehte.
»Darf ich aufstehen?«, fragte Rose.
»Natürlich, Schatz«, sagte Lettie. »Bringst du bitte um halb zehn die Bibeln?«
Rose kicherte und fragte, ob Alex an ihrer Bibelstunde teilnehmen werde. Sie sahen ihn an, und er sagte, ja, schon, wenn es ihnen nichts ausmachte, einen Ungläubigen dabeizuhaben. Sie beteuerten, so seien sie nicht.
Nachdem Rose gegangen war, erklärte Alex Matthew und Lettie, was Harry wollte.
Matthew beugte sich vor, die Hände flach auf dem Tisch. »Das heißt, diese Zellen nützen ihm nichts und sie schaden ihm nichts?«
»Es sind seine eigenen Zellen, genetisch ein klein wenig behandelt, es gibt also keine Probleme mit dem Immunsystem«, sagte Alex und machte bei »behandelt « eine unbestimmte Handbewegung. »Er hat dieselbe Zelllinie schon mal vor fünfzehn Jahren injiziert bekommen, als er testen wollte, ob sie ungefährlich sind, und da hatten sie keinen Effekt. Seit der Zeit liegen sie im Kühlgerät. Eine Infusion von ein paar Millionen dieser Zellen wird an
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