Liebe und andere Zufalle
das?«, fragte Cal und wandte sich um. Da erblickte er Min, die in einem kurzen, schwarzen Trenchcoat an der Tür lehnte und dieses gewisse Glitzern in den Augen hatte. »Ah, das soll wohl ein Scherz sein«, blökte er und versuchte, wütend zu klingen. »Kennst du die Geschichte von der Statistikerin, die ›Wolf‹ schrie?«
»Ja«, erwiderte Min. »Der Wolf hat sie gefressen.« Sie grinste ihn an, und sein Puls beschleunigte sich. »Ich habe gute Nachrichten für dich, Charmebolzen. Du wirst diese Wette nicht sausen lassen.«
»Oh doch, das werde ich«, widersprach Cal und zog sich hinter ihre Couch zurück. Elvis sah ihnen vorwurfsvoll zu. »Wenn ich jetzt mit dir schlafe, dann wird irgendwann der Tag kommen, an dem wir uns über die Stromrechnung streiten, und du wirst dann sagen: ›Und überhaupt bist du nur wegen der Wette mit mir gegangen.‹ Ich habe nicht vor, mir das für den Rest meines Lebens anhören zu müssen, wenn ich jetzt nur noch anderthalb Stunden abwarten muss.« Er warf einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims. »Achtzig Minuten.«
»Für den Rest deines Lebens, ja?«, wiederholte Min.
»Ja, Minerva, für den Rest meines Lebens. Glaubst du vielleicht, dass ich diesen höllischen Monat nur wegen Sex ausgehalten habe?«
Min zwinkerte. »Na klar.«
Cal dachte darüber nach. »Also gut, ich glaube, der Punkt geht an dich.«
»Habe ich schon erwähnt, dass ich keine Unterwäsche trage?« Min glitt um das Ende der Couch herum, und Cal wich zur anderen Seite aus.
»Willst du mich foltern, ja?«, fragte er.
»Nein, ich will dich ins Bett kriegen«, versetzte Min. »Die Folter ist gratis.«
»Min«, rief Cal beschwörend.
»Nein«, entgegnete Min fest. »Ich will nicht für den Rest meines Lebens als die Wette herumlaufen, die du verloren hast. Außerdem habe ich es satt, immer zu hören, ich würde kein Risiko eingehen. Also gehe ich jetzt mit dir ein Risiko ein.« Sie zog einen Zehndollarschein aus ihrer Manteltasche. »Ich wette zehn Eier, dass ich dich vor halb zehn Uhr nackt und in mir drinhabe.«
Cal wurde einen Augenblick schwindelig, und als er den Kopf geschüttelt hatte, um ihn wieder klar zu bekommen, klatschte sie den Schein auf den Tisch neben der Couch.
»Also bitte, Sportsfreund«, spöttelte sie. »Spielst du mit, oder machst du einen Rückzieher?«
Sie lächelte ihn mit Glut und Liebe in den Augen an, und er begann zu lachen. »Min, es sind nur achtzig Minuten, nicht ein ganzer Monat. Glaubst du wirklich, dass ich nicht so lange durchhalten kann?«
»Jawohl«, versetzte Min, die Hände in die Hüften gestemmt.
Er zog seine Geldbörse heraus, entnahm ihr einen Zehner, ging hinüber zu dem Tisch und klatschte ihn auf ihren Schein. »Also gut, topp«, sagte er und ging hinter dem Tisch in Deckung. »Dann lass mal deine Trümpfe sehen, Minnie.«
Sie löste den Gürtel des Trenchcoats, warf ihn auf die Couch und schlüpfte aus dem Mantel. Darunter trug sie ein trägerloses, schwarzseidenes Nachthemd, das, soweit Cal erkennen konnte, durch nichts gehalten wurde. »Ich weiß, es wäre besser gewesen, wenn ich nackt wäre«, erklärte sie und wiegte sich auf den Fersen, so dass alles an ihr hüpfte. »Aber dazu habe ich noch nicht genug Selbstvertrauen.«
»Tja«, meinte Cal und starrte sie an. »Dann werde ich wohl die nächsten achtzig Minuten damit zubringen müssen, dir das vom Leib zu reißen.« Er besah sich den Spitzenrand des Nachthemdes, der sich in ihr Fleisch drückte. »Scheint aber nicht so schwierig zu sein.«
Min schob einen Finger unter den Spitzenrand und ließ ihn zurückschnappen. »Elastisch. Nur einmal ziehen, und …«
»Das dauert keine achtzig Minuten.« Er blickte auf die Uhr. »Siebenundsiebzig Minuten. Aber eins möchte ich klarstellen: Wenn die Zeit rum ist, gehörst du mir.«
»Oh jaa«, rief Min nickend.
»Tja, also dann …« Er überlegte. »Hast du in letzter Zeit ein gutes Buch gelesen?«
»Nein«, antwortete Min und begann, sich um den Tisch herumzubewegen. »Ich kann nicht lesen, weil ich immerzu an dich denken muss.«
Cal wich vor ihr zurück zum anderen Ende der Couch. »Das muss aber langweilig sein.«
»Nein, du machst immer so umwerfende Sachen mit mir«, gurrte sie und näherte sich ihm.
Cal wich zur Vorderseite der Couch aus. »Weißt du, ich bin gar nicht so gut im Bett.«
Min huschte überraschend in die entgegengesetzte Richtung und packte ihn am Hemd. »Das macht nichts. Dafür bin ich umwerfend.« Sie gab ihm einen
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