Liebe und andere Zufalle
endlich? Du klingst, als wären deine Nerven kurz vor dem Zerreißen. Was ist los?«
»Mir geht's bestens «, erwiderte Diana allzu bestimmt.
»Kein Ärger mit Schnief und Schlimmer ?«, fragte Min und stöhnte dann auf. »Ich meine, mit Susie und Karen?«
Diana lachte. »Ich kann's gar nicht glauben, dass du sie so nennst.«
»Tut mir Leid«, entschuldigte sich Min. »Weißt du …«
»Min, wir wissen es. Karen hat schon damals in der Schule gehört, wie Liza sie so nannte. Sie nennt Bonnie und Liza Zu cker und Pfeffer .«
Min lachte wider Willen.
»Bitte sage es ihnen nicht«, bat Diana. »Ich verrate nicht, dass du Susie und Karen Schnief und Schlimmer nennst, wenn du nicht verrätst, dass wir Bonnie und Liza Zucker und Pfef fer nennen.«
»Abgemacht«, stimmte Min zu. »Meine Güte, was sind wir für grässliche Weiber.«
»Nicht wir«, entgegnete Diana fröhlich, »dieser Quatsch kommt von unseren Freundinnen. Wir dagegen sind die netten Dobbs-Mädels.«
»Na, das hängt davon ab, wen du fragst«, erwiderte Min und dachte an Cal. Sie nahm sich vor, in Zukunft netter zu ihm zu sein. Aber sie würde ihn ja gar nicht wieder sehen, also war das überflüssig. Und außerdem war es definitiv schief gegangen, als sie im Park nett zu ihm war. »Ich war wirklich ziemlich bissig in den letzten Tagen …« Ihre Stimme versiegte, als sie ihren Vater entdeckte, der wie ein ängstlicher Wikinger durch die offene Tür spähte. »Hi, Daddy.«
»Oh nein«, stöhnte Diana.
»Wir sprechen später weiter«, sagte Min zu Diana und legte den Hörer auf. »Und was bringt dich in unsere Etage herunter?«, wandte sie sich an ihren Vater. »Zu dünne Luft in der vierzigsten?«
»Es ist wegen dieses Mannes, mit dem du dich triffst«, begann George Dobbs und funkelte seine Tochter an, während er ihr Büro betrat.
»Versuch's lieber gar nicht erst«, wehrte Min ab. »Ich weiß, du verspeist Juniorchefs zum Frühstück, aber mit mir funktioniert das nicht. Ich treffe mich nicht mehr mit Cal, aber wenn ich es noch täte, wäre das ganz allein meine Sache. Na komm schon, Dad.« Sie lächelte ihn an, aber sein Gesicht blieb besorgt. »In unserem Land heiraten pro Jahr eine halbe Million Menschen. Warum also nicht auch ich?«
»Die Ehe ist nicht für jeden das Richtige, Min«, erklärte er.
»Daddy?«, stieß Min verblüfft hervor.
»Dieser Mann ist kein guter Mensch«, fuhr George fort.
»Jetzt warte mal einen Augenblick«, unterbrach ihn Min. »Du kennst ihn doch gar nicht. Er war beide Male, als wir ausgingen, ein vollkommener Gentleman …« Na ja, im Park hat te er Helfer . »… und da wir uns entschlossen haben, uns nicht mehr zu treffen, ist es so ziemlich gar kein Problem.«
»Gut.« Ihres Vaters Gesicht hellte sich auf. »Gut für dich. Wirklich klug. Warum ein Risiko mit einem Mann eingehen, der keine guten Sicherheiten bietet?«
»Ich will ihm keine Versicherung verkaufen, Dad«, entgegnete Min.
»Ich weiß, Min«, erwiderte er. »Aber es ist das gleiche Prinzip. Du bist keine Spielernatur. Dafür bist du viel zu vernünftig.«
Er lächelte ihr zu, tätschelte ihre Hand und verschwand, und Min hockte an ihrem Schreibtisch und fühlte sich wie eine langweilige, altmodische Jungfer. Keine Spielernatur. Immer vernünftig. Die Erinnerung an den Kuss im Park überkam sie, wie Cals Lippen heiß auf den ihren lagen, seine Hand über ihren Körper glitt, und sie fühlte erneut die Hitze ihren ganzen Körper durchdringen. Das war nicht vernünftig, war kein Plan gewesen. Und jetzt würde sie ihn nie wieder sehen.
Sie senkte den Blick auf ihren Bericht und bemerkte, dass sie ihn durchlöchert hatte. Wie ein Norman Bates der statistischen Analyse.
»Na großartig«, murmelte sie und versuchte, die Seiten auseinander zu pflücken. Das oberste Blatt zerriss, als ihr Telefon klingelte, und sie hob den Hörer ab und knurrte: »Minerva Dobbs«, bereit, diesmal den Anrufer zu durchlöchern.
»Guten Morgen, Minerva«, ertönte Cals Stimme, und aus Mins Lungen entwich alle Luft. »Wie kommst du nur zu so einem teuflischen Namen?«
Atme. Tief atmen. Sehr tief atmen .
»Na«, stieß sie hervor, »wenn das kein guter Witz ist. Ausgerechnet ein Typ namens Calvin bedauert mich wegen meines Namens.« Berührt mich doch gar nicht, dass er anruft. Lässt mich kalt wie Eis . Ihr Herz klopfte so stark, dass sie überzeugt war, er müsste es durch das Telefon hören.
»Ich wurde nach meinem reichen Onkel Robert benannt«, erklärte
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