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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Leben hier ein leicht frivoler Heimatfilm, in dem Mannsbilder nichts anderes tun als auf Balkone kraxeln und die Bäuerinnen immerzu der Hafer sticht. Sie sind quasi das alpine Pendant zu Safarijacken tragenden Keniatouristen, die mit Ferngläsern um den Hals in Lodges rumhängen und dabei Gin Tonics gegen die Malariamücken trinken.
    Leider schaut die Blondine nicht so lieblich drein wie Meryl Streep in Jenseits von Afrika, sondern sehr, sehr misstrauisch.
    » Was riecht denn da so?«, höre ich sie noch zu dem Mann sagen, natürlich in klarstem Norddeutsch.
    Ääähm … ja.
    » Herzlich willkommen«, sage ich, wische mir die Hände an den Oberschenkeln ab und schenke den beiden ein Lächeln. Ich versuche ihnen auf eine Weise entgegenzugehen, die sie dazu bringen soll, sich wieder nach draußen zu bewegen, aber sie bleiben stehen wie zwei störrische Ochsen.
    » Guten Tag«, sagt der Mann und entpuppt sich damit ebenfalls endgültig als Ausländer, denn ein Südtiroler sagt Grüß Gott oder Griasti – oder, wie der Fleischhauer unten im Dorf, einfach nur: Hoi. » Wir würden gerne etwas essen«, sagt er und nimmt die Blondine in den Arm.
    » Gern«, sage ich und spüre, wie mein rechtes Augenlid zu zucken beginnt. Sie wollen etwas essen. Tja. Schallala. Das Zeug da drinnen kann ich ihnen ja wohl schlecht servieren. Und den Fraß aus der Dose – den bekommt nie wieder jemand vorgesetzt, das habe ich mir geschworen, bei Tante Johannas Grab.
    » Aber was riecht denn da so?« Die Blondine stellt die Frage noch einmal in den Raum. Dazu klimpert sie mit den Wimpern und zupft sich den Ausschnitt so zurecht, dass ihre Brüste dabei fast über die Balustrade kullern.
    » Was meinst du denn?«, sagt der Mann.
    Auch ich sehe sie an, als hätte ich nicht den geringsten Schimmer, wovon sie redet.
    » Na, es riecht, als würde gerade etwas verbrennen!«
    » Ach, das!«, sage ich und lache hektisch. » Das ist nur … äh … Sie wissen schon … Ich habe gerade geräuchert!«
    » Geräuchert«, wiederholt der Mann beeindruckt.
    » Was denn?«, fragt die Frau.
    » Salsiccie«, sage ich schnell. Und auf italienisch, damit es besser klingt.
    » Salsiccie?«, wiederholt die Blondine.
    » Würstchen«, erkläre ich.
    » Hmmm«, macht sie. » Kann man die schon probieren?«
    » Nein«, schüttle ich bedauernd den Kopf. Dann breite ich die Arme aus und gehe noch mal einen Schritt auf sie zu, und tatsächlich, jetzt gehen sie ein paar Schritte rückwärts. Endlich. » Frühestens in einer Woche.«
    » Schade«, sagt die Frau.
    » Was können Sie uns dann empfehlen?«, fragt der Mann.
    » Nehmen Sie doch erst mal Platz«, sage ich freundlich und treibe sie weiter in Richtung Terrasse. » Wie wär’s mit dem Tisch da drüben?«
    Die beiden setzen sich, ich hole einen Lappen und wische damit über den Tisch. Nicht, dass er schmutzig wäre, ich brauche bloß ein bisschen Zeit zum Nachdenken.
    » Darf es schon etwas zu trinken sein?«, frage ich.
    » Stilles Wasser«, sagt die Frau.
    » Ein Bier«, sagt der Mann.
    Ich verschwinde wieder im Haus, ohne Eile. Inzwischen reift in meinem Kopf eine Idee.
    » Bitte sehr«, sage ich, als ich wieder an den Tisch trete und den beiden ihre Gläser hinstelle. » Und nun zum Essen. Wissen Sie, die Küche öffnet erst heute Abend wieder, aber ich könnte Ihnen unsere Tagesspezialität anbieten, wenn Sie möchten.«
    » Und die wäre?«, fragt die Frau gespannt.
    » Rigatoni alla panna.«
    » Aha. Was ist denn das?«
    » Ein Pastagericht mit einer ganz speziellen Sahnesauce.«
    » Sahne«, wiederholt die Frau und schaut drein, als würde sie schmelzen. Doch dann schüttelt sie den Kopf und klopft sich auf den Bauch. » Das ist leider nichts für meine Linie.«
    Oh nein. Komm bloß nicht auf die Idee, dir ein Stück Fleisch oder einen Salat zu wünschen.
    » Es ist ganz leicht«, sage ich schnell und zwinkere ihr zu, um zu signalisieren, dass wir Frauen uns schon verstehen.
    » Meinen Sie?«, sagt sie und zwinkert zurück.
    » Quasi fast keine Kalorien«, grinse ich.
    » Außerdem sind wir gewandert«, beruhigt sie der Mann. » Also, ich nehme diese Nudeln.«
    » Okay«, sagt die Frau. » Ausnahmsweise. Her damit.«
    » Vorzügliche Wahl«, sage ich, drehe mich um und gehe.
    » Siehst du«, höre ich den Mann hinter mir sagen. » Es ist doch eigentlich ganz nett hier. Keine Ahnung, was die alle haben!«
    Den letzten Satz kann ich nicht richtig deuten. Alle? Wer sind alle? Und wieso nur eigentlich nett?

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