Liebe und andere Zufalle
entgegnete Min. »Also glaube ich auch nicht, dass er meine Eltern kennen lernen will.«
»Sei bitte vorsichtig«, ermahnte ihre Mutter sie. »Ich weiß gar nicht, wie du immer an solche Männer gerätst.«
»Er hat mir in den Ausschnitt geguckt und meinen roten Spitzen-BH gesehen«, erwiderte Min. »Also bist du schuld daran.«
Sie brauchte noch einige Minuten, um Nanette zu beruhigen, dann legte sie auf und wandte sich wieder ihrem Bericht zu. Nach fünf Minuten klingelte das Telefon erneut. »Na großartig«, murmelte sie und hob ab, gewappnet für eine weitere Auseinandersetzung mit ihrer Mutter. »Minerva Dobbs«.
»Min, hier ist Di«, erklang die Stimme ihrer Schwester.
»Hallo, Schatz«, erwiderte Min. »Wenn du anrufst, weil Greg über meine Picknickverabredung lamentiert, dann beruhige dich. Es ist aus und vorbei, und ich sehe ihn nie mehr wieder.« Sie zog noch einen fetten Strich durch Gregs Namen. Wenn es nach ihr ginge, konnte man Gregs Namen gar nicht oft genug durchstreichen.
»Greg sagt, dass David sagt, dass er schrecklich sei«, stellte Diana fest.
Min richtete sich ein wenig auf. »David hat das gesagt, ja?« Dieser miese Strolch spielte bei seinen Wetten nicht einmal fair. Sie schrieb »David« in riesigen Druckbuchstaben und stach mit ihrem Stift hindurch.
»Er wollte, dass Greg mir nicht sagt, dass er es ihm verraten hat«, fuhr Diana fort.
»Ah ja«, erwiderte Min trocken.
»Es hört sich einfach nicht nach deinem Plan an«, meinte Di.
Min hörte auf zu stochern. »Mein Plan? Was für ein Plan?«
»Du hast doch immer einen Plan«, erwiderte Di. »Genau wie ich. Ich habe meine Hochzeit und meine Ehe wirklich gründlich geplant, und Greg passt dazu absolut perfekt. Für mich ist er der perfekte Ehemann, und wir werden ein perfektes Leben führen.«
»Na klar«, erwiderte Min und zog einen weiteren Strich durch Gregs Namen.
»Also bin ich mir sicher, dass du auch einen Plan hast, und dieser Wolf …«
»Biest«, verbesserte Min.
»… Frosch, was auch immer, kann nicht in deinen Plan passen.«
»Er ist kein Frosch«, entgegnete Min. »Ich habe ihn geküsst, und er hat sich nicht in einen Prinzen verwandelt.« Er hat sich in ein göttliches Wesen verwandelt. Nein, hat er nicht . »Hör mal, ich werde mich nie mehr mit ihm treffen, also könnt ihr euch alle wieder abregen.«
»Sehr gut«, erwiderte Di. »Ich erzähle Mom, dass du wie immer vernünftig bist, dann sorgt sie sich nicht mehr.«
»Ah ja«, versetzte Min. »Wie immer vernünftig. Hat irgendjemand Dad etwas davon erzählt?«
»Mom vielleicht«, meinte Diana.
»Ach, verdammt, Di, warum hast du sie nicht gebremst?« Eine Schreckensvision ihres Vaters mit seinem übertriebenen Beschützerinstinkt erhob sich vor ihr wie ein riesiger, blonder Bär. »Du weißt doch, wie er ist.«
»Ich weiß«, stimmte Di zu. »Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob er Greg mag.«
Bist du dir denn sicher, ob du Greg magst? , wollte Min fra gen, aber es war zwecklos, denn Diana würde darauf behar ren, dass es die wahre Liebe bis in den Tod sei. »Nun gut. Üb
rigens eine gute Nachricht: Ich habe eine Torte für dich …«
»Ach wirklich?« Di wurde lebhafter. »Danke, Min …«
»… aber sie wird nicht dekoriert sein, deswegen werden Bonnie und ich das übernehmen mit Moms Perlen und vielen frischen Blüten.« Min begann, eine Hochzeitstorte zu zeichnen.
»DuwillstmeineTorte dekorieren?«,sagte Di ausdruckslos.
»Die Leute werden begeistert sein, wie großartig sie schmeckt«, rief Min und malte eine Taube auf die Torten-spitze.
»Schmeckt?«, echote Di. »Und wie großartig wird sie aussehen?«
»Machst du Witze? Mit frischen Blüten und echten Perlen? Das wird eine Sensation.«
Min tupfte ein paar Perlen auf.
»Was wird Mom dazu sagen?«
»Warum fragen wir sie nicht einfach am Hochzeitstag?«, fragte Min mit betont fröhlich gehaltener Stimme zurück.
»Na gut«, gab Di nach und atmete tief durch. »Ich bin dir wirklich sehr dankbar. Und ich freue mich auch, dass sie gut schmeckt. Wegen der Kuchenschachteln und so weiter.«
»Kuchenschachteln?«, fragte Min.
»Die kleinen Schachteln mit Torte, die wir den Gästen als Geschenk mitgeben«, erklärte Diana. »Zur Erinnerung.«
»Kuchenschachteln«, wiederholte Min und begann, kleine Quadrate zu zeichnen. »Zweihundert, wette ich.«
» Hast du keine Kuchenschachteln besorgt? «
»Doch«, entgegnete Min und zeichnete rascher. »Ich habe Kuchenschachteln. Beruhigst du dich
Weitere Kostenlose Bücher