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Liebe und Gymnastik - Roman

Liebe und Gymnastik - Roman

Titel: Liebe und Gymnastik - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmondo de Amicis
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überhaupt!», rief der Ingenieur. «Darum geht es nicht. Es geht darum, die Selbstachtung eines jungen Mannes zu retten, der leichtfertig eine Forderung ausgesprochen hat. Können Sie das nicht begreifen? Es geht darum, es so einzurichten, dass er nicht gezwungen ist, die Sache weiterzuverfolgen. Sie brauchen nur zu sagen, dass es Ihnen leidtut, diese zwei Worte gesagt zu haben, und ich stehe dafür ein, dass alles zu Ende ist. Ach, du lieber Gott! Ist das nun Ehrgefühl oder Eifersucht, weshalb Sie so verstockt sind?»
    Feierlich antwortete Don Celzani: «Das eine wie das andere.»
    Der Ingenieur sah ihn an … und ihm riss der Geduldsfaden. «Ich hätte nicht geglaubt», sagte er, sich nur mühsam beherrschend, «dass die Liebe Ihnen das Hirn bis zu diesem Grad leer gefegt hat. Sie streben also ein Duell an?»
    Der andre hob den Kopf und antwortete in wahrhaft heroischem Ton: «Ich strebe es nicht an, aber ich scheue es auch nicht.»
    «Nun, dann sage ich Ihnen, dass Sie komplett verrückt sind», schrie der Ingenieur, völlig außer sich, «und wenn Ihnen etwas zustößt, ist das Ihre Sache!» Und die Tür heftig hinter sich zuschlagend, ging er hinaus.
    Eine weitere tragikomische Szene, ausgelöst von demselben Ereignis, spielte sich wenige Stunden später im Stockwerk darüber ab. Die Pedani war in die Wohnung zurückgekehrt, es war Zeit, zu Tisch zu gehen, sie blickte etwas verstört drein, und ihre Freundin, die gerade in bestem Einvernehmen mit ihr stand, fragte sie liebevoll nach dem Grund. Vor gar nicht langer Zeit hätte sie kein Wort darüber verloren; jetzt aber verspürte sie das Bedürfnis, ihr Herz auszuschütten, und so erzählte sie völlig arglos in allen Details, was vorgefallen war, und gab ihrer Sorge Ausdruck, was daraus folgen könnte. Schon die ersten Worten versetzten der Zibelli einen Stich ins Herz: Sie verbarg das und hörte alles bis zum Schluss an. Doch sie brachte danach kein Wort heraus, so sehr würgte sie die Wut. Der Student also auch! Oh, diese vermaledeite Kreatur, sie war wohl eigens zu ihrem Verderben auf die Welt gekommen! Und wer weiß, seit wie vielen Monaten diese Liebe schon andauerte, für die sie seit ein paar Wochen als Zerstreuung diente, vielleicht sogar als Stimulans! Sie aß nicht zu Ende, sie sagte, sie fühle sich nicht wohl. Wenn sie ihrem Ärger keine Luft machte, würde sie platzen. Und da sie sich mit Rücksicht auf ihre Würde nicht wegen dieses Themas Luft machen konnte, suchte sie mit fieberhafter Eile nach etwas anderem. Nachdem sie rasch ihr Abendessen beendet hatte, schlug die Pedani auf dem Tisch einen Atlas von Baumann auf und betrachtete die Abbildungen. Die Zibelli lief im Zimmer auf und ab, biss sich auf die Lippen. Plötzlich blieb sie hinter der Freundin stehen, warf über ihre Schulter hinweg einen Blick auf die Zeichnungen und rief: «Was für alberne Verrenkungen, mein Gott!»
    Schlug man diese Taste bei ihr an, war die Pedani sofort beleidigt. Sie entgegnete: «Denkt euch doch mal eine andere Kritik aus, wenn ihr könnt! Seit Jahr und Tag wiederholt ihr immer wieder dasselbe!»
    «Das kommt davon, weil es immer wieder richtig ist», gab die Zibelli zurück. «Solang ihr euch taub stellt, in Verehrung eures großen Akrobatenhäuptlings erstarrt wie bezahlte Zirkusartisten …»
    Das war eine Unverschämtheit; aber die Pedani nahm nie etwas persönlich, sie sah nur das gegnerische Argument. «Großer Akrobatenhäuptling», rief sie mit ironischem Lächeln. «Baumann hat mehr gesunden Menschenverstand und Talent im kleinen Finger als alle gewesenen, gegenwärtigen und künftigen Obermann-Anhänger zusammen in ihrem Hirn. Die Sache ist entschieden.»
    «O nein, noch nicht!», erwiderte die Zibelli und zuckte mit den Achseln. «Baumann ist ein großer Zauderer, der aufbaut und wieder einreißt, ohne eine klar umrissene Vorstellung von der eigenen Methode. Er stellt die ganz Welt auf den Kopf, bloß um Wirbel zu machen. Mehr ist das nicht!»
    «Baumann», sagte die Pedani ruhig, «hat Italien eine Gymnastik geschenkt, die es zuvor nicht gab.»
    «Wie kann man nur so etwas sagen», erwiderte die Zibelli, «wo er doch nichts anderes getan hat, als das Vorhandene zu übertreiben und das Vorbild zur Karikatur zu verzerren – nichts leichter auf dieser Welt als das!»
    «Oh, das ist eine Gemeinheit!», rief die Pedani. «Und wer hat denn euren Obermann zuerst unter anderem die Gymnastik im Klassenraum gelehrt? Und wie könnt ihr nur im Namen Obermanns

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