Liebe und andere Zufalle
denn ihre Hochzeitstorte probiert?«, fragte Min.
»Bei Emilios Hochzeit«, antwortete Cal. »Bei der Hochzeit meines Bruders. Bei den Hochzeiten von allen aus meinem Bekanntenkreis. Nur Tony, Roger und ich sind noch übrig, es waren also schon eine Menge Hochzeiten. Und jetzt sitzt auch Roger bereits in den Startlöchern.«
»Nun ja, wenigstens hast du dann noch Tony, und er hat dich«, meinte Min aufgekratzt. »Du hast also einen Bruder. Jünger oder älter.«
»Älter. Reynolds.«
Min ließ die Gabel sinken. »Reynolds? Reynolds Morrisey?«
»Jawohl«, bestätigte Cal. »Ehegatte von Bink, Vater von Harry.«
»Gibt's da nicht ein bekanntes Anwaltsbüro namens Reynolds Morrisey?«
»Ja«, bestätigte Cal. »Mein Vater, sein Partner John Reynolds und mein Bruder.« Es klang nicht sehr begeistert.
»Gemütlich«, meinte Min. »Und wie geht's Harry?«
»Trägt einen dauerhaften Schaden davon, weil er uns auf dem Picknicktisch beobachtet hat.«
Min zuckte zusammen. »Wirklich?«
»Schwer zu sagen. Ich habe ihn seitdem nicht getroffen. Wahrscheinlich schickt Bink ihn inzwischen zur Therapie. Und wie siehst du das mit Bonnie und Roger?«
»Die verloben sich, noch bevor der Herbst anbricht«, vermutete Min, und für den Rest der Mahlzeit sprachen sie über Bonnie und Roger und andere unverfängliche Themen. Nach dem Essen, als Cal die Rechnung beglichen hatte, meinte er: »Also ist ein Mittagessen mit mir riskant. Bedeutet das, dass du für unser letztes Mal eine Ausrede brauchst?«
»Nein.« Min lächelte und versuchte, gleichgültig zu wirken. »Ich habe die Theorie entwickelt, dass es gar nicht geschehen ist, wenn wir nicht darüber sprechen. Obwohl seltsamerweise eine Menge Leute darüber Bescheid weiß. Greg zum Beispiel. Greg hat über uns geschwatzt, und jetzt will meine Mutter, dass du zum Abendessen kommst.« Cal wirkte verblüfft, und sie fuhr fort: »Ich erklärte ihr, dass du für mich ein vollkommen Fremder bist, und dass deswegen das Abendessen wohl kaum in Frage kommt.« Dann platzte sie plötzlich unerwartet heraus: »Und was war das am Samstag?«
»Na ja.« Cal holte tief Atem. »Das war wohl unsere Körperchemie. Und es war einfach phänomenal. Ich würde das wirklich sehr gern wiederholen, vor allem nackt und in der Horizontalen, aber …«
Mins Puls beschleunigte sich, aber sie ohrfeigte sich in Gedanken selbst dafür, dass sie seiner und ihrer verräterischen Phantasie Tür und Tor geöffnet hatte.
»Was?«, fragte er.
»Ich erinnere mich gerade daran, warum man Kerle nie bitten sollte, die Wahrheit zu sagen«, erwiderte sie. »Weil sie es nämlich manchmal wirklich tun.«
»Tja, die Sache ist die, dass Liza Recht hatte«, meinte Cal. »Ich hätte dich nicht so küssen dürfen, weil ich nichts derart Ernsthaftes will. Ich habe gerade eine Beziehung hinter mir, die viel enger war, als ich gedacht hatte, und …«
Min runzelte die Stirn. »Wie konnte sie denn enger sein, als du dachtest?«
»Ich dachte, wir hätten einfach viel Spaß zusammen«, erklärte Cal. »Aber es stellte sich heraus, dass sie an Heiraten dachte. Wir trennten uns im Guten, ohne Groll …«
Min musterte ihn erstaunt. »Ohne Groll? Obwohl sie heiraten wollte und du nicht?«
»Sie sagte, wenn ich nicht bereit sei, mich zu binden, dann würde sie sich von mir trennen müssen«, erklärte Cal. »Es war schmerzlich, aber Ende gut, alles gut.«
»Und du bist angeblich der Zauberer, der Frauen so gut versteht. Von wegen Ende gut, alles gut. Entweder sie hasst dich, oder sie glaubt, dass du zu ihr zurückkommst.«
Cal schüttelte den Kopf. »Nein, Cynthie denkt da sehr pragmatisch. Sie weiß, dass es vorbei ist. Und mit uns beiden ist es genauso, denn es war zwar toll, aber wir wollen beide nichts Ernsthafteres voneinander.«
»Richtig«, stimmte Min zu und verstand vollkommen, wenngleich es sie nicht glücklich machte. »Es wäre etwas anderes, wenn wir irgendwie zueinander passen würden. Ich hätte nichts gegen eine Bindung, vor allem wenn sie so viel Spaß macht, aber es wäre das Allerletzte, mich in jemand zu verlieben, nur weil er so göttlich küsst, obwohl ich weiß, dass er nicht gut für mich ist. Außerdem warte ich auf die Reinkarnation von Elvis, und die bist du nicht. Aber …«
Sie hielt inne, denn auf Cals Gesicht spiegelte sich ein seltsamer Ausdruck.
»Hm«, machte sie. »Das mit Elvis war nur Spaß.«
»Ich bin nicht gut für dich«, wiederholte er, »aber ich küsse göttlich?«
Min dachte
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