Liebe und Gymnastik - Roman
Phalanx von Nichten und Neffen hatte. Er suchte, schrieb, strich durch, war nie zufrieden, auch nicht wenig irritiert bei dem Gedanken, dass ja der Erste im Quartal war und daher die Zibelli, die das Faktotum war, zu ihm kommen würde, um die Miete abzuliefern: Ein Besuch, der ihn in einige Verlegenheit brachte, nachdem sie ihn nicht mehr grüßte. Nichtsdestotrotz, der erste Satz stand mittlerweile unabänderlich fest. Er fing so an: «Signorina, ich bin im Begriff, einen im Leben eines Mannes entscheidenden Schritt zu tun …», und er war gerade dabei, diesen ersten Satz abzuschließen, als es an der Tür läutete. «Das ist die Zibelli», sagte er sich verärgert und setzte eine gefasste Miene auf, um sie zu empfangen.
In diesem Augenblick erschien die alte Haushälterin in der Tür und verkündete: «Herr Sekretär, da ist Maestra Pedani wegen der Miete.»
Don Celzani sprang auf, flammend rot im Gesicht. Er konnte nicht sagen: «Bitten Sie sie herein», er konnte nur eine stumme Handbewegung machen.
Die Pedani trat ein, und die Haushälterin schloss die Tür.
Das Erscheinen der Maestra hatte den Effekt, dass ihm plötzlich alles rings um ihn verändert vorkam: Das Licht im Raum war anders, die Möbel rückten von ihrem Platz, die Umrisse der Gegenstände verschwammen, alles veränderte sich in seinen Augen, wie es ängstlichen Menschen im Duell ergeht. Er lief hin und her auf der Suche nach einem Stuhl und murmelte: «Nehmen Sie Platz, nehmen Sie doch Platz», und er holte den am entferntesten stehenden herbei. Er stellte ihn an den Tisch, das schien ihm zu nah, er rückte ihn weg, er kam ihm schief vor, er drehte ihn um, machte ihr Zeichen, sich zu setzen, ohne sie anzusehen, setzte sich selbst hin, indem er ihr seine Seite zuwandte, und als er den Umschlag aus ihren Händen entgegengenommen hatte, fiel ihm, um Zeit zu gewinnen und sich wieder zu fassen, nichts Besseres ein, als mit der größten Aufmerksamkeit die Geldscheine zu zählen, als befürchte er, betrogen zu werden.
Dann sagte er mit bebenden Lippen: «Ist gut», und nahm ein Blatt Stempelpapier 26 , um die Quittung auszustellen.
Doch indem er zu schreiben begann, stießen in seinem Kopf die Versuchung, den Augenblick zu nutzen und seinen Antrag vorzubringen, und die Befürchtung, das könne nicht der rechte Zeitpunkt sein, so heftig zusammen, dass er anstelle der üblichen Worte auf das Blatt schrieb: «Signorina, ich bin im Begriff, einen entscheidenden Schritt zu tun …»
Er bemerkte es, errötete, zerriss das Blatt, nahm ein anderes und fing wieder an zu schreiben, immer mit diesem Wirbelsturm im Kopf. Sein Blick trübte sich, die Hand zitterte, die richtigen Worte wollten sich nicht einstellen, seine Stirn bedeckte sich mit Schweiß.
Die Maestra sah ihn an, ruhig und ernst. Sie lachte nicht; sie hatte keinen Sinn für Komik. Wenn er sie in dem Moment angesehen hätte, so hätte er in ihren Augen nichts als einen schwachen Ausdruck mitleidiger Neugier entdeckt, ähnlich wie man einen Geistesgestörten betrachtet.
Als es ihm schließlich gelang, seine Unterschrift unter das Dokument zu setzen, stand seine Entscheidung fest. Er faltete das Blatt, behielt es aber in der Hand, um sie am Weggehen zu hindern. Er stand auf, das Blut wich ihm aus dem Gesicht, und er wurde bleich. Dann begann er: «Signorina …!»
Was ging dann in ihm vor? Vielleicht sank ihm plötzlich der Mut, vielleicht kam ihm plötzlich der Gedanke, dass es besser wäre, das Gespräch zunächst auf ein anderes Thema zu lenken, damit der Antrag nicht zu überfallartig und verwegen erschien. Tatsache war, dass er, anstatt das zu sagen, was er sich zurechtgelegt hatte, auf einmal völlig den Tonfall wechselte, den Speichel durch die trockene Kehle hinunterwürgte und bescheiden murmelte: «Signorina … falls bei Ihnen irgendwelche Reparaturen anfallen sollten …»
Diesmal entschlüpfte der jungen Frau ein Lächeln. Sie antwortete, dass dem nicht so sei, alles war in Ordnung in ihrer Wohnung; sie dankte ihm für die Aufmerksamkeit. Sie stand auf und streckte die Hand aus, um die Quittung entgegenzunehmen.
Der Augenblick war da: jetzt oder nie. Der Sekretär zog das Blatt zurück, verzichtete darauf, die zurechtgelegten Worte zu verwenden, weil sie ihm in seiner Verwirrung nicht mehr einfielen, und stürzte sich mit dem Mut der Verzweiflung in die Gefahr.
«Signorina!», wiederholte er.
Auch Menschen, die sonst nicht schüchtern sind, ergeht es manchmal so, wenn sie
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