Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und andere Zufalle

Liebe und andere Zufalle

Titel: Liebe und andere Zufalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
Vom Netzwerk:
klassisch-männliches Kinn, breite Schultern, insgesamt eine klassisch-gute Figur, und vollkommen gelassen, wie er den Raum musterte und David dabei ignorierte, der neben ihm zu schrumpfen schien.
    Min hielt den Atem an, als jede einzelne Zelle ihres Körpers erwachte und ihr zuflüsterte: Den will ich .
    Dann wandte sie sich ab, bevor irgendjemand sie mit vor Bewunderung offen stehendem Mund ertappte. Nein, den wollte sie nicht, das behauptete nur ihre DNS, die nach einem erstklassigen Spermaspender Ausschau hielt. Wahrscheinlich verschlang jede Frau mit funktionstüchtigen Eierstöcken ihn mit den Augen und dachte: Den will ich . Nun ja, die Biologie bestimmte schließlich nicht alles. Sie wagte nicht, daran zu denken, welchen Schaden ein so schöner Mann bei einer Frau wie ihr anrichten konnte. Stattdessen ertränkte sie den Ge danken in einem weiteren großen Schluck und kommentierte: »Hübscher Kerl.«
    »Nein«, widersprach Liza. »Das ist es ja gerade. Er ist nicht hübsch . David ist hübsch. Der andere sieht wie ein erwachsener Mann aus.«
    »Na gut, er strotzt vor Testosteron«, lenkte Min ein.
    »Nein, das ist der Kerl rechts neben ihm«, entgegnete Liza. »Der mit dem Kopf wie ein Bulle. Ich wette, der quatscht ständig über Sport und schlägt allen auf die Schulter. Der im marineblauen Anzug wirkt zivilisiert, aber stark. Sag's ihr, Bonnie.«
    »Lieber nicht«, wehrte Bonnie ab, und ihr Elfengesicht blickte grimmig. »Den kenne ich.«
    »Im biblischen Sinne?«, fragte Liza.
    »Nein. Er war mal mit meiner Kusine Wendy liiert. Aber …«
    »Na, dann halali.«
    »… der ist ein Herzensbrecher«, fuhr Bonnie fort. »Nach dem, was Wendy sagte, macht er jede, mit der er zusammen ist, ein paar Monate lang ganz verrückt nach ihm, und dann lässt er sie sitzen und sucht sich eine andere. Und das immer aus heiterem Himmel.«
    »So ein gemeines Biest«, erwiderte Liza lächelnd. »Weißt du, es ist nicht verboten, dass ein Mann eine Frau verlässt.«
    »Na ja, erst macht er sie verliebt, und dann lässt er sie sitzen«, beharrte Bonnie. »Wenn das nicht gemein ist.«
    »Wie David«, stimmte Min zu und sah ihr instinktives Misstrauen gegen den marineblauen Anzug bestätigt.
    Liza stieß ein Schnauben aus. »Herrje, wie dein über alles geliebter David.«
    »Ich hab's zumindest versucht «, schnappte Min zurück.
    Liza schüttelte den Kopf. »Na gut, das ist alles völlig unwichtig. Du brauchst eigentlich nur einen Begleiter für die Hochzeit. Wenn das Biest ein paar Monate braucht, bis er dich sitzen lässt, dann hast du doch, was du willst. Also gehst du jetzt einfach dort rüber …«
    »Nein.« Min drehte allen den Rücken zu und konzentrierte sich auf die Schwarz-Weiß-Poster über der Bar: Paul Newman am Billardtisch in The Hustler , Marlon Brando beim Würfeln in Guys and Dolls , W. C. Fields, über seinen Spielkarten brütend, in My Little Chickadee . Und wo waren all die Spielerinnen? Als wäre nicht allein schon die Tatsache, eine Frau zu sein, ein großes Risiko. Achtundzwanzig Prozent aller weiblichen Mordopfer wurden von ihren Ehegatten oder Liebhabern getötet.
    Was, wenn man es recht betrachtete, wahrscheinlich der Grund dafür war, dass es keine weiblichen Spieler gab. Mit Männern zusammenzuleben war Glücksspiel genug. Sie kämpfte gegen den Drang, sich umzudrehen und das Biest dort auf der Empore nochmals zu betrachten. Das Klügste, was sie tun konnte, war wohl, sich auf keinen Mann mehr einzulassen und sich lieber eine Katze anzuschaffen.
    »Du weißt doch, dass sie nicht hingeht, um ihn anzusprechen«, meinte Bonnie zu Liza. »Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit eines positiven Verlaufs zu gering.«
    »Scheiß drauf.« Liza legte den Arm um Min und rüttelte sie, bis ihre Cola schäumte. »Stell dir doch nur deine Mutter vor, wenn du den zur Hochzeit mitbringst. Vielleicht würde sie dir sogar erlauben, Kohlenhydrate zu essen.« Sie sah Bon-nie an. »Wie heißt er?«
    »Calvin Morrisey«, antwortete Bonnie. »Wendy schmökerte schon in Brautmodenheften, als er sie verließ. Übte bereits auf Schmierpapier den Schriftzug ›Wendy Sue Morrisey‹.«
    Liza blickte schockiert drein. »Na, wahrscheinlich hat er sie deswegen sitzen lassen.«
    »Calvin Morrisey.« Wider besseres Wissen wandte sich Min wieder um und betrachtete ihn erneut.
    »Na los, geh jetzt da rüber«, befahl Liza und stupste Min mit einem langen, roten Fingernagel an. »Sag zu David, du hoffst, dass sein

Weitere Kostenlose Bücher