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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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paar schöne, dicke Scheiben Speck. Die gebe ich in eine Pfanne, ohne Fett, und passe auf wie ein Fuchs, dass sie nicht anbrennen. Es brutzelt und spritzt, ich rühre und schiebe und reiße gerade noch rechtzeitig die Pfanne vom Herd, als sie ein bisschen zu braun werden.
    Macht nichts, die gehen noch.
    So, was kommt als Nächstes?
    Den ausgelassenen Speck über die Brötchenwürfel geben.
    Das ist einfach. Ich kippe ihn in die Schüssel. Mann, wie das duftet!
    Vier Eier hinzufügen und mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Gut durchkneten.
    Ich hole die Eier aus dem Kühlschrank und schlage eines nach dem anderen auf.
    Nein, ich bin nicht verrückt geworden. Dies hier ist Teil eins meines großen Marketingplans. Als Erstes werde ich dafür sorgen, dass es hier wieder etwas zu essen gibt, das ich erhobenen Kopfes servieren kann. Und dann starte ich eine Werbekampagne. Gestern habe ich fast den ganzen Sonntag mit Tante Johannas Kochbuch im Bett verbracht, es gründlich studiert und mir drei Rezepte herausgesucht: eine Suppe, ein Hauptgericht und einen Nachtisch. Ich habe extra darauf geachtet, dass es keine komplizierten Gerichte sind – so etwas wie mit dem Gulasch passiert mir nicht noch einmal.
    Heute Morgen war ich noch einmal im Tal, einkaufen: Eier und Speck und Butter und Sahne und Äpfel und Zitronen und Mehl. Ich habe mich gefühlt wie ein echter Profi, wie ich da mit dem Einkaufswagen durch die langen Gänge des Großmarkts marschiert bin.
    Zurück in Alrein habe ich versucht, Gianni dazu zu bringen, mir zur Seite zu stehen, aber als ich vorhin an die Tür seines Zimmers geklopft habe, hat er nur leise gejammert: » Sono a letto! Sono ammalato!« Ich habe ihm eine Tasse Tee ans Bett gebracht, und er sah so elend aus, dass ich es nicht übers Herz gebracht habe, ihn zu schimpfen, warum er sich nicht von alleine abgemeldet hat. Na ja, der wird staunen, wenn ich ihm nachher sein Essen bringe. So eine schöne Speckknödelsuppe hat schon ganz andere Leute wieder aufgerichtet.
    Zum Schluss noch fein gehackte Petersilie untermischen.
    Petersilie, sehr gut. Voller gesunder Vitamine. Hack, hack, hack. Easy. Ich frage mich wirklich, wieso ich mir gleich als erste Übung das Gulasch angetan habe. Ein Schmorgericht, und das ganz am Anfang. Übertriebener Ehrgeiz bringt einen auch nicht weiter, das habe ich schon immer gesagt.
    In einem großen Topf Wasser zum Kochen bringen, dieses salzen und aus dem Knödelteig mit nassen Händen etwa 10–12 kleine Knödel formen.
    Das Tolle an den Speckknödeln ist: Man kann so viel daraus machen! In meinem Menü werden sie zwar die Hauptrolle spielen, ganz einfach serviert, bloß mit Butter und Parmesan, so schmecken sie nämlich am besten. Aber theoretisch kann man sie natürlich auch in eine kräftige Brühe geben. Man kann sie klein schneiden und mit ein paar Zwiebeln in der Pfanne zum Gröstl verbraten. Man kann sie sogar als Beilage nehmen, sobald es hier mal wieder ein richtiges Fleischgericht gibt. Und sie sind so schnell hergestellt! Ich stehe noch keine zwei Stunden in der Küche und schwupps, schon liegen sie vor mir, auf einem großen Holzbrett hübsch nebeneinander aufgereiht.
    Sobald das Wasser sprudelnd kocht, Knödel nacheinander hineingeben, die Flamme dann sofort kleiner drehen und das Wasser nicht mehr aufwallen lassen. Die Knödel etwa 20 Minuten ziehen lassen.
    Ich lasse einen Knödel nach dem anderen ins Wasser plumpsen, es sprudelt wie wild. Ich drehe die Hitze runter, eine weiße Schaumschicht hat sich gebildet, so ähnlich, wie sie beim Nudelnkochen manchmal entsteht. Ich rühre ein bisschen, um zu sehen, wie es darunter aussieht.
    Nanu?
    Ich rühre noch einmal, diesmal tiefer, da erwische ich etwas und hebe es aus dem Wasser. Das war einmal ein Knödel. Jetzt ist nur noch ein walnussgroßer, matschiger Klumpen übrig, der ungefähr so appetitlich aussieht wie eine Wasserleiche.
    Ich rühre noch einmal um und hebe einen weiteren Knödel heraus. Er ist genauso aufgeweicht und aufgeschwemmt wie der erste, während das Wasser, in dem die Knödel kochen sollten, zu einer bleichen Suppe mit Schwabbeleinlage geworden ist.
    Ich verziehe das Gesicht, dann nehme ich den Topf vom Herd. Wie heißt es in der Bibel? Erde zu Erde, Staub zu Staub – dann wird wohl der Biomüll zum Biomüll gehören. Festtage für die Würmer, die den Komposthaufen besiedeln!
    Tja.
    Ach, was soll’s. Zum Glück gibt es in der Südtiroler Küche Gerichte, die noch unkomplizierter sind.

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